Pollenallergien werden allerdings immer vielfältiger und komplexer, sagt Erika Jensen-Jarolim, Allergieforscherin an der MedUni Wien und Präsidentin der Gesellschaft für Allergologie und Immunologie. Dazu tragen unter anderem Klima- und Umweltfaktoren bei: Die Winter werden wärmer, die Blühzeiten der Pflanzen verschieben sich. „Wir sind heuer beinahe das ganze Jahr über mit Allergenen konfrontiert, die zum Teil vor einigen Jahren noch nicht als Allergieauslöser bekannt waren.“
Die Veränderungen illustriert Berger am Beispiel der Esche: Diese ist zwar als Auslöser für Beschwerden bekannt. „Sie ist aber am Vormarsch und entwickelt sich zu einem der wichtigsten Allergene hinter Gräsern und Birke.“ Ein Grund: Aufgrund von Belastungen durch Klima oder Pilzbefall reagiert der Baum – und setzt mehr Pollen frei. Dazu kommt, dass eine Allergie auf Eschenpollen durch die Nähe zur Birkenblüte häufig übersehen wird. „Ihr allergologisches Potenzial wird oft unterschätzt. Zusätzlich können auch Kreuzallergien zu Liguster, Flieder, Forsythien, Jasmin oder dem Ölbaum auftreten.
Individuelle Belastung
Auch wenn der Pollenflug heuer schwächer ausfallen könnte: Das heißt nicht, dass die Belastung geringer empfunden wird. Das weiß man beim Pollenwarndienst durch die Auswertung der digitalen Allergiker-Tagebücher. Diese zeigen auch den Einfluss von Mund-Nasen-Schutz. „Im Vorjahr hatten wir trotz starkem Pollenflug deutlich weniger Einträge“, sagt Berger. Er rät auch heuer zu Masken. „Wir haben das schon vor 20 Jahren empfohlen, das Interesse war lange Zeit gering. Erst die Pandemie brachte eine Veränderung.“
Was die Gefährdung von Allergikern für eine Covid-19-Erkrankung betrifft, gibt Allergie-Expertin Erika Jensen-Jarolim Entwarnung. „Insgesamt besteht kein erhöhtes Risiko für Allergiker und Asthmatiker.“ Experten sehen auch „keine Kontraindikationen“ zu den Covid-19-Impfungen. Lediglich bei Allergikern, die zur Reduktion ihrer Beschwerden eine Immuntherapie durchführen, empfiehlt sie „zur Sicherheit“ eine Woche Abstand.
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