SARS-CoV-2: Israeli infiziert sich erneut und stirbt

San Filippo Neri hospital treats COVID-19 patients ahead of Christmas, in Rome
Der tragische Fall wirft Fragen zur Beständigkeit der Corona-Immunität auf.

Bisher wurden sie nur vereinzelt dokumentiert: Zweitansteckungen bei bereits genesenen Covid-19-Patienten. Meist verliefen sie mild, oft sogar symptomlos. Nun ist offenbar erstmals ein Mensch daran verstorben. Das Sheba Krankenhaus bei Tel Aviv bestätigte, dass sich ein 74-jähriger Mann nach überstandener Corona-Infektion im Sommer kürzlich ein zweites Mal mit einer mutierten Variante von SARS-CoV-2 ansteckte. Er erkrankte schwer, wurde mit Atemnot ins Spital eingeliefert, wo er schließlich verstarb.

Die Vorkommnisse lassen nicht nur Zweifel an der Haltbarkeit immunisierender Antikörper aufkommen. Sie nähren auch Besorgnis bezüglich bereits entwickelter Impfstoffe: "Wenn ein Mensch sich mehrmals infizieren kann, während das Coronavirus sich verändert, welche Bedeutung hat dann der Impfstoff?", fasst Galia Rahav, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Sheba Krankenhaus, ihre Befürchtung im Interview mit der Nachrichtenseite ynet in Worte. Die WHO sei nun mit der Untersuchung des Falles betraut.

Antikörper im Visier der Wissenschaft

Erkenntnisse zu Abwehrstoffen, die nach einer Ansteckung gegen SARS-CoV-2 gebildet werden, sind für die Impfstoffentwicklung relevant. Sie geben auch Auskunft darüber, ob mit einer Immunität nach durchlaufener Erkrankung zu rechnen ist. In mehreren Studien befanden Forscher bisher, dass ein permanenter Schutz unwahrscheinlich sei, da der Spiegel der Antikörper nach der Gesundung rasch abfällt. Hoffnungen weckte im Herbst ein Papier aus den USA: Forscher stellten einen Antikörper-Rückgang fest, die verbleibenden Abwehrstoffe wurden aber wirkungsvoller in der Virusbekämpfung.

Auch eine an der Innsbrucker Universitätsklinik durchgeführte Studie kam kürzlich zum Schluss, dass Corona-Genesene eine stabile Langzeitimmunität aufweisen. Bei allen Teilnehmern konnten nach sechs Monaten die für die Immunantwort so wichtigen, neutralisierenden Antikörper nachgewiesen werden. Im Rahmen der aktuellen „Wachau-Studie“ der Donau-Universität Krems wurden Antikörper gegen das Coronavirus nun sogar neun Monate nach einer Infektion bei ehemals Erkrankten gefunden.

Komplexe Immunität

Experten betonen, dass Immunität aufzubauen nicht automatisch bedeutet, sich nicht nochmals anstecken zu können. "Immunologischer Schutz bedeutet nur, dass unser Immunsystem einen Schutz aufbaut, der den Organismus vor Schädigung bewahrt. Es bedeutet nicht, dass sich ein unsichtbarer Wall um die Körper bildet, der Antikörper ausstrahlt, an denen die Viren abprallen", erklärte etwa Hannes Stockinger, Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien im KURIER-Interview.

Virologe Andreas Bergthaler warnt im konkreten Fall zudem vor voreiligen Schlüssen: "Mir ist nicht bekannt, dass eine Reinfektion automatisch mit erhöhter Mortalität einhergehen würde." Die Zahl der Reinfektionen sei verschwindend gering, ihre Bedeutung noch nicht abschließend geklärt.

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