Bisher sind Impfstoffe für Kinder unter zwölf Jahren weder in den USA noch in der EU zugelassen. Die Altersgruppe der unter Zwölfjährigen schon jetzt – also vor einer Zulassung – zu impfen (sogenannter „Off-Label-Use“, siehe unten), ist allerdings auch in Österreich schon möglich – wenn Arzt und Eltern zustimmen und die Verantwortung übernehmen.
„Rechtlich sind etwaige Nebenwirkungen anders gedeckt als bei „In-Label-Anwendungen“, sagt Strenger.
Er rät derzeit allerdings noch von einer Eile bei der Impfung für unter Zwölfjährige ab. Denn: Noch laufen weltweit Studien für die Zulassung. In den USA stehe die Einreichung bei der Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) kurz bevor.
Zulassung bald erwartet
Strenger rechnet zirka im Oktober mit grünem Licht für die Impfung in den USA. Karl Zwiauer, Kinderarzt und Mitglied im Nationalen Impfgremium (NIG), ergänzt: Traditionell erfolge die Zulassung in der EU daraufhin bald. Strenger: „Diesen nicht mehr lang andauernden Zeitrahmen könnte man jetzt mitbedenken und noch bis dahin zuwarten.“
Auch Zwiauer rät derzeit von einer Impfung für unter Zwölfjährige ab. „Wir wissen noch nichts bezüglich idealer Dosierung und über mögliche Reaktionen des Immunsystems.“ Zudem wurden bislang noch keine Daten publiziert, die eine Einschätzung ermöglichen würden.
Warum es so lange dauert, bis ein Impfstoff für Kinder zugelassen wird, erklärt Virologin und Impfexpertin Christina Nicolodi mit den besonderen Eigenschaften ihres Körpers. „Sie haben noch ein ganz anderes Immunsystem als Erwachsene.“ Zwiauer erklärt darüber hinaus: „12- bis 17-Jährige sind immunologisch gesehen Erwachsenen bereits ähnlicher.“
Genau dosieren
Die Menge für jüngere Kinder müsse genau abgestimmt werden. „Man versucht in den Studien, die richtige Dosis zu finden, um zwar eine ausreichend hohe Immunantwort zu erhalten, aber mögliche Impfreaktionen des Immunsystems minimal zu halten.“ Dazu kommt, dass bei Studien mit Kindern noch zusätzliche Sicherheitsfaktoren eine Rolle spielen.
Eine „Off-Label“-Impfung von Kindern unter zwölf Jahren können sich die Experten lediglich für die ganz kleine Gruppe von Hochrisikopatienten „unter Umständen“ vorstellen. Etwa Kinder unter Chemo- oder Antikörpertherapie oder mit chronischen Erkrankungen.
Für alle anderen ist die Empfehlung bis zur Impfstoffzulassung die gleiche wie bisher. Nicolodi: „Vorsichtig sein. Mundschutz tragen und häufig testen.“ Zwiauer empfiehlt, auch auf die Umgebung zu achten, „damit diese Gruppe indirekt geschützt“ wird.
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