Experte: Psychopathinnen gibt es "häufiger als wir denken"

Symbolbild einer Frau im Verhältnis zu vielen Männern.
Bisher geht man von einem Verhältnis von Männern zu Frauen von 6:1 aus. Clive Boddy, britischer Experte für Unternehmenspsychopathie, schätzt, dass es fünfmal mehr weibliche Psychopathen gibt.

Psychopathen gelten als manipulativ, skrupellos und verantwortungslos gegenüber ihren Mitmenschen. Gleichzeitig wirken sie oft charmant, selbstbewusst und wortgewandt. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung erfüllen die Kriterien der Persönlichkeitsstörung, viele sind beruflich sehr erfolgreich. Durchsetzungsfähigkeit, ein Mangel an Empathie und Risikobereitschaft bringen sie häufig in Machtpositionen.

Oft werden diese Eigenschaften eher Männern zugeschrieben, Clive Boddy, ein britischer Experte für Unternehmenspsychopathie von der Anglia Ruskin University in Cambridge, geht aber davon aus, dass es deutlich mehr weibliche Psychopathen gibt als bisher gedacht. Boddy argumentiert, dass Studien zu Psychopathen Frauen möglicherweise nicht identifizieren, da sie größtenteils auf Profilen von kriminellen und männlichen Psychopathen basieren. 

Fünfmal mehr weibliche Psychopathen als angenommen

Bisher geht man von einem Verhältnis Männer zu Frauen von 6:1 aus. Boddy kommt auf Basis eigener Forschung zu einem Verhältnis von 1,2:1 – bis zu fünfmal mehr. Boddy behauptet, dass sich die Merkmale weiblicher und männlicher Psychopathen unterscheiden und daher Frauen weniger eindeutig als Psychopathinnen erkannt werden. 

"Menschen schreiben psychopathische Eigenschaften im Allgemeinen eher Männern als Frauen zu. Selbst wenn Frauen einige der Schlüsselmerkmale aufweisen, die mit Psychopathie in Verbindung gebracht werden – etwa Unaufrichtigkeit, Hinterlistigkeit, Rivalität, Empathielosigkeit und ohne emotionale Tiefe –, werden sie möglicherweise nicht als solche abgestempelt, weil diese Eigenschaften als männliche Merkmale angesehen werden", wird Boddy, der seit 2005 zu den Auswirkungen von Psychopathen am Arbeitsplatz forscht, in einer Aussendung zitiert.

Frauen verwenden andere Techniken als Männer

Boddy schließt aus seiner Forschung, dass weibliche Psychopathen manipulativer sind als Männer, andere Techniken verwenden, um einen guten Eindruck hinterlassen und mehr Täuschung sowie sexuell verführerisches Verhalten nutzen, um soziale Kontakte zu knüpfen sowie finanzielle Vorteile zu bekommen als Männer. 

Boddy: "Außerdem verwenden weibliche Psychopathen eher Worte als Gewalt, um ihre Ziele zu erreichen, anders als männliche Psychopathen. Wenn sich die weibliche Psychopathie anders äußert, sind Maßnahmen zur Erfassung und Identifizierung männlicher, krimineller Psychopathen möglicherweise nicht ausreichend, um weibliche, nichtkriminelle Psychopathen zu identifizieren."

Zwar seien die psychopathischen Merkmale bei Frauen nicht so stark ausgeprägt wie bei Männern. Sie werden aber hinsichtlich ihrer Häufigkeit unterschätzt. "Dies hat Auswirkungen auf die Auswahlentscheidungen von Führungskräften in Organisationen, da nicht automatisch davon ausgegangen werden kann, dass weibliche Führungskräfte ehrlicher, fürsorglicher und besorgter sind, wenn es um Themen wie die soziale Verantwortung von Unternehmen geht", sagt Boddy. 

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