Neuer Biomarker bei Multipler Sklerose identifiziert

Neuer Biomarker bei Multipler Sklerose identifiziert
Individualisierte Behandlung könnte damit in greifbare Nähe rücken.

Eine maßgeschneiderte Behandlung von Multipler Sklerose (MS) könnte in greifbare Nähe rücken. Neurologen an der Medizinischen Universität Innsbruck identifizierten nun im Rahmen einer Beobachtungsstudie einen neuen Biomarker, mit dem eine solche Behandlung wahrscheinlicher wird, teilte die Universität am Dienstag in einer Aussendung mit.

"Der neue Biomarker birgt einen zusätzlichen Nutzen zu bereits etablierten Risikofaktoren und bringt uns einen Schritt näher zur individualisierten Behandlung von MS", erklärte Neuroimmunologe Harald Hegen. Wie lange Betroffene ab Beginn der Erkrankung ohne Einschränkungen bleiben bzw. wann der nächste Krankheitsschub auftritt, sei bisher kaum verlässlich vorherzusehen gewesen, hieß es.

Schwere des Krankheitsverlaufs vorhersagen

"Um den Nutzen gegen die Risiken der verschiedenen Immuntherapien im Einzelfall abzuwägen, ist aber die Erstellung einer individuellen Prognose notwendig", so Hegen. Nun sei es zusammen mit Kollegen aus Wien und Graz gelungen, ein im Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) nachweisbares Protein, die sogenannte κ-freien Leichtketten (κ-FLC, kappa free light chain), als unabhängigen Biomarker für die frühe Prognose der MS zu identifizieren. Über die neue Erkenntnis wurde bereits im Fachjournal "Neurology: Neuroimmunology and Neuroinflammation" berichtet.

In die Innsbrucker Studie wurden 88 Patienten zum Zeitpunkt des ersten klinischen Ereignisses - etwa einer Rückenmarks- oder Sehnerventzündung - eingeschlossen. Das Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren, zwei Drittel waren Frauen. Die Teilnehmer wurden dann über vier Jahre lang beobachtet. Heraus kam, dass Patienten mit einem hohen κ-FLC Index (über 100) ein vierfach erhöhtes Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf hatten. Die Zeit bis zum zweiten Schub betrug dabei im Schnitt lediglich elf Monate, während bei Patienten mit einem niedrigen Index (100 oder weniger) durchschnittlich erst nach 36 Monaten ein zweiter Schub auftrat. "Auch unter Berücksichtigung bekannter prädiktiver Faktoren wie Alter, Geschlecht, MRT Läsionslast und -aktivität, erwies sich der κ-FLC Index als unabhängiger Marker, mit dem Patientinnen und Patienten mit höherer Krankheitsaktivität früh identifiziert und damit der für sie geeigneten Therapie zugeführt werden können", unterstrich Neuroimmunologe Hegen die hohe Aussagekraft der Studie.

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