Das Ergebnis: „Die meisten Krebspatienten bilden Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus, allerdings in einem geringeren Ausmaß als Gesunde.“ Am schlechtesten sprachen Patienten mit Blutkrebserkrankungen wie Lymphomen an, wenn sie eine Therapie erhielten, die die Bildung bestimmter Immunzellen (B-Zellen) unterdrückt: Denn diese Immunzellen sind auch die antikörperbildenden Zellen.
„Hier muss man im Einzelfall über den besten Impfzeitpunkt entscheiden“, sagt Preusser: „Optimal wäre es vor einer solchen Therapie, weil das die Chance auf ein besseres Ansprechen erhöht. War das nicht möglich, rate ich in der Regel zu einer Impfung unter laufender Therapie. Da es im Einzelfall nicht möglich ist zu sagen, wie gut der Schutz ist, sollten alle Menschen im Umfeld von Patienten mit geschwächtem Immunsystem geimpft sein.“
Eine zweite Gruppe, die zwar etwas besser, aber ebenfalls nicht besonders gut ansprach, waren Patienten unter Chemotherapie.
Die höchsten Antikörperspiegel unter den Krebspatienten hatten jene mit sogenannten zielgerichteten Therapien, die in Vorgänge eingreifen, die für das Tumorwachstum wichtig sind. „Aus anderen Untersuchungen weiß man, dass es Patienten gibt, die wenige oder gar keine Antikörper bilden, aber trotzdem das System ihrer Abwehrzellen aktivieren.“
"Größtes Risiko beim Nichtimpfen"
Das zeigen auch Studien mit Patienten mit entzündlichem Rheuma, die ebenfalls oft eine Therapie benötigen, die das Immunsystem schwächt, sagt Daniel Aletaha‚ Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie. Und: „Das größte Risiko eines Nichtansprechens einer Impfung gibt es dann, wenn man nicht impft.“ Auch bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen spreche eine Nutzen-Risiko-Abwägung ganz klar für die Impfung: „Ungeimpft ist ihr Risiko, bei einer Infektion schwer krank zu werden, sehr hoch.“
Was sich auch zeigt: Bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis, die nach den ersten beiden Impfungen keine Antikörper bilden konnten, führt die dritte Impfung doch noch zu einer Antikörperantwort bzw. zu einer zellulären Immunantwort, zeigen die Daten einer noch nicht veröffentlichten "Booster-Studie" der Klinischen Abteilung für Rheumatologie. Und in der Studie mit Krebspatienten war klar zu sehen: "Wer zwei Mal geimpft war und dann eine Infektion durchgemacht hatte - das waren einige wenige Patienten -, der hatte die höchsten Antikörper-Spiegel", sagt Preusser.
„Die einzige wirkliche absolute Kontraindikation (ein Umstand, der die Anwendung eines bestimmten Medikaments verbietet, Anm.) ist bei den mRNA-Impfstoffen eine Unverträglichkeit gegen einen Bestandteil des Impfstoffes, Polyethylenglykol (PEG)“, sagt die Immunologin Nina Pilat-Michalek von der MedUni Wien (Uni-Klinik für Allgemeinchirurgie). „Das ist aber sehr, sehr selten.“
Generell treten starke allergische Reaktionen mit nur fünf Fällen pro Million Impfdosen von Biontech/Pfizer auf. „Ich bin gegen eine Impfpflicht, aber ich empfehle mit der einen Ausnahme jedem die Impfung. Natürlich muss man bei chronisch Kranken den Zeitpunkt besprechen. Aber das ist doch bei Gesunden genauso: Da lässt man sich auch nicht impfen, wenn man gerade einen schweren Infekt durchmacht.“
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