Bei Schilddrüsenunterfunktion braucht es Hormone von außen, bei Diabetes hilft mitunter nur Insulin. Aber denken wir daran, wie sehr man mit einer Modifikation des Lebensstils vorab bereits viele Erkrankungen hintanhalten kann. Wir können beitragen, dass bestimmte Mechanismen in Gang kommen. Mir geht es vor allem darum, die einzelnen inneren Arzneien in ihrer Wirkung erst einmal kennenzulernen und bei Bedarf einzusetzen. Bei Krankheiten bitte aber doch immer Ärztin oder Arzt aufsuchen – schließlich lebe ich ja auch davon.
Können Sie so einen Mechanismus beschreiben?
Nehmen wir Dopamin, das als „Glückshormon“ Bekanntheit erreichte und als Neurotransmitter eine wichtige Rolle in unserem Belohnungssystem spielt. Es gibt uns etwa ein gutes Gefühl, einen kleinen Kick, wenn wir eine Aufgabe bewältigt haben. Dem Dopamin ist völlig egal, ob man nun die Matura geschafft oder den Abfluss erfolgreich gereinigt hat. Wichtig ist, dass wir uns der Aufgabenerledigung bewusst sind.
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Wer sich kurzfristig besser fühlen möchte, kann solche Momente bewusst und gezielt schaffen. Etwa beim Autofahren, beim erfolgreichen Einparken diese Situation kurz reflektieren und dann zu sich selbst sagen: Gut gemacht! Das löst eine positive Mini-Empfindung aus. Die kann man ausbauen und lernen, sie anzuwenden. Wir sind allerdings nicht mehr geduldig und wollen rasche Hilfe. Das mag jeder für sich entscheiden, aber man kann auch ein wenig auf die Wirkung des eigenen Körpers vertrauen. Das ist in einem geschützten Rahmen möglich, denn als Backup gibt es ja auch die wirksamen Mittel aus der äußeren Apotheke.
Was ist noch effektiv?
Bekannt ist, dass man Endorphine etwa durch Laufen, Serotonin durch den Aufenthalt im Freien oder Melatonin durch das Abdunkeln eines Raumes aktiviert. Es gibt aber zahlreiche andere Substanzen mit beeindruckenden Wirkungen, etwa das Verdauungshormon GLP-1, das kürzlich durch die sogenannte Abnehmspritze weltweit Berühmtheit erlangte. Das innere Cannabis Anandamid hat außerdem eine ähnliche Wirkung wie Cannabis und wird von bestimmten Zellen im menschlichen Gehirn produziert. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Schmerzen, Appetit und Stimmung. In Lebensmitteln wie Kakao oder schwarzer Pfeffer ist eine Vorstufe davon enthalten.
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Wie kommt man gut durch den stressigen Advent?
Vielleicht gelingt es, sich kleine Inseln zu schaffen, die man genießen kann. Theoretisch könnte man in dieser Zeit eine ganze Reihe innerer Medikamente hervorholen: Wärmende Tees, ein Schnee-Bad, Gewürze wie Zimt und Ingwer, Tannenduft, Kuscheln, Musik hören – es gibt ja tatsächlich auch Stücke abseits von „Last Christmas“.
Buchtipp
Ronny Tekal: „Deine innere Apotheke“, Verlag Goldegg, 200 Seiten, 25 Euro
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