Novavax: Wann kommt der Protein-Impfstoff nach Österreich?
Er ist die Nummer fünf: Nach zwei mRNA-Impfstoffen (Biontech/Pfizer, Moderna) und zwei Vektorimpfstoffen (Astra Zeneca, Johnson & Johnson) erhält mit „Nuvaxovid“ des US-Biotechnologieunternehmens Novavax der erste Impfstoff auf Protein-Basis eine Zulassung in der EU. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat am Montag die Zulassung empfohlen.
Nach der Empfehlung der EU-Arzneimittelagentur EMA erteilte noch am Montag die EU-Kommission die bedingte Marktzulassung. Für die Grundimmunisierung sind zwei Dosen im Abstand von drei Wochen notwendig. Die wichtigsten Fakten.
Was ist ein Proteinimpfstoff?
Novavax besteht aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Diese Spike-Proteine werden in Insektenzellen produziert: Ungefährliche Viren (Baculoviren) werden gentechnisch so verändert, dass sie die Erbsubstanz für das Spike-Protein enthalten. Insektenzellen werden dann mit diesen Viren infiziert – und produzieren das Spike-Protein. Dieses wird aus den Zellen entnommen, gereinigt und schließlich verimpft. Bei den mRNA- und den Vektorimpfstoffen findet die Produktion des Spike-Proteins hingegen im Körper statt. Der Impfstoff liefert hier nur den genetischen Bauplan für das Protein.
Ist das jetzt ein klassischer Totimpfstoff?
Nein, sagt der Virologe Florian Krammer. Der Begriff Tot(virus)impfstoff „wurde für Impfstoffe mit abgetöteten, chemisch inaktivierten Erregern verwendet. Das trifft nur auf den Impfstoff von Valneva zu, bzw. auf Impfstoffe aus China und Indien. Die reine Unterscheidung zwischen Tot- und Lebendimpfstoffen stammt aus einer Zeit, als es nur Tot- und Lebendimpfstoffe gab.“ Novavax sei eben ein rekombinanter (mithilfe gentechnischer Veränderungen hergestellter, Anm.) Proteinimpfstoff. Der Totimpfstoff von Valneva wird aber frühestens im Laufe des ersten Halbjahres 2022 zugelassen.
Könnte Novavax eine Alternative für RNA-Skeptiker sein?
Davon sind Experten überzeugt. So werden auch ein HPV-Impfstoff und ein Influenza-Impfstoff nach dieser Methode hergestellt. „Man muss aber klar sagen: Mehr als die mRNA-Impfstoffe kann der Novavax-Impfstoff nicht. Es ist ein guter Impfstoff, wie die anderen auch – aber zu glauben, das ist der Heilige Gral, das ist ein Blödsinn“, sagt Impfstoff-Spezialist Herwig Kollaritsch. Ähnlich äußerte sich der klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger von der MedUni Wien im Ö1-Mittagsjournal: „Es spricht wirklich nichts gegen den Impfstoff, aber es gibt aus meiner Sicht auch nicht das große Dafür.“ Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein appelliert, nicht auf Novavax zu warten.
Wie hoch ist die Wirksamkeit?
In einer Studie in den USA und in Mexiko mit insgesamt knapp 30.000 Teilnehmern betrug die Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen 90,4 Prozent. Das Vakzin schützte zudem zu 100 Prozent vor schweren und sehr schweren Krankheitsverläufen. Allerdings stammen diese Daten noch aus einem Zeitraum, in dem die Alpha-Variante dominant war. „Grundsätzlich ist das ein sehr guter Impfstoff, die Wirksamkeit ist nach den bisherigen Daten vergleichbar mit jenen der mRNA-Impfstoffe, die Menge der gebildeten neutralisierenden Antikörper ist sehr hoch“, sagt Krammer.
Und der Schutz vor der Omikron-Variante?
Das überprüft Novavax gerade in Labortests, mit Ergebnissen wird in den kommenden Wochen gerechnet. Falls notwendig, könnte der US-Konzern bereits im Jänner mit der Herstellung eines angepassten Vakzins beginnen.
Ab wann wird der Impfstoff verfügbar sein?
Österreich hat vorerst rund 750.000 Dosen bestellt, deren Lieferung „nach letzten Informationen im ersten Quartal 2022 beginnen soll“, heißt es im Gesundheitsministerium. „Danach werden weitere Optionen verfügbar sein.“ Der Hersteller Novavax kündigte an, bereits im Jänner mit der Auslieferung zu starten.Ob das Vakzin frei wählbar ist, "wird von der Verfügbarkeit abhängig sein", heißt es in einer Stellungnahme des Gesundheitsministeriums. Dies liege im Ermessen der Bundesländer, die in Österreich für die Organisation und die Durchführung der Impfkampagne verantwortlich sind.
Die EU-Kommission hat bereits im August einen Vertrag über insgesamt bis zu 200 Millionen Dosen abgeschlossen. Darin enthalten ist eine Option auf 100 Millionen Dosen für die Jahre 2022 und 2023. Die ersten Dosen werden nach Angaben der Brüsseler Behörde voraussichtlich in den ersten Monaten 2022 in den Mitgliedstaaten eintreffen. Für die ersten drei Monate haben die EU-Staaten demnach rund 27 Millionen Dosen bestellt.
Und Novavax als Booster?
„Novavax ist beim Boostern schon ok – aber er kann da sicher nicht mehr als die mRNA-Impfstoffe“, betont Impfexperte Herwig Kollaritsch.
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