Schimmelpilzinfektion bei Covid-19-Intensivpatienten problematisch
Bei schwerer Covid-19-Erkrankung kommt es fallweise zusätzlich in der Lunge zu einer Komplikation durch den Schimmelpilz Aspergillus. Die Covid-assoziierte pulmonale Aspergillose (CAPA) kann den Krankheitsverlauf verschlechtern und die Sterblichkeit erhöhen. Forscher der Med-Uni Graz empfehlen aufgrund ihrer Erfahrungen seit dem Herbst 2020 eine antimykotische Prophylaxe. Die Daten ihre Beobachtungsstudie haben sie in der Zeitschrift "Critical Care" veröffentlicht.
Prophylaktische Verabreichung
Aspergillus ist ein weltweit verbreiteter Schimmelpilz, der allerorten vorkommt, leicht eingeatmet werden kann und für gesunde Menschen keine Gefahr darstellt. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann er die Lunge befallen. Für schwer erkrankte Covid-19-Patienten kann sich diese Pilzinfektion allerdings rasch zu einem lebensbedrohlichen bis tödlichen Problem entwickeln. Laut Angaben der Med-Uni Graz ist die publizierte Arbeit die weltweit erste, welche die Wirksamkeit einer Pilz-Prophylaxe zur Verhinderung einer CAPA bei Patienten auf der Intensivstation untersuchte.
Die Grazer Forscher haben seit September 2020 den Krankheitsverlauf von 132 Covid-19-Intensivpatienten in Graz nachverfolgt, wie Robert Krause, supplierender Leiter der klinischen Abteilung für Infektiologie an der Med-Uni Graz gegenüber der APA schilderte. In zehn Fällen wurde innerhalb einiger weniger Tage zumindest ein diagnostisches Kriterium einer CAPA festgestellt, im Durchschnitt rund um den sechsten Tag. "Wir konnten in dieser Arbeit erstmals in Österreich eine konkrete Inzidenzzahl für die CAPA im Intensivbereich definieren", betonte Krause.
57 Prozent erhielten eine antimykotische Prophylaxe (überwiegend Posaconazol). Unter ihnen fand sich im Laufe der Tage nur ein CAPA-Fall. "Wir konnten in unserer Studie zeigen, dass die prophylaktische Verabreichung eines Pilzmedikaments mit definierter Wirkung gegen Schimmelpilze CAPA-Fälle verhindern konnte", fasste Krause zusammen: In der Gruppe der Patienten mit Pilz-Prophylaxe entwickelten insgesamt zwei Prozent innerhalb von 30 Tagen eine CAPA, in der Nichtprophylaxe-Gruppe jedoch 17 Prozent.
87 Prozent der Covid-Patienten, die eine CAPA entwickelt haben, verstarben, schilderte Robert Krause die zentralen Ergebnisse. "Wir machen die Pilzprophylaxe jedenfalls weiter, um das Auftreten von CAPA zu verhindern", betonte der Grazer Infektiologe.
Während in der westlichen Welt vor allem die Aspergillose in Zusammenhang mit Covid-19 zu lebensbedrohlichen Verläufen führen kann, ist es in Indien vor allem die Mukormykose, auch "Black Fungus" genannt, die die Situation für schwerkranke Covid-Patienten verkompliziert. Die Schlussfolgerungen der jüngsten Publikation könnte laut Med-Uni Graz auch für diese gefürchtete Pilzinfektion Bedeutung haben, da das in der Studie verwendete Pilzmedikament ebenso wirksam gegen Schimmelpilze aus der Gattung der Mucorales spp. sei.
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