Vor allem, indem sie selbst daran glauben, sagt die Wiener Psychiaterin Constanze Dennig. "Professionelle Lügner können sich das, was sie erzählen, selbst so zusammenreimen, sodass sie keine Zweifel daran haben. Das wichtigste an einer Lüge ist der Glaube daran, denn dann vermittelt man dem anderen 'die Wahrheit' und ist kaum zu durchschauen", sagt Dennig.
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Vermeintliche Anzeichen
Das gilt umso mehr, wenn die Person keine Schuld empfindet oder eigene Gefühle sehr gut kaschieren kann, wie das bei krankhaften Lügnern der Fall ist. Anzeichen dafür, dass jemand nicht die Wahrheit sagt, können Schwitzen, Unruhe, häufiges Augenblinzeln oder ein sich ins Gesicht greifen sein. Dennig: "Wer ein schlechtes Gewissen hat, ist tendenziell leichter zu erkennen, weil er eher nervös ist. Besteht aber ein Mangel an Empathie und fehlt das Bewusstsein dafür, dass man lügt, fällt es anderen sehr schwer, dahinterzukommen." So werde der untreue Ehemann eher nervös sein, wenn er seine Frau belügt, als der Heiratsschwindler.
Generell sind Anzeichen wie Nervosität oder ein unpassendes Lächeln zur Enttarnung von Lügen aber nicht eindeutig und nicht wissenschaftlich erwiesen. Der aufgrund seiner Nervosität am Flughafen als Terrorist Verdächtigte kann genauso gut ein Passagier mit Flugangst sein. Selbst erfahrene Personen wie Polizisten, Ärzte oder Psychologen, die regelmäßig mit Lügen konfrontiert sind, erkennen nicht immer, ob jemand die Wahrheit sagt. Aufgrund ihres Berufes sind sie aber darauf geschult, etwa mittels Fragetechniken zu Details des Erzählten, Lügen aufzudecken.
Lügendetektoren, die Werte wie Blutdruck, Puls, Atmung aufzeichnen, sind jedenfalls nicht eindeutig und umstritten. Während sie in den USA eingesetzt werden, sind sie in Österreich vor Gericht nicht zugelassen.
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Jeder Mensch lügt
Es müssen aber nicht immer kriminelle Betrügereien sein – jeder Mensch lügt und das mehrmals täglich. Jahrelang hielt sich die Zahl von 200 Lügen, die wir jeden Tag von uns geben – sie konnte wissenschaftlich jedoch nie bestätigt werden. Inzwischen gehen Lügenforscher von im Schnitt zwei Lügen pro Person und Tag aus.
Die meisten Unwahrheiten sind harmlos und geschehen aus Höflichkeit oder um Konflikten aus dem Weg zu gehen. In der Lügenforschung spricht man von "weißen Lügen", bei denen beide Beteiligten profitieren und die sozial akzeptiert sind. Im Gegensatz dazu stehen "schwarze Lügen" – der Lügner gewinnt, aber schadet meist anderen. Sie sind verpönt und sorgen für ungute Gefühle bei den Belogenen.
Kleine Lügen sind für unser Zusammenleben wichtig, weshalb es gar nicht immer nötig ist, sie zu enttarnen, meint Psychiaterin Dennig. "Ohne Lügen wäre unser Leben viel grausamer. Jede Ausrede, die jemanden schützt, um ihn nicht zu kränken, ist ja etwas Positives. Würden wir immer die Wahrheit sagen, würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren", sagt Dennig. Entscheidend sei letztlich immer die Absicht, die dahintersteckt.
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