Dennoch hat die Pandemie großen Einfluss auf Geburten sowie die Zeit davor und danach. Laut Hebamme Kayer hat die Nachfrage nach Hausgeburten sowie ambulanten Geburten, bei denen Frauen maximal 24 Stunden nach der Geburt im Krankenhaus bleiben, zugenommen.
Während es bei den Hausgeburten überwiegend beim reinen Erkundigen blieb, sind ambulante Geburten tatsächlich angestiegen. Im Wiener St. Josef Krankenhaus, jene Geburtsklinik, in der 2020 die meisten Babys in Österreich geboren wurden, konnte ein Anstieg um vier Prozentpunkte beobachtet werden. Auch die Zahl der Tage, die Frauen nach der Geburt im Krankenhaus bleiben, ist gesunken. Von April 2019 bis Dezember 2019 blieben Frauen im Schnitt 3,2 Tage mit dem Baby im St. Josef Krankenhaus, ein Jahr später zwischen April 2020 und Dezember 2020 waren es durchschnittlich 2,9 Tage. Diese Beobachtung machten Hebammen auch in anderen Spitälern.
„Das kommt teilweise von den Frauen selbst, etwa weil der Partner und ältere Kinder nicht zu Besuch kommen können. Teilweise fördern auch die Krankenhäuser, dass Frauen früher entlassen werden. Wichtig ist die Nachbetreuung durch die Hebamme zu Hause – die Nachfrage danach ist massiv gestiegen“, erzählt Kayer.
Dass Partner bei der Geburt dabei sein können, wird mittlerweile in fast allen Krankenhäusern ermöglicht. „Wir haben es geschafft, dass wir trotz der Auflagen auch zu Beginn der Pandemie Partner zulassen konnten. Das war nicht überall möglich. Heute müssen sie nach Möglichkeit ein Kriterium der 3-G-Regel erfüllen, auch die Frauen werden bei der Aufnahme getestet, ebenso wie bei ihrem stationären Aufenthalt nach der Geburt“, sagt Andreas Brandstetter, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im St. Josef Krankenhaus.
Im ersten Lockdown, als erschreckende Bilder aus Italien in den Medien zu sehen waren, habe es bei Frauen und Personal noch große Ängste gegeben. Um ein Cluster abfangen zu können, wurde im St. Josef Krankenhaus das Ärzteteam geteilt.
„Es war uns aber wichtig, zu vermitteln, dass alles wie gewohnt abläuft. Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir durch die ausgedehnte Teststrategie eine gewisse Sicherheit haben“, berichtet Brandstetter. Nur vereinzelt wurde das Virus bisher bei Schwangeren im St. Josef Krankenhaus nachgewiesen. Sie wurden in andere Krankenhäuser verlegt, wo sie unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen entbinden konnten.
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