Dass Berührung die Heilung unterstützen kann, kennt vermutlich fast jeder, etwa aus der eigenen Kindheit. Wenn einen die Eltern bei Krankheit streichelten. Oder man hat miterlebt, wie gut einem hochbetagten Menschen die Berührung der Pflegerin tut.
Das habe auch viel mit Einfühlungsvermögen zu tun, sagt Schratter-Sehn. "Heilung erfordert neben umfassender Ausbildung auch Empathie."
Das sei es schließlich, was auch einen guten Arzt ausmache: dass er seine Patienten wahrnimmt, in ihrer Gesamtheit, sich in sie hineinversetzen kann; und dass er oder sie fähig ist, über diese Wahrnehmung Diagnosen und Behandlungen zu optimieren.
Wie ist es aber erklärbar, dass manche offenbar besser dafür geeignet sind, Wahrnehmungen anderer aufzunehmen und ins Positive zu wenden? Die Medizinerin wollte darauf plausible Antworten finden und hinterfragte über Jahre hinweg ihre eigenen ergänzenden Behandlungen. "Offenbar können gewisse Techniken im Patienten etwas auslösen", resümiert sie heute. Was den Magnetismus betrifft, geht es hier nicht um Esoterik und Einbildung. "Aus heutiger Sicht sage ich, der Haupteffekt von Magnetismus ist es, den Patienten in einen meditativen Zustand zu bringen und die Durchblutung anzuregen."
Magnetismus selbst kann nicht heilen
Bei tiefer Entspannung wie einer Meditation werde der gesamte Körper über das Gehirn beeinflusst.
Und das lässt sich wissenschaftlich belegen. Allein in der renommierten medizinischen Datenbank "PubMed" beschäftigen sich mehr als 1.600 Studien mit der positiven Wirkung von Meditation bei Stress und anderen körperlichen und psychischen Problemen. Als Psychotherapeutin erklärt sie sich die psychische Erleichterung mancher Patienten so: "Während der tiefen Entspannung bei einer Magnetismus-Behandlung kommt es zu vielerlei psychischer, körperlicher und geistiger Interaktionen."
Auf den Körper selbst wirken vor allem die Durchblutung, die Aktivierung von Akupunkturpunkten und Energiemeridianen sowie mit großer Wahrscheinlichkeit generell eine Nervenbeeinflussung.
Schratter-Sehn sieht Magnetismus nicht als Widerspruch. Aber: "Magnetismus darf nur nach medizinischer Abklärung erfolgen und bei notwendiger "State of the art"-Behandlungsmöglichkeit komplementär verwendet werden. Der Magnetismus wirkt bei Burn out, bei lokalen Entzündungen, Durchblutungsstörungen, völliger Energielosigkeit oder Nebenwirkungminimierung bei Strahlen- und Chemotherapien."
Doch sich nur behandeln zu lassen, ist zu wenig, betont sie. "Die fundamentalste Erkenntnis, zu der ich in meiner Beschäftigung gelangt bin, ist, dass Magnetismus nicht per se heilt. Vielmehr ruft er die Selbstheilungskräfte wach, die jeder Mensch in sich trägt." Und diese seien nicht allein auf Magnetismus angewiesen. "Er ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sie zu entfalten."
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