Schlafmangel erhöht das Risiko für Bluthochdruck um das Dreifache

Eine Frau liegt im Bett und ist wach.
Schläft man zu wenig oder sehr schlecht, kann sich der Körper nachts nicht erholen. Das kann zu Herz-Kreislauferkrankungen führen. Plus: 10 Tipps für guten Schlaf.

Etwa jeder Zehnte leidet unter Schlafstörungen und dadurch bedingt zu wenig Schlaf. Ein- und Durchschlafstörungen sind nicht nur belastend und senken Wohlbefinden sowie Leistungsfähigkeit, sie können auch dauerhaft Einfluss auf den Körper haben. Insbesondere das Risiko für Bluthochdruck ist deutlich erhöht. Menschen mit einem gestörten Schlaf haben Studien zufolge ein 1,5- bis 3-fach erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und dadurch bedingte Erkrankungen. Daher wurden Schlafstörungen nun als neuer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in die Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck aufgenommen. 

Guter Schlaf ist lebensnotwendig – währenddessen regeneriert sich der Körper, Wachstumshormone werden ausgeschüttet, die Energiespeicher aufgefüllt, das Immunsystem bildet Abwehrstoffe und das Gehirn verarbeitet und speichert Informationen. Nachts sinken zudem Herzschlag und Blutdruck. "Ein gestörter Schlaf verhindert diese wichtige Absenkung, das sogenannte Dipping. Liegt ein sogenanntes Non-Dipping vor, ist die Rate von zukünftigen Herz- und Kreislaufproblemen bereits erhöht. Auf Dauer kann auch ein Bluthochdruck am Tag entstehen", erklärt Bernd Sanner von der deutschen Hochdruckliga

Warum jemand schlecht schläft, kann viele Ursachen haben. Häufig sind

  • psychischer und emotionaler Stress

  • Schnarchen

  • Schlafapnoe (Atemaussetzer)

  • nächtliche periodische Beinbewegungen

  • äußere Faktoren wie Lärm, Helligkeit während des Schlafes, hohe Temperaturen

  • Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum, Schichtarbeit oder übermäßiges Essen am Abend

Wie viel Schlaf ist genug?

Eine US-Studie des American College of Cardiology zeigt, dass weniger als sieben Stunden Schlaf mit einem höheren Risiko für Bluthochdruck einhergehen. Die Forschenden analysierten 16 Studien aus drei Jahren mit den Daten von rund einer Million Menschen. Das Ergebnis: Je weniger man schläft, desto eher entwickelt man in der Zukunft Bluthochdruck. Empfohlen werden sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. 

Wer weniger als sieben Stunden schläft, hat laut den untersuchten Studien ein um sieben Prozent erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Betrug die Schlafdauer weniger als fünf Stunden stieg dieses Risiko auf elf Prozent an. Zum Vergleich: Diabetes und Rauchen erhöhen das Risiko für Bluthochdruck um zumindest 20 Prozent. 

Dieser Zusammenhang galt unabhängig vom Alter. Unterschiede zeigten sich allerdings beim Geschlecht: Frauen hatten verglichen mit Männern ein um sieben Prozent höheres Risiko bei weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht, Bluthochdruck zu entwickeln. 

Sonderfall Schlafapnoe

Jeder Zweite mit Schlafapnoe leidet auch unter Bluthochdruck. Umgekehrt sind 30 bis 40 Prozent aller Bluthochdruckerkrankten von einer Schlafpnoe betroffen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn sich der Bluthochdruck nicht mit Medikamenten einstellen lässt – man spricht dann von einer therapieresistenten Hypertonie. 

Am häufigsten ist die obstruktive Schlafapnoe, bei der die Halsmuskeln im Schlaf erschlaffen, Zunge und Gaumensegel entspannen sich, fallen nach hinten und blockieren die oberen Atemwege und damit die Sauerstoffversorgung. Die Atmung setzt dann wieder mit einem Schnarchen und einer damit verbundenen unbewussten Weckreaktion ein. "Bei der Schlafapnoe kommt es durch die ständigen Kollapse des weichen Gaumens beim Einatmen zu Atemaussetzern und dadurch zu einem Dauerstress während der Nacht. Aus Sicht des Kreislaufs ist das ein rein passiver Stress, genau in der Zeit, in der unser Kreislauf eigentlich die nächtliche Erholung benötigt. Dies führt anfangs nachts, aber im Verlauf auch tagsüber zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutdrucks", wird Hochdruckliga-Mitglied Jan Börgel in einer Aussendung zitiert. 

Schlaflosigkeit: Sechs Prozent der Bevölkerung finden keinen Schlaf

Wer mindestens dreimal pro Woche wach im Bett liegt und keinen Schlaf findet, erfüllt das Kriterium der Schlaflosigkeit (Insomnie). Auch sie fördert neben Gereiztheit und Unkonzentriertheit und Gedächtnisproblemen Bluthochdruck. Frauen sind davon stärker betroffen als Männer. 

Kommentare