Wie verläuft eine RSV-Infektion?
Meist, insbesondere bei Kindern und Menschen ab 60 Jahren, kommt es zu unspezifischen Symptomen im Bereich der oberen Atemwege, etwa Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und/oder Fieber. Greift das Virus auf die unteren Atemwege über, kann es zu einem schweren Verlauf kommen, bei dem die Atmung deutlich erschwert wird und teils Sauerstoffgaben bis hin zur maschinellen Beatmung notwendig werden. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits unter Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung) leiden, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf. Es kann zudem zu Langzeitfolgen kommen: RSV-Erkrankte haben Wochen bis Monate später ein erhöhtes Risiko für eine neuerliche Lungenentzündung, für Herz-Kreislauf-Probleme etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Das Virus verbreitet sich vor allem durch Tröpfchen- und Schmierinfektion, wobei 97 Prozent aller Kinder bis zum zweiten Geburtstag damit in Kontakt kommen. Eine infizierte Person steckt im Schnitt drei weitere an. Erneute Infektionen können in jedem Alter auftreten, wobei der Verlauf unterschiedlich schwer sein kann. Bei Erwachsenen kann eine Infektion auch ohne Symptome verlaufen.
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Wann treten die Infektionen typischerweise auf?
Ähnlich wie Influenza verlaufen auch RSV-Infektionen saisonal verstärkt. „Die ersten Fälle werden meist Mitte November verzeichnet, bis in den Dezember kommt es zu einem Anstieg. Insgesamt dauert die Saison bis zu sechs Monate, im Schnitt sind es vier Monate“, sagte Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. Während der Pandemie blieb die RSV-Welle lockdownbedingt aus, in der Saison 2021/22 verschob sie sich um zehn Wochen nach vor. Redlberger-Fritz: „2022/23 haben wir eine massive RSV-Welle erlebt, sie lag aber zeitlich da, wo wir sie immer hatten. Wir werden sehen, wie sich das einpendelt – heuer ist sie nicht verfrüht eingetreten.“ Problematisch sei vor allem das zeitgleiche Auftreten der drei großen Virenerkrankungen RSV, Influenza und Covid, das zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen kann.
Wie kann man RSV von Covid und Influenza unterscheiden? Wie wird behandelt?
Die Symptome sind sehr ähnlich und klinisch kaum zu unterscheiden. Sicherheit gibt ein PCR-Test. Mit einem Abstrich können alle drei Erkrankungen getestet werden. Mehrfachinfektionen mit unterschiedlichen Viren sind möglich. Anders als bei Covid und Influenza gibt es keine antiviralen Medikamente, lediglich die Symptome können gelindert werden, etwa durch Medikamente zum Inhalieren.
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Welche Impfungen gibt es derzeit?
Ab sofort sind in Österreich zwei neue Impfstoffe gegen RSV verfügbar: Arexvy ist für Erwachsene ab 60 Jahren zugelassen, Abrysvo für Schwangere und ebenfalls für Erwachsene ab 60 Jahren. Das Nationale Impfgremium (NIG) hat die beiden Vakzine vor Kurzem in seine Impfempfehlungen aufgenommen, welcher zum Einsatz kommt, werde von der Verfügbarkeit in der Apotheke abhängen, so Redlberger-Fritz. Die Impfung von Schwangeren erfolgt zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche – über die Plazenta werden mütterliche Antikörper auf das Kind weitergegeben, das so ab der Geburt für etwa sechs Monate geschützt ist. Der Zeitpunkt der Impfung ist abhängig vom errechneten Geburtstermin und sollte in Relation zur RSV-Saison liegen. Beide Impfstoffe sind privat zu zahlen und kosten rund 275 Euro.
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Für Kinder wird im Herbst 2024 eine Impfung erwartet, die mit einer Dosis die gesamte Saison über schützt. Derzeit gibt es nur für Frühgeborene und andere Risikokinder eine während der RSV-Saison monatlich verabreichte Prophylaxe, die jeden Monat neu bewilligt werden muss. Kinderarzt Voitl: „Wichtig ist, diese monatlichen Termine, bei denen sogenannte monoklonale Antikörper verabreicht werden, einzuhalten. Es ist notwendig, diese Empfehlung ernst zu nehmen, da RSV gerade für Risikokinder unter Umständen lebensbedrohlich sein kann.“
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung?
Die Impfung sollte vor Einsetzen der RSV-Welle erfolgen, idealerweise im September oder Oktober. Eine Kombination mit anderen Impfstoffen ist prinzipiell möglich, aber zeitlich meist nicht sinnvoll. In Bezug auf Covid hängt es davon ab, wann die letzte Covid-Erkrankung erfolgte – laut NIG wird eine Auffrischung sechs bis zwölf Monate nach der letzten Infektion empfohlen –, während bei RSV eine Impfung vor Beginn der Saison erfolgen sollte. Die Influenza-Saison ist zeitlich etwas später – hier sollte die Impfung Ende Oktober/Anfang November erfolgen, also später als die RSV-Impfung.
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