"Wir erwarten nicht, dass es dadurch (die gleichzeitige Verabreichung, Anm.) eine Auswirkung darauf gibt, wie gut die Covid-Impfung wirkt", sagt Lazarus.
Engmaschige Beobachtung
Für die Studie wurden die Impfreaktionen und (mittels Blutprobe) die Immunantwort von 679 Menschen untersucht. Bei ihrem ersten Impftermin bekamen sie in einen Arm ihre zweite Biontech/Pfizer- bzw. Astra Zeneca-Impfung, in den anderen einen von drei Grippe-Impfstoffen oder ein Placebo (wirkungsloser Scheinimpfstoff).
Drei bis vier Wochen später gab es einen zweiten Termin, berichtet The Guardian. Wer beim ersten Mal eine Grippe-Impfung erhielt, bekam dabei ein Placebo - und umgekehrt.
Drei Viertel der Freiwilligen berichteten über mindestens eine systemische Impfreaktion (also über z. B. Rötungen an der Impfstelle hinaus), wie etwa Müdigkeit oder Kopfschmerzen. In der Häufigkeit gab es aber keinen Unterschied zwischen jenen, die beide Impfstoffe erhalten hatten und jenen, die nur die Covid-Impfung und statt der Grippe-Impfung ein Placebo bekommen hatten. Unter den seltenen Berichten schwererer Reaktionen war eine Person, die wegen Migräne in ein Spital gebracht werden musste.
Am Ende der Studie erklärten 97 Prozent der Freiwilligen, sie seien bereit, auch in Zukunft beide Impfstoffe zu einem Termin zu erhalten.
Die Daten sind derzeit nur vorveröffentlicht, nach der wissenschaftlichen Begutachtung durch unabhängige Experten sollen sie im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht werden.
Experten-Empfehlungen sehen keine Bedenken
Die deutsche Ständige Impfkommission (STIKO) hat bereits eine aktuelle Empfehlung veröffentlicht, wonach die Grippeschutzimpfung gleichzeitig mit der Coronaschutzimpfung verabreicht werden kann, wie der deutsche Immunologe Carsten Watzl betont.
Wörtlich heißt es in der Empfehlung: "Zwischen Covid-19-Impfungen und anderen Totimpfstoffen (Influenza-Impfstoffe sind Totimpfstoffe aus inaktivierten Viren, Anm.) muss ab sofort kein Impfabstand mehr eingehalten werden. Sie können simultan gegeben werden." Allerdings sollten die Injektionen "in der Regel an unterschiedlichen Gliedmaßen" erfolgen.
Auch in den aktualisierten Anwendungsempfehlungen des Nationalen Impfgremiums in Österreich (NIG) findet sich in der neuesten Version vom 29.9. eine ähnliche Formulierung: "Die gleichzeitige Verabreichung von COVID-19-Impfstoffen mit anderen Lebend- oder Totimpfstoffen (inkl. Influenza-Impfstoffen) ist möglich und sinnvoll (unterschiedliche Impfstelle)."
Im vergangenen Winter ist durch die Hygienemaßnahmen (Masken, Abstand, Händewaschen) die Grippewelle ausgefallen. Allerdings betonte die Virologin Monika Redlberger-Fritz erst kürzlich: "Die Erfahrungen zeigen, dass auf sehr schwache Grippewellen meist starke epidemische Aktivitäten folgen. Dadurch kommt auch in der kommenden Wintersaison der Influenzaschutzimpfung wieder eine große Bedeutung zu."
Wie bereits letztes Jahr wird auch in der kommenden Saison die Influenzaschutzimpfung für Kinder von sechs Monaten bis 14 Jahren gratis im Rahmen des Kinderimpfprogramm zur Verfügung stehen.
Die jährliche Influenza-Welle beginnt in der Regel nach der Jahreswende. Nach der Impfung dauert es zehn bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist, heißt es beim deutschen Robert Koch-Institut (RKI): "Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird deshalb empfohlen, sich ab Oktober bis Mitte Dezember impfen zu lassen. Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, kann es auch zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen. Schließlich ist nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern wird."
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