Neue Daten: Astra Zeneca 100 Prozent effektiv gegen schwere Verläufe
Die einen setzen auf die Macht der Bilder, die anderen auf die Macht der Zahlen: Um das Vertrauen in den Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns Astra Zeneca zu erhöhen, ließ sich die litauische Regierungsspitze am Montag vor laufenden Kameras die erste Teilimpfung injizieren.
Für mehr Aufmerksamkeit im Rest der Welt sorgte Montag allerdings Astra Zeneca selbst mit der Veröffentlichung neuer – äußerst positiver – Studiendaten zur Effizienz von AZD1222: Die Wirksamkeit sei höher als bisher angenommen. Zuletzt war es wegen Thrombosen, Embolien sowie seltenen Hirnsinusthrombosen zu Verunsicherung gekommen. Mehrere EU-Staaten hatten in der Vorwoche die Impfungen für einige Tage ausgesetzt. Die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde EMA überprüfte die Vorwürfe, stellte allerdings keine Sicherheitsmängel fest.
Phase-III-Studie: Vorläufige Daten
Die vorläufigen Daten der nun veröffentlichten, großen Phase-III-Studie in 88 Zentren untermauern den EMA-Befund sowie bisherige Studien: „Die neuen Ergebnisse kommen genau zur richtigen Zeit“, sagt Markus Zeitlinger, Leiter der Klinik für Pharmakologie an der MedUni Wien/AKH Wien.
Eine umfangreiche Phase III Studie über Astra Zeneca stellt dem Impfstoff ein sehr gutes Zeugnis aus. Über 32.000 Freiwillige über alle Altersgruppen hinweg aus den USA, Chile und Peru erhielten dabei zwei Dosen des Astra Zeneca-Vakzins oder ein Placebo-Mittel - mit einem Abstand von vier Wochen. Diese Daten ergänzen bereits bestehende "Real-World-Daten" aus England und Studiendaten aus Brasilien und Südafrika.
Daten aus diesem neuen Test zeigen: der Impfstoff schützt zu 100 Prozent vor schweren Verläufen und zu 79 Prozent vor einer symptomatischen Erkrankung. In der Studie wurden außerdem keine Sicherheitsbedenken berichtet.
Doppel-blind, placebo-kontrolliert
Teilgenommen hatten an der Studie knapp 32.500 Erwachsene aller Altersklassen in den USA, Peru und Chile, die im Abstand von vier Wochen jeweils zwei Impfdosen erhielten. 141 symptomatische Covid-19-Erkrankungen wurden unter den Probanden registriert.
Für Experten wie Zeitlinger kommen die neuen Daten nicht überraschend – der Impfstoff wies bereits in früheren Untersuchungen eine gute Wirksamkeit auf und wurde landläufig zu Unrecht als zweite Wahl abklassifiziert.
Was die aktuelle Studie von älteren unterscheidet, ist das Studiendesign: „Die Bedingungen waren sehr kontrolliert, etwa doppel-blind und placebo-kontrolliert. Bisherige Kohortenstudien waren nicht randomisiert“, erklärt er.
Zwei Drittel der Probanden erhielten AZD1222, ein Drittel ein Placebo ohne Wirkstoff. „Diese Studie zeigt also die genauen Wirksamkeitsdaten von 20.000 Personen, die den Impfstoff bekommen haben.“
Kein gesteigertes Thrombose-Risiko festgestellt
Der Guardian berichtet auch, dass in der US-Studie auch spezifisch das Risiko für Blutgerinnsel und Hirnvenenthrombosen untersucht wurde - nachdem es in der EU Aufregung um 18 berichtete Fälle unter Geimpften gab. Das prüfende Komitee berichtete, "unter den 21,583 Teilnehmenden, die mindestens eine Dosis des Impfstoffes erhalten haben, konnte kein gesteigertes Risiko für Thrombosen festgestellt werden. Bei der spezifischen Suche nach Hirnvenenthrombosen unter den Teilnehmenden konnten keine entsprechenden Vorkommnisse gefunden werden".
Die Entwicklerinnen und Entwickler werden mit diesen neuen Daten nun um eine Notfallzulassung in den USA ansuchen. Die New York Times berichtet jedoch, dass eine solche Zulassung aller Voraussicht nach keinen großen Unterschied in den USA machen würde. Denn der Impfstoff wäre dort dann wohl erst ab Mai verfügbar und zu diesem Zeitpunkt dürften wohl schon drei andere Impfstoff-Hersteller genug Dosen für alle erwachsenen US-Bürgerinnen und Bürger produziert haben.
Wirksam bei 65+
Der Pharmakologe Zeitlinger streicht noch einen weiteren „sehr guten Aspekt“ hervor: „Mit dieser Studie ist die Diskussion rund um die Wirksamkeit bei über 65-Jährigen endgültig vom Tisch.“ Das Vakzin war in der EU wegen fehlender Daten bei Älteren ursprünglich nur bis 55 Jahre zugelassen – was Zweifel über die Wirksamkeit in der betagten Bevölkerung aufkommen ließ. „20 Prozent der Teilnehmer waren in der Studie über 65 Jahre alt, die Effektivität des Wirkstoffs liegt in dieser Altersgruppe bei 80 Prozent.“
Eine Million Geimpfte
In Österreich lieferte Astra Zeneca in der Vorwoche indes weniger Impfstoff – laut Gesundheitsministerium mit ein Grund, warum die Impfgeschwindigkeit um elf Prozent sank. Montag oder Dienstag sollten aber eine Million Österreicher zumindest die erste Impfdosis erhalten haben. Von den bisher durchgeführten Impfungen entfallen auf AZD1222 22,2 Prozent. Biontech/Pfizer liegt mit 72,2 Prozent vorne, Moderna stellte 5,6 Prozent an Impfdosen.
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