Penninger: "Wir brauchen Impfstoffe und Medikamente"
"Die tolle Entwicklung bei den Impfstoffen zeigt, wie schnell die Wissenschaft reagieren kann", sagte der österreichische Genetiker Josef Penninger - Direktor des Life Sciences Institut der University of Britsh Columbia in Vancouver (Kanada) - in einer von der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft (ÖAG) organisierten Online-Diskussion gemeinsam mit Gesundheitsminister Rudi Anschober. "Wahrscheinlich ist dies das größte Wissenschaftsprojekt, das unser Planet je erlebt hat." Die Erfolge jetzt basieren auf Entwicklungen der vergangenen Jahre: Wären diese damals nicht gefördert worden, "würde es noch Jahre dauern, bis wir einen Impfstoff gegen Covid-19 haben. Investitionen in die Wissenschaft zahlen sich also aus."
Wir sollten aber nicht glauben, dass wir jetzt mit dem Impfstoff alles unter Kontrolle hätten. Einerseits gebe es bei den Impfstoffen noch genug offene Fragen. Und es bestehe auch die Gefahr einer Virusmutation: "Das Virus ist in Wildtiere, in Nerze, hineingesprungen. Die Dänen hatten dann die Sorge, dass die Mutation dazu führt, dass die Impfstoffe nicht mehr funktionieren."
Natürlich werde es weniger Infektionen geben, wenn mehr geimpft werde: "Aber das Virus wird wahrscheinlich bei uns bleiben. Wir sollten nicht glauben, jetzt impfen wir und das Virus geht weg."
"Wir brauchen Impfstoffe, aber auch Medikamente. Wenn wir das eine jetzt aufgeben, wären wir schlecht beraten“, betonte der Genetiker.
"Kein Wundermittel"
Ein einziges "Wundermittel" zur Therapie von Covid-19 werde es aber nicht geben. "Es wird Medikamente geben, die bei frühen Erkrankungen wirken und solche, die bei schweren Erkrankungen wirken. Und es wird Kombinationen geben, so wie dies in der HIV-Therapie der Fall ist."
Die Studie zu dem von einem Team um Penninger entwickelten Enzym APN01 mit 200 Patienten soll bis Ende Jänner ausgewertet sein: "Ich hoffe, dass uns die Arzneimittelagentur EMA erlaubt, die Daten schneller zu analysieren, das könnte man noch beschleunigen." Das Präparat soll SARS-CoV-2 "die Tür in die Zellen versperren". Gleichzeitig soll es Entzündungen reduzieren und Organe wie Herz und Niere vor Organversagen schützen.Bei vielversprechenden Studienergebnissen werde man um eine Notfallszulassung für das Medikament ansuchen.
Penninger sprach sich auch dafür aus, an den Massentests teilzunehmen: "Ich finde das ganz toll, dass in Österreich so viel getestet wird."
Am Campus des Vienna Biocenter in Wien-Erdberg - Penninger hat dort noch ein kleines Labor - werde seit sechs Monaten regelmäßig getestet: "Positive werden so frühzeitig herausgeholt, deshalb konnten sie bis jetzt offen halten. Unser Life-Sciences-Institut ist hingegen nur zur Hälfte geöffnet. Ich wünsche mir, dass auch in British Columbia mehr getestet wird."
Auf der Welt gebe es übrigens zehn Mal mehr Viren als alle Organismen - inklusive Bakterien - zusammen genommen. "Wir kennen 1,7 Millionen Virenarten und nur 200 Viren, die Menschen infizieren können. Es gibt also noch viel zu entdecken."
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