„Derzeit sind für Antigen-Tests aber noch zu wenige firmenunabhängige Daten verfügbar“, betont Georg Mustafa; Präsident der Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin. Deshalb führen die AGES, Krankenhäuser oder Labore momentan eigene Überprüfungen der Angaben der Hersteller zur Nachweisgenauigkeit der Tests durch – das Gesundheitsministerium will mit einer neuen Verordnung eine solche Validierung verpflichtend machen. Doch Mustafa betont auch: „Wir setzen große Hoffnung in diese Tests, sie sind aber nur eine Ergänzung zu den PCR-Tests.“ Das sagt auch Molekularbiologe Michael Wagner, Uni Wien, einer der Entwickler des PCR-Gurgeltests: „Antigen-Tests sind keine Konkurrenz zu PCR-Tests – die sind der Goldstandard. Es wird damit keine absolute Sicherheit geben können. Aber vor einer Veranstaltung kann ich damit mögliche Superspreader herausfinden.“
PCR-Tests
Nachweis von Genen. Bei diesen werden im Labor genetische Informationen des Virus aus geringen Probenmengen in mehreren Zyklen vervielfältigt. „PCR-Tests erkennen Nichtinfizierte mit einer Wahrscheinlichkeit von an die 100 %, wenn sie gut durchgeführt werden“, sagt Laborarzt Mustafa. Dies liege daran, dass auf zumindest zwei, oder sogar drei verschiedene Genstrukturen des Virus getestet wird – nur wenn beide oder alle drei nachgewiesen werden, gilt der Test als positiv. Infizierte werden dann nicht entdeckt, wenn die Infektion schon stattgefunden hat, aber im Rachen noch kein Virus nachweisbar ist. PCR-Tests mit Gurgelspülung für zu Hause (die Probe muss dann an ein Labor geschickt werden) gibt es in Apotheken, sowie in den Online-Shops von bipa und im Laufe dieser Woche auch wieder von dm. PCR-Tests kosten zwischen 80 und 150 Euro.
Gurgeltests
Andere Probenentnahme. Wenn derzeit von Gurgeltests gesprochen wird, sind PCR-Tests gemeint. Allerdings wird dabei kein Nasen-Rachen-Abstrich genommen, sondern mit einer speziellen Lösung gegurgelt – was wesentlich angenehmer ist. „Die Ergebnisse sind mit einem Nasen-Rachen-Abstrich absolut vergleichbar“, sagt Mikrobiologe Wagner. „Und man kann dabei nichts falsch machen.“ Er koordiniert jenes Projekt, bei dem ab 28. 9. an 250 Schulen alle drei bis vier Wochen rund 14.000 Schülerinnen und Schüler sowie 1.200 Lehrer auf eine akute Coronavirus-Infektion getestet werden. Geleitet wird das Projekt von der Uni Wien, wichtige Partner sind die MedUnis in Wien, Graz und Innsbruck sowie die Medizin-Fakultät der Uni Linz. Zehn Mal soll die Testung der Schüler und Lehrer m Laufe des Schuljahres wiederholt werden.
Antigen-Tests
Nachweis von Eiweißen. Diese Tests weisen nicht Gene, sondern für das Virus typische Proteine (Eiweiße) nach, wenn sie in ausreichender Konzentration in der Probe vorhanden sind. „Wenn diese Tests so gut sind wie die Hersteller versprechen, was derzeit geprüft wird, könnten sie in jeder Ordination oder Ambulanz als Schnelltest aufliegen“, sagt Labormediziner Mustafa. Besonders Menschen in ihrer hochinfektiösen Phase sollten damit gut zu entdecken sein. „Altersheime etwa könnten am Eingang die Besucher testen“, ergänzt Mikrobiologe Wagner. Wer einen positiven Antigen-Test bekommt, muss ihn immer durch einen PCR-Labortest verifizieren. Die derzeit auf den Markt kommenden Antigen-Tests sind für professionell abgenommene Nasen-Rachen-Abstriche ausgelegt, also keine Selbsttests für zu Hause. Kosten: ca. 30 Euro.
Antikörper-Tests
Nachweis von Abwehrstoffen. Diese Tests überprüfen, ob der Körper als Folge einer Infektion im Blut Antikörper (Abwehrstoffe) gegen SARS-CoV-2 gebildet hat. „Antikörpertests haben primär eine Bedeutung in der Betrachtung zurückliegender Ereignisse“, sagt Labormediziner Mustafa. „Sie weisen auf vergangene, bereits durchgemachte Infektionen hin und man kann dann spekulieren, ob eine Immunität gegen eine weitere Infektion besteht. Nur in ausgesuchten Fällen bieten sie eine Information über eine aktuelle Infektion.“ Im Allgemeinen sind sie für die Frühdiagnostik nicht geeignet. Testet man eine größere Stichprobe, „kann man damit auch eine Aussage über die Durchseuchung der Bevölkerung machen“. Bei Selbsttests besteht das Risiko, dass sie ähnliche Antikörper anderer Coronaviren anzeigen und ein falsches Ergebnis liefern. Kosten: Ca. 35 Euro.
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