Welches Nachbarland jetzt Kinder ab fünf Jahren impft

Welches Nachbarland jetzt Kinder ab fünf Jahren impft
Die Regierung in der Slowakei genehmigt Impfungen für alle Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Gesundheitsminister Mückstein wartet auf Entscheidung der EU-Behörden.

Die slowakische Regierung lässt Coronaimpfungen für alle Kinder ab fünf Jahren zu. Diese Möglichkeit, auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren zu impfen, startet heute, Donnerstag, berichtet die englischsprachige slowakische Zeitung The Slovak Spectator und auch andere slowakische Medien.

Gesundheitsminister Vladimír Lengvarský gab nach der jüngsten Regierungssitzung bekannt, dass es sich um eine freiwillige Aktion handelt. Impfdosen werden bei einem entsprechenden Wunsch der Eltern und nach der Zustimmung des jeweiligen Kinderarztes freigegeben.

Die Kinder erhalten ein Drittel der Dosis des Biontech-Pfizer-Impfstoffes, der ihnen von Kinderärzten verabreicht wird.

Wie der slowakische Gesundheitsminister betonte, war es eine Forderung von Kinderärzten und Medizinern anderer Fachrichtungen, auch die Impfung von Kindern unter zwölf Jahren zu ermöglichen. Das schreibt auch Rotkreuz-Kommandant Gerry Foitik auf Twitter: "Die Freigabe erfolgte übrigens auf Drängen der Kinderärzt_innen und des Impfgremiums, weil zu wenige Erwachsene geimpft sind, um die Kinder effektiv zu schützen."

"Diese Entscheidung schützt speziell vulnerable Gruppen von Kindern, bei denen es zu (gesundheitlichen, Anm.) Problemen kommen könnte, wenn sie mit Covid-19 in Kontakt kommen und nicht geimpft sind", sagte Lengvarský. Empfohlen werde die Impfung bei bestimmten Diagnosen. Die Slowakische Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie empfahl bereits am 30. August die Impfung für jüngere Kinder in speziellen Fällen, darunter chronische Atemwegs- und Herzerkrankungen, Immunsystemerkrankungen und onkologische Erkrankungen.

Österreich wartet noch zu

"Impfstoffe für Kinder unter zwölf Jahren sind derzeit seitens der europäischen Behörden noch nicht zugelassen", hieß es zu der Entscheidung im Nachbarland auf APA-Anfrage im Gesundheitsministerium in Wien. "Das Österreichische Nationale Impfgremium beobachtet die Lage ganz genau. Sobald es eine entsprechende Entscheidungsgrundlage gibt, wird auch eine Empfehlung ausgesprochen werden", betonte das Büro von Ressortchef Wolfgang Mückstein..

In Chile sollen ab kommenden Montag Kinder ab sechs Jahren geimpft werden, gab Gesundheitsminister Enrique Paris bekannt. Die Kinder werden mit dem Impfstoff CoronaVac des chinesischen Pharmakonzers Sinovac geimpft. Anfang der Woche hatte das Institut für öffentliche Gesundheit diesem Präparat eine Notfallzulassung für Kinder ab sechs Jahren erteilt.

Bereits am Montag dieser Woche hat Kuba mit der Impfung von Kindern im Alter zwischen zwei und elf Jahren gegen das Coronavirus begonnen. Dort wird das lokal entwickelte Präparat Soberana 02 verwendet.

500 geimpfte Kinder unter 12 in Österreich

In Österreich sind bisher rund 500 Kinder "off label" - außerhalb des eigentlichen Zulassungsbereichs - geimpft worden, berichtet Der Standard. Das ist gesetzlich möglich, die Ärztin oder der Arzt muss diese Anwendung aber gut begründen können: "Wenn etwas passiert, ist die Ausgangssituation eine andere, weil ich die Verantwortung dafür übernehme, dass man diesen Impfstoff ohne Zulassung sicher verwenden kann", wird der Medizinrechtsexperte Karl Stöger von der Uni Wien zitiert. Eltern lassen ihre Kinder unter zwölf Jahren impfen, weil sie das Risiko einer Infektion als deutlich höher ansehen als das Risiko einer möglichen Impfnebenwirkung.

Auch der Leiter der Universitätskinderklinik in Innsbruck, Thomas Müller, hat sich in einem Kurier-Interview für eine solche Off-Label-Anwendung in bestimmten Fällen ausgesprochen: "Selbst bei unter 12-jährigen chronisch kranken Kindern kann man sehr wohl im Einzelfall erwägen, das Kind zu impfen. Das nennt sich „off label use“, außerhalb der Zulassung. Das ist nicht verboten, geimpft wird mit einer reduzierten Dosis Pfizer und nach umfassender Aufklärung und gesonderter Einwilligung der Eltern. Außerhalb der Zulassung heißt nicht, dass der impfende Arzt haftet, sondern dass er eine erhöhte Aufklärungspflicht hat. Das wäre aus meiner Sicht eine gute Option für besorgten Eltern für Kinder unter 12."

Gegen eine solche Off-Label-Anwendung hat sich kürzlich der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln, Jörg Dötsch, ausgesprochen: "Wir sprechen uns nicht für eine Off-Label-Impfung aus, weil letztlich insgesamt die Krankheitsschwere so gering ist, dass es auch für die STIKO (Ständige Impfkommission in Deutschland) nach der EMA-Zulassung (europäische Arzneimittelbehörde) viele, viele Wochen gedauert hat, die Empfehlung guten Gewissens und aufgrund einer guten Datenlage letztlich auch bei den 12- bis 17-Jährigen auszusprechen. Nein, auf gar keinen Fall sind wir für eine Off-Label-Impfung", sagte er bei einer Veranstaltung des deutschen Sciencemediacenter.

Vielmehr hätten die Erwachsenen die Pflicht, Menschen, "die sich nicht impfen können, die nicht geimpft werden können, die letztlich gefährdet sind, mitzuschützen. Und wir Erwachsenen müssen viel stärker dieser Pflicht nachkommen, dass wir letztlich nicht schützbare Menschen schützen."

Dötsch hofft, dass bis Ende September die Zulassungsdaten von Biontech/Pfizer, die sie dann der EMA vorlegen werden, veröffentlicht sind. Das bestätigte Donnerstag auch Pfizer-Chef Albert Bourla, dass noch bis Ende September Daten für die Fünf- bis Elfjährigen vorliegen sollen.

USA: Bisheriger Höchstwert von Kindern im Spital

Unterdessen hat in den USA die Zahl der Kinder, die mit Covid-19 in ein Spital aufgenommen werden müssen, einen neuen Höchstwert erreicht. 2.396 Kinder waren es Dienstag dieser Woche, täglich gab es in der Woche bis zum 6. September 369 Neuaufnahmen.

Insgesamt waren seit August 2020 mehr als 55.000 Kinder laut US-Gesundheitsbehörde CDC in Spitalsbehanldung wegen Covid-19, knapp die Hälfte der Kinder hatte keine Vorerkrankungen. An den Folgen einer Covid-19-Infektion verstorben sind 520 Kinder.

In den vergangenen vier Wochen sind die Erkrankungsfälle bei den Kindern stark angestiegen, jeweils parallel zum Schulbeginn.

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