Trotz anhaltender Symptome sollten Nasensprays oder Nasentropfen jedoch nicht länger als den in der Packungsbeilage angegebenen Zeitraum verwendet werden. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen können sie abhängig machen und die Nasenschleimhaut schädigen. Die Schleimhäute gewöhnen sich an die regelmäßige Dosis, sie trocknen aus – es kommt zu einem sogenannten Rebound-Effekt: Sobald die Wirkung des Präparats nachlässt, schwellen die Schleimhäute verstärkt an.
"Die abschwellenden Tropfen wirken gefäßverengend. Dieser Mechanismus hat allerdings einen Gewöhnungseffekt und wird über die Zeit immer schwächer. Die Nase bleibt längere Zeit geschwollen und es braucht immer mehr Tropfen, weshalb eine möglichst kurzzeitige Einnahme empfohlen ist", sagt Wolfgang Gstöttner, Leiter der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am Wiener AKH.
Teufelskreis
Die Folge ist ein Kreislauf: Betroffene greifen erneut zu den abschwellenden Tropfen oder Sprays. Es kommt zu chronischem Schnupfen sowie einer immer wieder zugeschwollenen Nase, die das Atmen erschwert. Die Nasenschleimhäute trocknen zudem aus, Keime werden nicht mehr so gut abgehalten – die Schleimhäute erfüllen ihre Abwehrfunktion nicht mehr.
Dieser Prozess beginnt meist nach etwa zwei bis drei Wochen der Einnahme. Gstöttner: "Man muss keine Panik haben, wenn man bei Tag sieben ist. Die meisten Sprays kann man ruhig zwei bis drei Wochen verwenden – die Gefahr einer Abhängigkeit ist in diesem Zeitraum gering."
Um das Risiko einer Abhängigkeit dennoch klein zu halten, empfiehlt Gstöttner schwächer dosierte Sprays für Kinder zu verwenden oder eine einseitige Verwendung: "An einem Tag wird nur rechts eingesprüht, am anderen Tag links. So ist der Gewöhnungseffekt nicht so stark." Bei einer kurzen Anwendung schaffen es die meisten Betroffenen mit dem Abklingen des Virusinfekts auch den Spray nicht mehr zu verwenden.
Abhängigkeit über Jahre
Ein einfaches Absetzen der Präparate wird mit zunehmender Einnahme aber schwierig. Manche Betroffene leiden unter Erstickungsängsten, da sie keine Luft durch die Nase bekommen, wenn sie den Spray nicht verwenden. Im Extremfall kann eine Abhängigkeit über Jahre bestehen, da die erneut geschwollenen Nasenschleimhäute zu einem weiteren Gebrauch der Sprays und Tropfen verleiten.
Für die Entwöhnung gibt es mehrere Möglichkeiten, die mit einem Facharzt oder einer Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen besprochen werden können. Dazu zählt etwa ein "kalter Entzug", also das radikale Weglassen des Präparats, was für die Betroffenen meist belastend ist. Leichter fällt es, das Mittel langsam niedriger zu dosieren. Dazu wird das verwendete Präparat verdünnt, indem jeweils die Hälfte des Inhalts durch eine Kochsalzlösung ersetzt wird – solange bis nur noch Kochsalzlösung übrig ist. Es kann auch helfen, ein Mittel für Erwachsene durch ein Mittel für Kinder zu ersetzen.
Auch eine Entwöhnung von zunächst einem Nasenloch ist möglich, indem die Tropfen oder der Spray eine Zeit lang nur auf einem Nasenloch verabreicht werden, sodass ein Nasenloch frei ist, während das andere entwöhnt wird.
Durchhalten
Unterstützend können kortisonhaltige Nasensprays wirken. Sie lassen zwar die Nasenschleimhaut nicht abschwellen, hemmen aber die Entzündung der Schleimhäute – und machen nicht abhängig. Während der Entwöhnung müssen Betroffene ein paar Tage mit verstopfter Nase durchhalten. Die Rückfallgefahr ist allerdings groß.
Wer ein bis zwei Wochen mit verstopfter Nase durchhält, bei dem regeneriert sich die Nasenschleimhaut wieder. In der Regel erholt sie sich vollständig.
Keine Abhängigkeit entsteht durch Nasensprays mit Kochsalzlösung, die auch rezeptfrei und in Drogerien erworben werden können. Sie unterstützen lediglich die Pflege der Nase und befeuchtend die Schleimhäute, enthalten aber keine Substanzen, die zu einem Abschwellen führen.
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