Was Sie jetzt über die Birkenpollen-Saison wissen müssen

Was Sie jetzt über die Birkenpollen-Saison wissen müssen
Mit dem ersehnten Frühlingswetter steht auch die erste große Belastungswelle bevor.

Endlich Sonnenschein und Temperaturen bis zu 20 Grad: Was der Wetterdienst Ubimet für heute, Mittwoch, und das Wochenende prognostiziert, lässt endlich auf Frühling hoffen. Allergiker werden dies mit gemischten Gefühlen aufnehmen. Laut Pollenwarndienst steht der Beginn der Birkenpollensaison unmittelbar bevor – und die ist wiederum von den Temperaturen abhängig. Für heuer wird eine ungewöhnlich starke Birkenblüte erwartet.

Warum fällt die Birkenblüte heuer so intensiv aus?

Die Belastungen hängen von den Wetterbedingungen ab. Heuer war der Jänner sehr mild, der Kälteeinbruch in Februar und März verschob die Blühbereitschaft nach hinten. Alle zwei Jahre kommt es bei der Birke zu sogenannten Mastjahren, in denen sie intensiver stäubt, zuletzt 2016. Daher gehen Experten der Europäischen Stiftung für Allergieforschung davon aus, dass es 2018 wieder eine höhere Konzentration der aggressiven Birkenpollen geben wird. Bei Temperaturen über 15 Grad stäuben Birken, die Pollen werden vom Wind verteilt. Birken-Allergien treten am zweithäufigsten auf (hinter Gräserpollenallergien).

Was Sie jetzt über die Birkenpollen-Saison wissen müssen

Heißt das automatisch, dass Allergiker starke Beschwerden haben werden?

Nicht unbedingt, betont Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst. „Wie Allergiker darauf reagieren, hängt davon ab, wie die Saison beginnt und verläuft: Steigen die Pollenkonzentrationen langsam an, kann sich der Körper besser einstellen.“ Beginnt die Saison aber sehr plötzlich oder steigt die Pollenmenge immer wieder sprunghaft an, werden die Belastungen deutlich stärker erlebt.

Was hat noch Einfluss?

Durch Forschung und die Mitarbeit unzähliger Betroffener, die über die App des Pollenwarndiensts ein Pollentagebuch führen, zeigte sich, dass auch die Luftqualität Einfluss auf die Stärke der Beschwerden hat:„Erste Forschungsergebnisse zeigen einen negativen Einfluss der Luftverschmutzung auf die Beschwerdelast“, wird betont.

Was können Betroffene tun? Ist jetzt eine Immunisierung zu empfehlen?

Am wichtigsten ist die Allergenvermeidung. Der Aufenthalt im Freien ist aber nicht immer zu vermeiden, daher versuchen Betroffene, ihre Symptome zu minimieren. Antiallergika etwa unterdrücken die überschießende Immunreaktion, Augen- oder Nasentropfen wirken entzündungshemmend. Allergologen betonen, mit einer systemischen Therapie werde das Wurzel an der Übel gepackt: Das Immunsystem wird mittels Spritzenkur oder Tabletten an das im Grund harmlose Allergen gewöhnt. Dafür ist es allerdings jetzt zu spät – die Therapie sollte immer in der allergiefreien Zeit begonnen werden, um den Körper nicht zu überfordern.

Zudem wird die Immuntherapie ständig verbessert. So gibt es bereits verschiedene Anwendungsformen, die individuell angepasst werden können. Dazu zählt auch eine neue Impfung gegen Gräserpollen, die in Wien an der MedUni entwickelt wurde und 2021 auf den Markt kommen soll. Der verwendete Wirkstoff besteht nicht aus echten Eiweißstoffen, sondern synthetischen Eiweißbestandteilen. Dadurch sei eine bessere Sicherheit gegeben.

Wie werden Allergien diagnostiziert?

Die Diagnose basiert auf drei Säulen, erklärte Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung, MedUni Wien, im März: Ausführliches Arztgespräch (Allergologe), Hauttest (PRICK) mit Allergenextrakten und Blutscreening. Bei letzterem wird eine Probe auf Antikörper (IgE) getestet. Sie zeigen, ob bereits eine Abwehrreaktion besteht. Mit Hilfe eines in Wien entwickelten „Allergen-Chips“ (ISAC) kann mit einem Tropfen Blut die Reaktion des Körpers auf mehr als 100 Allergene gescreent werden. Er wird derzeit nur in wenigen Zentren angeboten, die Kosten (derzeit ca. 300 €) sind selbst zu tragen.

Skin prick allergy test

Können auch Erwachsene eine Allergie bekommen?

Ja, auch wenn die meisten Allergien bereits im Kindesalter auftreten. Von einer Pollenallergie kann man in jedem Alter betroffen sein. Dann reagiert das Immunsystem plötzlich auf Pollen sensibel. Erhöht ist das Risiko laut mancher Experten, wenn bereits andere Unverträglichkeiten (z. B. Nahrungsmittel, Antibiotika) bestehen. Allergien nehmen allgemein zu und werden häufiger diagnostiziert.

Warum soll man eine Allergie behandeln? Es ist oft nur ein bisschen Schnupfen.

„Das Ausmaß einer unbehandelten allergischen Rhinitis („Heuschnupfen“) ist deutlich größer, als es auf den ersten Blick erscheint. Die Betroffenen leiden enorm“, betont Jensen-Jarolim. Unbehandelt entwickeln 40 Prozent der Patienten Asthma.

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