Toxisches Schocksyndrom: Tampons in der Kritik

Toxisches Schocksyndrom: Tampons in der Kritik
Forscher konnten nun belegen, dass Tampons die Infektion auslösen - wie auch Menstruationstassen.

Vor zwei Jahren vergaß Emily Pankhurst neun Tage lang ihren Tampon zu wechseln. Als die damals 20-jährige Studentin das Hygieneprodukt entfernte, hatte sich dieses bereits schwarz verfärbt. Wenige Stunden später lag Pankhurst auf der Intensivstation, wo Ärzte drei Tage lang um das Leben der Britin kämpften. Wie die junge Frau später erfuhr, hatte der Tampon ein toxisches Schocksyndrom (TSS), eine durch Bakterien hervorgerufene Infektion, ausgelöst. Dem US-amerikanischen Model Lauren Wasser mussten infolge einer derartigen Infektion beide Unterschenkel amputiert werden.

Die Geschichten der beiden Frauen sorgten weltweit für Schlagzeilen. Viele Frauen, die Tampons ganz selbstverständlich verwenden, wollten dennoch nicht so recht glauben, welche drastischen Folgen das Vergessen von Tampons haben kann. Nun konnten Forscher belegen, dass die gepressten Baumwollbäusche tatsächlich das TSS auslösen können.

Tampons als Verursacher

"Die Verwendung von Tampons kann das seltene toxische Schocksyndrom verursachen, wenn die Vagina der Frau mit dem Bakterium Staphylococcus aureus besiedelt wurde", so das Fazit der Wissenschafter der französischen Universität Lyon I im Fachblatt Applied and Environmental Microbiology.

Für die Erhebung wurden 15 Tampons, die derzeit am Markt erhältlich sind, im Labor untersucht. Zum Vergleich wurden Menstruationstassen analysiert. Im Gegensatz zum Tampon sind Menstruationstassen aus Silikon wiederverwendbar. Während der Tampon das Blut aufsaugt, wird die Flüssigkeit in der Tasse gesammelt und nach dem Entfernen ausgeleert. Konkret wurde erhoben, ob und unter welchen Bedingungen Tampons oder Menstruationscups zur Bildung des Bakteriums Staphylococcus aureus und des Giftstoffes, der in weiterer Folge das TSS auslöst, beitragen.

Es stellte sich heraus, dass Tampons aus Bio-Baumwolle nicht sicherer sind als herkömmliche Tampons, die meist aus einer Mischung von Baumwolle und Viskose bestehen. Etwaige Unterschiede zwischen den Tampons, die die Bildung der Bakterien begünstigten oder hemmten, seien nicht auf Schadstoffe zurückzuführen. Vielmehr könnte die individuell unterschiedliche Struktur, Dichte und Beschaffenheit der verwendeten Materialien dafür verantwortlich sein, betont Gerard Lina, Mikrobiologe und Studienleiter.

Lufträume begünstigen Bakterienbildung

Bei Untersuchungen unter dem Mikroskop habe sich gezeigt, dass Räume zwischen den Fasern die Aufnahme von Luft in die Vagina und damit die Bildung des Bakteriums begünstigen. Lina empfiehlt daher Tampons jedenfalls häufig zu wechseln. Hersteller empfehlen, je nach Stärke der Blutung, alle drei bis sechs Stunde einen neuen Tampon einzuführen.

Menstruationstassen förderten die Bakterienbildung im Laborsetting im Vergleich zu Tampons in größerem Maß. Dies sei auf die Form und Größe der Cups zurückzuführen, die eine größere Luftaufnahme in die Vagina und die Entstehung eines Biofilms in Inneren des Cups bedingen würden. Lina rät daher, die Tassen nach dem Tragen immer auszukochen.

"Das toxische Schocksyndrom ist eine seltene aber gravierende Erkrankung, für die Fieber, Hautausschlag und eine damit verbundene Ablösung der oberen Hautschicht sowie multiples Organversagen charakteristisch sind", warnt Lina.

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