4 Jahre nach Pandemiebeginn: Wo die Forschung heute steht
Vor vier Jahren, am 25. Februar 2020, wurde in Österreich, in Innsbruck, erstmals "Covid-19" diagnostiziert. Anfangs war kaum etwas über das neuartige Virus bekannt. Weltweit forschten Wissenschafter intensiv und auch erfolgreich daran, Therapien und Impfstoffe zu entwickeln.
Heute hat die Pandemie ihren Schrecken verloren. Die wissenschaftliche Aufarbeitung läuft aber weiter. Beinahe täglich werden zahlreiche Studien veröffentlicht. Vier aktuelle Forschungsschwerpunkte im Überblick:
- Suche nach einem Test für Long Covid
Die Diagnose Long Covid bei langanhaltenden Covid-Symptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung nach einer Infektion erfolgt derzeit häufig über den Ausschluss anderer möglicher Ursachen. Es wird daher versucht, Biomarker, also bestimmte Laborwerte, im Blut zu finden, die eine Diagnose und in weiterer Folge eine Therapie ermöglichen. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass dies der Immun- und Hormonspiegel sowie bestimmte Entzündungsbotenstoffe im Blut, sogenannte Zytokine, sein könnten.
Das Hormon Kortisol, mit dessen Mangel Müdigkeit und Energielosigkeit in Verbindung gebracht werden, sei bei Long-Covid-Patienten deutlich weniger vorhanden. Diese Werte allein zu messen, ist jedoch kein eindeutiger Hinweis auf Long Covid, sodass es weitere Forschung für einen Bluttest braucht. In einer aktuellen Studie der Uniklinik Essen konnten die Biomarker zudem nicht endgültig bestätigt werden.
- Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugend
Jüngere litten teils besonders unter den Einschränkungen. Es kam etwa zu einer Zunahme von Übergewicht und zu einem Bewegungsmangel, der sich laut Studien bisher noch nicht umkehrte. Bereits vor der Pandemie bewegten sich Kinder und Jugendliche weniger als die von der WHO empfohlenen 60 Minuten am Tag. Während der Pandemie sank diese Aktivität im europäischen Schnitt laut einer Untersuchung des deutschen Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) um weitere zwölf Minuten. Besorgniserregend sei laut den Studienautoren vor allem, dass diese Entwicklung sich nicht umkehrt. Der Bewegungsmangel sei am stärksten in der Gruppe der 8- bis 12-jährigen. Die Ursache wird laut den Studienautoren vor allem in Schulschließungen und Einschränkungen von Kursen und Vereinssport gesehen.
Ein weiterer Aspekt: Weltweit wurden 20 bis 30 Prozent mehr Fälle verfrühter Pubertät erfasst. Schon seit Jahrzehnten wird eine immer früher einsetzende Pubertät beobachtet – die Pandemie hat diesen Effekt scheinbar noch verstärkt. Weltweit wurden 20 bis 30 Prozent mehr Fälle verfrühter Pubertät erfasst. Als verfrüht gilt die Entwicklung äußerer Geschlechtsmerkmale, etwa das Wachsen von Scham- und Achselhaaren, bei Jungen vor dem vollendeten neunten und bei Mädchen vor dem vollendeten achten Lebensjahr. Vermutet wird ein Einfluss mehrerer Faktoren. Eine Erklärung könnte etwa eine höhere psychosoziale Belastung sein. Frühere Studien zeigen, dass Kinder dann früher körperlich reifen. Auch Übergewicht ist ein möglicher Faktor für eine früh einsetzende Pubertät – viele Kinder bewegten sich während der Pandemie weniger und nahmen zu. Generell ist das durchschnittliche Alter bei Pubertätsbeginn laut einer Bonner Studie seit den 1970er Jahren um etwa drei Monate je Jahrzehnt gesunken.
- Covid-19 und das Risiko für Typ-2-Diabetes
Dass es einen Zusammenhang zwischen Diabetes und Covid-19 gibt, war schon während der Pandemie klar. Einerseits ist Diabetes ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf, andererseits macht es eine Covid-19-Infektion wahrscheinlicher, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Forscher des Uniklinikums Duisburg-Essen fanden nun heraus: Die Covid-19-Impfung scheint das Diabetesrisiko um 21 Prozent zu senken. Auch Studien aus den USA und Hongkong zeigen vergleichbare Ergebnisse. Es wurde zudem beobachtet, dass sich das Diabetesrisiko umso stärker senkte, je höher die Zahl der Impfdosen war. Der zugrundeliegende Mechanismus ist allerdings unklar.
- Körperliche Aktivität schützt vor schwerem Verlauf
Eine US-Studie mit den Daten von rund 62.000 älteren Erwachsenen (Durchschnittsalter: 76 Jahre) ergab, dass jene, die ein höheres Maß an körperlicher Aktivität vor Beginn der Pandemie hatten, sich mit einer um zehn Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit mit Covid-19 infizierten. Bei einer Infektion hatten sie ein um 27 Prozent geringeres Risiko für einen Krankenhausaufenthalt. Auch Profisportler, die zwischen 2020 und 2023 untersucht wurden, erkrankten weniger häufig und zumeist weniger stark. Das zeigt eine Studie des Uniklinikums Tübingen mit knapp 1.500 Athletinnen und Athleten. Das Ergebnis: Profisportler waren seltener und kürzer von akuten Symptomen betroffen. Zwar kam es wie auch bei Breitensportlern zu relevanten Trainingsausfällen, allerdings nahmen Spitzensportler ihr Training wieder früher auf.
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