Ragweed: Was Sie über das Allergie-Kraut wissen müssen

Mit dem "Ragweed Finder" können Bestände der Pflanze jetzt gemeldet werden. Sieben Bundesländer kooperieren.

Noch sind die jungen Pflanzen ziemlich klein, Blütenstände sieht man noch gar keine. „Aber sie sind mittlerweile doch so groß, dass sie – mit ein wenig Geschick – auch botanische Laien gut erkennen können“, sagt Katharina vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien. Deshalb sind beim Ragweed Finder“ – einer Initiative des Pollenwarndienstes – auch bereits die ersten 20 Meldungen von Ragweedvorkommen eingegangen.

„Unser Ziel ist, Bestände bekannt zu machen – und so beizutragen, dass Gegenmaßnahmen gesetzt werden, bevor Anfang August die Blüte beginnt.“ Denn laut einer Studie, an der Forscher der MedUni Wien beteiligt waren, könnte sich – vor allem durch den Klimawandel – die Zahl der Ragweed-Allergiker in den kommenden 35 Jahren mehr als verdoppeln.

Ragweed: Was Sie über das Allergie-Kraut wissen müssen

Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien.

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum ist die Ragweed-Eindämmung so wichtig?

(Traubenkraut) ist eine invasive Art, die ursprünglich in Nordamerika heimisch war und nach Europa, Asien und Australien eingeschleppt wurde. Sie verursacht schwere Allergien und verringert die Ernteerträge. In Ostösterreich reagieren etwa 25 bis 30 Prozent der Pollenallergiker auf Ragweed. Die Pollenkonzentrationen haben in den vergangenen Jahrzehnten in weiten Teilen Europas deutlich zugenommen (siehe Grafik). In Österreich ist vor allem der Südosten stark betroffen. „Es reichen bereits Konzentrationen von nur wenigen Pollen pro Kubikmeter Luft aus, um Beschwerden auszulösen.“

Wie wird die heurige Ragweed-Saison?

„Vorhersagen sind schwierig“, betont Bastl. In der Regel beginnt die Ragweed-Pollensaison Anfang August, manchmal aber auch schon Ende Juli, bei einem warmen Herbst kann sie bis Mitte/Ende Oktober andauern. Die Beifuß-Blüte kann die Beschwerden verstärken (beide Pflanzen gehören zur Familie der Korbblütler, Kreuzreaktionen sind möglich). Ragweed benötigt in der Wachstumsphase Feuchtigkeit und Wärme. „2015 war der Sommer zwar sehr heiß, aber auch sehr niederschlagsarm – viele Pflanzen sind da vertrocknet.“ Wechseln Regentage mit Sonnenschein ab, ist das ideal für die Pflanzen. Gleichzeitig spielt aber auch die Wetterlage in unseren südöstlichen Nachbarländern eine Rolle: „Der Ferntransport von Pollen durch Südostwinde Richtung Österreich kann entscheidenden Anteil an der Gesamtbelastung haben.“

Ragweed: Was Sie über das Allergie-Kraut wissen müssen

Wo kann man Ragweed-Bestände melden?

Beim „Ragweed-Finder“ des Pollenwarndiensteswww.ragweedfinder.at. Ein Foto des Fundes muss unbedingt hochgeladen werden. „Alle Funde werden von uns verifiziert – nur wenn die mitgeschickten Fotos eindeutig Ragweed-Pflanzen zeigen, wird der Standort auf der Homepage veröffentlicht.“ 2017 gingen 200 richtige Meldungen ein, das waren immerhin 70 Prozent aller Mitteilungen von Beständen. Um den Ragweed Finder auch als mobile App anbieten zu können, hat der Pollenwarndienst ein Crowdfunding-Projekt gestartet: „12.500 Euro kostet die Programmierung.“ Infos und Spendenmöglichkeit auf www.pollenwarndienst.at.

Was passiert in der Folge?

Bei Funden auf öffentlichem Grund in sieben Bundesländern (Wien, NÖ, Burgenland, Steiermark, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) nehmen die MedUni-Wien-Spezialisten Kontakt mit Stellen der Landesregierungen auf. „Bis auf Kärnten und Oberösterreich arbeiten alle Bundesländer mit uns zusammen.“ Forscher der Uni für Bodenkultur um Gerhard Karrer haben in einer neuen Studie herausgefunden, wann Straßenränder gemäht werden sollten: Ein Schnitt im August (kurz vor der weiblichen Blüte), gefolgt von einem zweiten im September ist am effektivsten für die Eindämmung von Ragweed.

Ragweed: Was Sie über das Allergie-Kraut wissen müssen

30 Prozent aller Pollenallergien werden im Raum Wien durch Ragweed ausgelöst.

Welche sind die wichtigsten Punkte für die Erkennung von Ragweed?

„Achten Sie auf die gelappten, gefetzten Blätter“, sagt Bastl (siehe Grafik). Am häufigsten wird Ragweed mit Beifuß verwechselt – Ragweed hat am Stängel eine weißliche Behaarung, beim Beifuß fehlt diese. „Und Beifuß hat eine silbrige Blattunterseite, Ragweed hingegen eine grünliche.“

Worauf muss man achten, wenn man selbst Ragweed-Pflanzen entfernen will?

„Unbedingt Handschuhe anziehen – auch wenn man kein Allergiker ist.“ Andernfalls besteht das Risiko von sehr unangenehmen Hautausschlägen. Blüht die Pflanze bereits, sollten Allergiker sie nicht mehr entfernen. Auch Nicht-Allergiker sollten einen Mundschutz und Sonnenbrillen tragen. Pflanzen in einem Plastiksack im Restmüll entsorgen und nicht auf den Kompost werfen.

Kommentare