Kanadische Wissenschafterinnen und Wissenschafter analysierten für ihre im Journal of Epidemiology and Community erschienene Studie die Daten von 72.269 Personen im Alter von 40 bis 79 Jahren aus der britischen Biobank. Eine Woche hindurch zeichneten diese ihr Schlafverhalten mit einem Aktivitäts- und Schlaftracker auf - so wurde die grobe Regelmäßigkeit oder Unregelmäßigkeit ihres Schlafverhaltens ermittelt. Bis zu acht Jahre lang wurde dann der Gesundheitszustand dieser Personen nachverfolgt. Keine von ihnen hatte zu Untersuchungsbeginn eine Erkrankung der Herzgefäße.
Nach den acht Jahren zeigte sich: Unregelmäßiger Schlaf - d. h. zu unterschiedlichen Tageszeiten ins Bett gehen und aufwachen - war stark mit einem höheren Risiko für schwerwiegende Herzleiden wie einem Herzinfarkt oder Herzversagen verbunden - der Risikoanstieg betrug 26 Prozent. Selbst acht Stunden Schlaf reichten nicht aus, um die schädlichen Auswirkungen der unterschiedlichen Schlaf- und Aufwachzeiten auszugleichen, so die Expertinnen und Experten.
In der Studie wurde keine exakte Zeitspanne ermittelt, wie nahe beieinander jeden Tag des Schlafengehens und des Aufstehens sein muss, um kein erhöhtes Risiko zu haben. Die Forschenden erhoben aber, dass das Risiko einer gesundheitlichen Beeinträchtigung umso größer ist, je weiter man von einer täglich gleichbleibenden Uhrzeit entfernt ist.
Je weniger Schwankungen, desto besser
Der Hauptautor der Studie, Jean-Philippe Chaput von der Universität von Ottawa, sagte dazu in der britischen Tageszeitung The Guardian: „Wir sollten anstreben, jede Nacht und jeden Morgen, auch am Wochenende, innerhalb von 30 Minuten zur gleichen Zeit aufzuwachen und schlafen zu gehen." Auch noch eine Abweichung von plus / minus einer Stunde sei noch gut, aber nicht so gut wie nur 30 Minuten, "und noch besser ist es, wenn es keine Schwankungen gibt".
Chaput betont aber auch: "Niemand ist über ein ganzes Jahr hinweg perfekt, und wenn man an einem oder zwei Tagen in der Woche nicht regelmäßig schläft, wird einen das nicht umbringen. Aber wenn man an fünf oder sechs Tagen in der Woche wiederholt zu unregelmäßigen Zeiten schläft, dann wird das chronisch, und das ist ein Problem."
Wobei es wichtiger sei, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzuwachen als zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen. "Jeden Morgen zu unterschiedlichen Zeiten aufzuwachen, bringt die innere Uhr durcheinander, und das kann negative Folgen für die Gesundheit haben."
Und wie ist das mit dem von vielen praktizierten Nachholschlaf am Wochenende? "Wenn Sie den Schlaf, den Sie unter der Woche versäumt haben, am Wochenende nachholen müssen, ist es besser, früher ins Bett zu gehen als länger liegen zu bleiben."
Regelmäßige Schläfer schlafen auch länger
Fachgesellschaften empfehlen – als Durchschnitt – zwischen sieben und neun Stunden Schlaf pro Nacht. Männer kommen meist mit sieben bis acht aus, Frauen benötigen im Schnitt acht bis neun Stunden.
Die Studie ergab auch, dass ein größerer Anteil der regelmäßig Schlafenden (61 Prozent) die empfohlene Schlafdauer erreichte als die unregelmäßig Schlafenden (48 Prozent).
Die Autorinnen und -autoren weisen darauf hin, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, ein Zusammenhang von Ursache (unregelmäßigen Schlafenszeiten) und Auswirkungen (Herzkrankheiten) nicht eindeutig - nicht kausal - nachgewiesen werden kann. Allerdings haben sie zahlreiche potenzielle Einflussfaktoren wie das Alter, die körperliche Aktivität, die tägliche Zeit vor einem Bildschirm, die Ernährung, den Kaffee- und Alkoholkonsum, das Rauchverhalten, psychische Probleme oder die Medikamenteneinnahme sowie eine Schichtarbeit statistisch berücksichtigt.
Laut dem Forschungsteam deuten die Ergebnisse darauf hin, dass gleich bleibende Schlafenszeiten für das Risiko schwerer Herzerkrankungen wichtiger sein könnten als eine ausreichende Schlafdauer. Und sie fügten hinzu: "Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass die Regelmäßigkeit des Schlafs aufgrund ihrer potenziellen Rolle für die kardiovaskuläre Gesundheit in den Leitlinien für die öffentliche Gesundheit und in der klinischen Praxis stärker berücksichtigt werden muss."
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