Schutzmasken: In China hochbegehrt, in Österreich in Kasernen verstaubt
Es war ein riesiger Aufreger- und seither sind diese Masken im Bewusstsein der Österreicher: 2006 wurden in Österreich Millionen Grippeschutzmasken als Schutz vor der Vogelgrippe angeschafft. Was der Handel nicht verkaufen konnte - immerhin 7,7 Millionen Stück - musste das Gesundheitsministerium um 4,2 Millionen Euro zurückkaufen. Eine entsprechende Zusicherung hatte der Bund den beiden Herstellerfirmen gegeben. Noch heute lagern Millionen Stück abgelaufener Masken u. a. in Kasernen in Salzburg, wie erst vor kurzem die Salzburger Nachrichten berichteten.
Und dann gab es Vorwürfe u.a. gegen die damalige Gesundheitsminiserin Maria Rauch-Kallat und ihren Ehemann Alfons Mensdorff-Pouilly (er arbeitete für einen der zum Zug gekommenen Konzerne), die Masken seien zu teuer eingekauft worden und es hätte ein Vergabeverfahren durchgeführt werden müssen.
Die Ermittlungen wurden allerdings eingestellt, die Verantwortlichen haben laut Korruptionsstaatsanwaltschaft korrekt gehandelt.
Jetzt stehen solche Masken wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit - nicht wegen der Vogelgrippe, sondern wegen des neuen Coronavirus. Auf fast allen Bildern aus China sind sie derzeit zu sehen: Atemschutzmasken über Mund und Nase. Aber was bringen diese chirurgischen Masken tatsächlich?
„Sie haben auf jeden Fall einen Schutzeffekt, weil die gröbsten Tröpfchen beim Husten oder Niesen von ihnen abgefangen werden“, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien – und an diesen hängen die Krankheitserreger. Und wenn man selbst hustet und schnupft, senkt man das Ansteckungsrisiko der Umgebung. „Sie reduzieren auch das Risiko von Infektionen, die dadurch entstehen, dass man sich mit kontaminierten Händen an Mund oder Nase greift.“ Ähnlich sieht das auch Infektionsspezialist Heinz Burgmann vom AKH / MedUni Wien: „In einer Ausbruchssituation wie derzeit in Wuhan sind sie auf jeden Fall sinnvoll.“
Natürlich seien solche Masken kein hundertprozentiger Schutz: Dafür sitzen sie zu locker, fehlt ein Luftfilter und auch ein Schutz der Augen. Burgmann: „Flüssigkeitströpfchen dringen aber nicht durch eine solche Maske. Und solche mit Krankheitserregern behaftete Tröpfchen können bis zu drei Stunden infektiös bleiben.“ Allerdings müssen die Masken regelmäßig gewechselt werden: „Eine feuchte Maske wird durchlässig.“
In Spitälern ist ein infektionsreduzierender Effekt solcher chirurgischer Masken nachgewiesen. In der Öffentlichkeit ist das schwieriger. Jonathan Ball, Virologe an der Uni Nottingham, sagte zu BBC News: „Es ist eine ziemliche Herausforderung, solche Masken für einen längeren Zeitraum zu tragen.“
Redlberger-Fritz verweist auf die richtige Anwendung: „Wenn man sie beim Husten runter nimmt, nützt sie natürlich für die Umgebung nichts. Und wenn man angehustet wurde und die Außenseite berührt, kann es erst recht zu Schmierinfektionen kommen.“ Am besten sei es, sie nur an den Bändern zu berühren.
In Österreich seien solche Masken z. B. für Menschen mit geschwächtem Immunsystem in Erkältungszeiten sinnvoll. Oder für Erkrankte, um auf dem Weg zum Arzt das Ansteckungsrisiko für andere zu senken. „In asiatischen Ländern haben sie auch einen kulturellen Aspekt.“ Burgmann betont, dass Niesen in den Ellbogen und vor allem Händewaschen mindestens genauso wichtig sind: „Wir greifen uns oft unbewusst ins Gesicht“ – laut einer australischen Studie rund 23 Mal in der Stunde. „Händewaschen senkt die Keimbelastung deutlich.“
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