Todesfälle in Pflegeheimen: "Das Testen ist zu wenig effektiv"
Diese Nachricht sorgte für Aufsehen: Von allen Covid-Toten seit Pandemiebeginn lebte ein Drittel in Pflegeheimen. Das geht aus der Beantwortung einer Anfrage hervor, die von den Neos an das Gesundheitsministerium gestellt wurde. Jetzt gibt es heftige Diskussionen darüber, wo die Gründe dafür zu suchen sind.
„Mir sind Pflegeheime bekannt, da wird beim Personal nur dreimal in der Woche ein Antigen-Test durchgeführt“, sagt Gerald Loacker, Pandemiesprecher der Neos. „Und bei den Sanitätern, die ein und aus gehen, schaut man auch nicht überall mit gleicher Sorgfalt nach einem Impf- oder Testnachweis.“
Loacker sieht darin einen der Gründe, warum 2021 trotz hoher Impfrate immer noch fast jeder vierte Covid-Tote (23 %) ein Pflegeheimbewohner war.
„Wir können die Pflegeeinrichtungen nicht komplett abschotten“, sagt Markus Mattersberger vom Verein Lebenswelt Heim, ein Bundesverband von 650 Einrichtungen. „Das Personal muss genesen, geimpft oder PCR-getestet sein. Wo kein PCR-Test möglich ist, wird bei jedem Dienstantritt ein Antigen-Test durchgeführt.“
Besucher müssen geimpft oder genesen und PCR-getestet sein – in der Regel sind zwei Besucher pro Tag erlaubt, teilweise auch mehr. „Wir können aber Heimbewohner, die das Haus vorübergehend verlassen, nicht zu einem Test verpflichten.“ Generell zeige sich bei Omikron, dass Ansteckungen nicht so leicht zu vermeiden sind: „Cluster werden oft erst per Zufall durch Routinetests erkannt. Zu Sterbefällen kommt es vornehmlich bei Nicht-Geimpften und Menschen, die auf eine Impfung nicht ansprechen.“
Bei Geimpften seien die Sterbezahlen aber deutlich geringer. "Wir können Omikron nicht mehr komplett aus den Heimen heraushalten, aber überall dort, wo die Impfrate hoch ist, können wir mit der Situation sehr gut umgehen."
„Das Testen ist ein Mosaikstein, der aber – als Momentaufnahme – zu wenig effektiv ist“, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger. Und gelegentlich „werden da wegen des Personalmangels beide Augen zugedrückt, man gibt sich mit Antigen-Tests zufrieden. Wenn man wirklich die offene Flanke möglichst effektiv schließen will, dann muss eine sofortige Impfpflicht für das gesamte Gesundheits- und Pflegepersonal verordnet werden.“
Je nach Heim sind laut Mattersberger zwischen 75 und bis zu 90 Prozent des Personals geimpft, bei den Bewohnern sind es 85 bis 90 Prozent.
Bachinger betont auch, dass verschärfte Kontaktbeschränkungen für Besucher keine Lösung sind: „Die führen zu massiven Verschlechterungen des Gesundheitszustandes vieler Bewohner, da gibt es große Kollateralschäden.“
Generell ist das Alter einer der wichtigsten Risikofaktoren: Die meisten Covid-Todesopfer sind älter als 65 Jahre. „Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt ab 50 bis 60 Jahren stetig an“, heißt es beim deutschen Robert-Koch-Institut (RKI). „Von schweren Krankheitsverläufen weiterhin am stärksten betroffen sind ungeimpfte Menschen in höheren Altersgruppen.“
Trotzdem kommt es auch bei 30- bis 60-Jährigen zu mitunter lebensbedrohlichen Komplikationen, besonders dann, wenn es zusätzliche Risikofaktoren wie erhöhten Blutdruck oder Übergewicht gibt.
Allerdings ist mit Omikron das individuelle Risiko deutlich gesunken: In der Anfangsphase der Pandemie mussten 10 von 100 PCR-Positiven in einem Spital aufgenommen werden, jetzt ist es nur noch einer von 100.
Dass aber auch Omikron Todesfälle fordert, zeigt eine Erhebung der WHO: Weltweit ist bereits eine halbe Million Menschen an einer Covid-19 Erkrankung gestorben, die durch diese Virusvariante verursacht wurde.
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