Lungenkrebs: 80-prozentige Überlebensrate durch Untersuchungen

Arztpraxis
Jährliche Untersuchungen erhöhen die Überlebenschancen. In Österreich gibt es derzeit kein Screening-Programm.

Wird ein Lungenkarzinom im Rahmen einer jährlichen Untersuchung frühzeitig erkannt, beträgt die Überlebensrate für die nächsten 20 Jahre mehr als 80 Prozent. Diese eindeutig für ein solches Programm sprechenden Ergebnisse hat eine groß angelegte US-Studie ergeben. In Österreich gibt es ein solches Programm nicht.

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Derzeit sterben weltweit pro Jahr rund 1,8 Millionen Menschen an Lungenkrebs. Heilungschancen gibt es aber de facto nur, wenn ein solches Karzinom im möglichst frühen Stadium entdeckt wird. In Österreich ist das nur bei etwa 20 Prozent der Erkrankungen der Fall. Deshalb sterben pro Jahr noch immer rund 4.000 Menschen an Lungenkrebs - bei rund 4.800 Neuerkrankungen.

Seit 2011 ist laut wissenschaftlichen Studien belegt, dass eine einmal jährlich durchgeführte Computertomografie (Niedrig-Dosis-CT) zu viel mehr Früherkennung bei Risikopersonen führt. Jetzt zeigt eine neue Studie, wie gut der Effekt über 20 Jahre hinweg ist.

Claudia Henschke von der Abteilung für diagnostische, molekulare und interventionelle Radiologie der Icahn School of Medicine (New York) und ihre Co-Autoren mit internationaler Beteiligung haben die Daten des internationalen Lungenkrebs-Früherkennungs-Aktionsprogrammes (I-ELCAP) mit 89.404 Teilnehmern analysiert. Bei 1.257 (1,4 Prozent) Personen war eine erste Lungenkarzinomerkrankung im Rahmen der jährlichen Untersuchungen diagnostiziert worden.

Die Wissenschafter: "Die Zehn-Jahres-Überlebensrate bei festgestellter Lungenkarzinomerkrankung lag bei 81 Prozent, nach 20 Jahren betrug sie ebenfalls 81 Prozent." Bei einer Karzinomerkrankung im frühesten Stadium - immerhin war das bei 181 Personen der Fall - zeigte sich eine 20-Jahres-Überlebensrate von sogar 95 Prozent. Bei 1.017 der insgesamt 1.257 Probanden war im Rahmen des Screenings das Karzinom im Stadium I entdeckt worden. Selbst mit der besten medizinischen Versorgung liegt derzeit die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Personen mit einem Lungenkarzinom wegen der zumeist zu späten Diagnose nur bei etwa 25 Prozent.

Seit Jahren gefordert

In Österreich fordern Lungenspezialisten seit Jahren zumindest die Planungsarbeiten für ein Lungenkarzinom-Screening-Programm, wie es in den USA längst existiert. Die amerikanische Krebsgesellschaft hat erst vor kurzem den Personenkreis für die Früherkennung erweitert: Alle Raucher und Ex-Raucher im Alter zwischen 50 und 80 Jahren mit mehr als 20 Pack/Years (20 Jahre eine Packung pro Tag oder äquivalenter Wert; z.B. zehn Jahre zwei Packungen pro Tag etc.) sollen zur jährlichen Untersuchung gehen.

"In diversen Studien konnte gezeigt werden, dass mittels regelmäßiger Low-Dose-Computertomografie-Untersuchungen die Lungenkrebs-Sterblichkeit bei Risikogruppen in einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren um bis zu 20 Prozent gesenkt werden konnte", hatte erst im Sommer dieses Jahres der Linzer Experte Bernd Lamprecht erklärt. "Bei Frauen war der Nutzen einer solchen Vorsorgeuntersuchung mit einer Reduktion von 40 bis 60 Prozent der Sterblichkeit sogar noch deutlicher."

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In Österreich ließen sich damit pro Jahr rund 1.000 Menschenleben retten. Neue Therapien in der Onkologie verstärken derzeit die Bedeutung einer frühen Lungenkarzinom-Diagnose noch zusätzlich. Durch eine medikamentöse Behandlung schon vor der Operation zur Entfernung eines Tumors werden nämlich auch bereits Lungenkarzinome in einem späteren Stadium heilbar.

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