Sicherheit
Für Eltern, die die Immunisierung ihrer Kinder in den sozialen Medien öffentlich machen, zählen vor allem Sicherheitsargumente. Sie schätzen das Risiko einer Impfung niedriger ein als das einer Erkrankung und deren Folgen (etwa Long Covid). Eine Mutter berichtet etwa, sie hätte ihr zweijähriges Kind auf jeden Fall impfen lassen, da eine Infektion nur eine Frage der Zeit sei. Mit Zulassung wäre es ihr zwar lieber gewesen, sie habe sich aber jetzt mit allen Konsequenzen für die Impfung entschieden und fühle sich wieder selbstbestimmter.
Andere argumentieren, sie hätten die verfügbaren Fakten geprüft. Weltweit wurden etwa bereits mehr als 100.000 Kinder Off-Label geimpft, allein Biontech/Pfizer verabreichte seinen Impfstoff in den Zulassungsstudien 4.500 Kindern unter zwölf Jahren.
Die Biontech-Gründer kündigten kürzlich an, die Unterlagen für eine Zulassung des Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige weltweit bei den Behörden einreichen zu wollen. Auch Impfexperten rechnen im Oktober oder November mit einer Zulassung. Gegen Jahresende sollen dann auch die Studiendaten zu den jüngsten Kindern ab sechs Monate vorliegen, heißt es bei Biontech.
Ein wichtiger Punkt in den Studien sind die Dosierungen, die bei Kindern geringer als die Erwachsenendosis ausfallen müssen. Als beste Dosierung stellte sich in der ersten Studienphase für Fünf- bis Elfjährige zwei Mal 10 Mikrogramm des Impfstoffs heraus (Erwachsenendosis: 30 Mikrogramm). Auch Hersteller Moderna führt seit März 2021 Studien durch. Hier werden für diese Altersgruppe 50 bis 100 Mikrogramm verwendet, für Erwachsene sind es 100 Mikrogramm.
Länder wie die Slowakei genehmigten Anfang September die Impfung ab fünf Jahren mit Biontech/Pfizer. Die Kinder erhalten dort ein Drittel der Erwachsenendosis.
Unterschiedliche Meinungen
Zum Off-Label-Einsatz gibt es unterschiedliche Meinungen. Das Nationale Impfgremium (NIG) etwa rät davon ab. Die Lage werde genau beobachtet, eine Empfehlung werde ausgesprochen, sobald es eine entsprechende Entscheidungsgrundlage gebe.
Anders schätzt der Infektiologe Florian Thalhammer von der MedUni Wien die Situation ein. „Ich sehe kein Problem, Kinder unter zwölf Jahren zu impfen. Sofern die Dosis entsprechend angepasst wird, bin ich dafür“, betont er im KURIER-Gespräch. Vor allem Kinder mit Risikokrankheiten, etwa bei Chemo- oder Antikörpertherapien, Stoffwechselerkrankungen, zystische Fibrose oder Autoimmunerkrankungen, „würde ich jetzt impfen“.
Zurückhaltend äußerte sich unter anderem der Kinderarzt Karl Zwiauer, Mitglied des NIG. Er plädiert dafür, erst auf publizierte Daten zu warten, die eine Einschätzung ermöglichen. Zumal dieser Zeitrahmen nur mehr wenige Wochen umfasse und damit absehbar sei. So lange könne man noch zuwarten.
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