Bestimmte Immunzellen hemmen Entzündungen bei Multipler Sklerose

Bestimmte Immunzellen hemmen Entzündungen bei Multipler Sklerose
IgA-B-Zellen gegen böse Darmbakterien.

Die Darmflora spielt eine Rolle bei der Krankheit Multiple Sklerose - das ist nichts Neues. Nun hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Uni Basel entdeckt, dass bestimmte Immunzellen aus dem Darm einen entzündungshemmenden Botenstoff im zentralen Nervensystem ausschütten können.

Hilfe durch Darmbakterien-Cocktail

Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung des jungen Erwachsenenalters mit österreichweit rund 13.500 Betroffenen. Neuere Therapien gegen die Autoimmunerkrankung setzen darauf, bestimmte B-Zellen des Immunsystems aus dem Blut der Betroffenen zu entfernen. Dadurch lassen sich die Hirnentzündung und die Krankheitsschübe der Patienten hemmen.

Manchmal bringt die Therapie jedoch verheerende Folgen: Wird ein zu großes Spektrum der verschiedenen B-Zellen entfernt, kann dies die Erkrankungen verschlimmern, wie Basler Forschende bereits in früheren Studien zeigen konnten. Ein Grund hierfür könnten die sogenannten Immunglobulin A-produzierenden B-Zellen (IgA-B-Zellen) sein, welche nun ins Visier der Wissenschafter um Anne-Katrin Pröbstel von der Universität Basel und vom Universitätsspital Basel gerieten.

Zuerst verglichen die Forschenden die Stuhlproben von MS-Betroffenen mit denen von gesunden Menschen. Sie stellten dabei fest, dass erstere IgA-B-Zellen im Darm tragen, die sich insbesondere gegen MS-typische Darmbakterien richten, wie die Uni Basel in einer Mitteilung schrieb. Danach analysierten sie die Rolle dieser Immunzellen im Krankheitsverlauf bei insgesamt 56 MS-Patienten. Demnach häuften sich die IgA-B-Zellen im Rückenmark von Betroffenen mit schubförmiger Multipler Sklerose. Ebenfalls stellten sie in Hirnproben von verstorbenen Patienten eine starke Anreicherung dieser speziellen Immunzellen in der Nähe von MS-bedingten Nervenschäden fest.

"Offenbar wandern diese Immunzellen aus dem Darm zu den Entzündungsherden im zentralen Nervensystem und schütten dort einen entzündungshemmenden Botenstoff aus", sagte Pröbstel. Das erkläre, warum sich die Erkrankung verschlimmere, wenn diese Immunzellen aus dem Blut entfernt würden.

Die Wissenschafter hoffen, dass die Forschungsergebnisse das Potenzial bergen, neue Therapieansätze entwickeln zu können. So könnte etwa ein Darmbakterien-Cocktail helfen, die IgA-B-Zellen zu mobilisieren.

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