Nach vier Wochen wieder positiv: Erneute Infektionen jetzt häufiger
Erst vor wenigen Wochen genesen, nun schon wieder positiv? Bei Omikron ist das möglich - die Zeit zwischen neuerlichen Infektionen scheint kürzer als bei früheren Varianten. Während man bisher von einem Schutz von etwa drei Monaten vor einer Reinfektion ausgegangen war, scheint sich dieser Zeitraum bei BA.5 auf vier Wochen reduziert zu haben. Dass man man sich zweimal hintereinander mit der gleichen Omikronsubvariante ansteckt, ist eher selten. Der Schutz liegt bei etwa 95 Prozent, wie erste Studien für BA.1 und BA.2 zeigen.
Auch wer geimpft ist und schon einmal mit Covid-19 infiziert war, kann sich erneut anstecken. Denn nach wie vor gilt: Die Impfungen schützen vor schweren Erkrankungen, nicht aber vor der Infektion selbst.
Studien deuten darauf hin, dass man sich bei den derzeit vorherrschenden Omikron-Varianten BA.4/BA.5 schneller ein zweites Mal anstecken kann als bei bisherigen Varianten. Diese Reinfektionen gehen darauf zurück, dass BA.4/BA.5 den Immunschutz noch einmal deutlich besser umgehen können als die Omikron-Varianten BA.1 und BA.2.
Die australische Gesundheitsbehörde berichtete bereits im Juli, dass erneute Infektionen bereits "28 Tage nach Genesung von einer früheren Covbid-19-Infektion auftreten". Darauf wiesen auch österreichische Forscher in einer im Journal of Infection veröffentlichten Studie darauf hin: Mit Omikron BA.5 sei eine viel schnellere Reinfektionsrate als nach drei Monaten möglich.
Omikron-Reinfektionen "treten jedoch meistens bei ungeimpften oder unvollständig geimpften Personen auf", so die Forscher.
10 Mal so viele Reinfektionen wie bei Delta
Eine Studie aus Serbien, kürzlich veröffentlicht im renommierten Fachjournal The Lancet, zeigt, dass bei Personen, die sich in den ersten 20 Monaten der Pandemie infizierten, das Risiko einer erneuten Infektion stetig, aber nur langsam anstieg. Nach sechs Monaten war etwa einer von hundert erneut infiziert, nach zwölf Monaten einer von zwanzig und nach 18 Monaten einer von fünf.
Mit dem Auftreten von Omikron hat sich dies allerdings verändert – die Reinfektionen nahmen deutlich zu. Schätzungen zufolge verursachte der erste Omikron-Ausbruch zehnmal so viele Reinfektionen wie die frühere Delta-Variante. Omikron kann, schreiben die Forscher, sich sowohl der Immunität durch frühere Infektion als auch durch Impfungen besser entziehen als frühere Varianten. Das gilt insbesondere für BA.5, die derzeit in vielen Ländern vorherrschende Variante.
Allerdings bietet die frühere Infektion einen Schutz vor schweren Erkrankungen. Das heißt: Bei Omikron ist es einfacher, sich erneut zu infizieren, auch in kürzeren Abständen. War man aber bereits mit einer anderen Omikron-Variante infiziert oder ist vollständig geimpft, ist der Schutz vor schweren Erkrankungen größer als bei früheren Varianten.
So heißt es in der Studie: "Reinfektionen verliefen tendenziell milder im Vergleich zu Primärinfektionen. Sie hatten eine um 90 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, zu einem Krankenhausaufenthalt oder zum Tod zu führen."
Eine Erklärung der Wissenschafter dafür ist, dass das Immunsystem nach der ersten Infektion gestärkt ist. Dies reiche aber möglicherweise nicht aus, um Infektionen zu verhindern. Es wecke aber die Hoffnung, "dass der Krankheitsverlauf milder sein könnte, wenn das Virus endemisch wird".
Frühere Omikron-Infektion schützt
Auch wer bereits einmal mit einer Omikron-Variante infiziert war, kann sich also mit BA.5 erneut infizieren. Dass eine frühere Infektion vor schweren Verläufen schützt, zeigt auch eine weitere Studie, veröffentlicht im New England Journal of Medicine: Der Schutz vor einer BA.5-Reinfektion war gering, wenn die frühere Infektion durch eine Variante vor Omikron, also etwa Delta oder Alpha, erfolgte.
Wer aber bereits einmal mit einer Omikron-Variante infiziert war, hatte einen hohen Schutz vor einer BA.5-Reinfektion. Dieser Effekt sei "wahrscheinlich sowohl mit nachlassender Immunität als auch mit Kreuzimmunität innerhalb von Omikron-Linien verbunden“, schreibt der US-Mediziner Eric Topol dazu auf Twitter.
Dieser Schutz vor einer Reinfektion wird erhöht, wenn zusätzlich zur früheren Infektion Impfungen genutzt wurden, wie eine weitere, noch nicht begutachtete Studie zeigt. Demnach sind jene, die dreifach geimpft sind sowie bereits einmal infiziert waren bis zu sechs Monate danach zu 95 Prozent vor einer schweren Erkrankung geschützt.
Dies gilt auch für jene, die genesen und zweimal geimpft sind. Eine frühere Infektion alleine, also ohne Impfungen, schützte sechs Monate danach zu 80 Prozent vor einer schweren Erkrankung durch eine Omikron-Infektion. Zwei Impfungen, also eine unvollständige Immunisierung sowie keine bisherige Infektion schützten hingegen zu 65 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf.
Geimpfte besser bei Reinfektion geschützt
Das deutsche Robert-Koch-Institut weist darauf hin, dass bei ungeimpften genesenen Personen nicht von einem langfristigen Schutz vor einer Reinfektion auszugehen ist. Laut RKI lag der Schutz vor Reinfektionen bei ungeimpften Genesenen zwischen 25 und 69 Prozent – das ist jeweils niedriger als bei zweifach und dreifach geimpften Personen.
Aber auch Geimpfte sind nicht langfristig geschützt. Nach drei Impfungen, also der Grundimmunisierung, lag die Effektivität gegen eine symptomatische Infektion nach drei Monaten bei 54 Prozent, nach sechs Monaten nur noch bei 13 Prozent. Die Auffrischungsimpfung kann dies zwar wieder erhöhen, nach kurzer Zeit sinken die Antikörper allerdings wieder ab, sodass der Impfschutz nach drei Monaten bei 44 bis 65 Prozent liegt.
Die gute Nachricht ist allerdings: Vor schweren Verläufen und den Todesfall bleibt der Schutz durch den Booster länger wirksam. Auch nach drei Monaten liegt die Effektivität zwischen 78 und 94 Prozent.
Wie hoch das eigene Reinfektionsrisiko ist, hängt allerdings von mehreren Faktoren ab, etwa auch der eigenen Immunantwort, das heißt also, wie viele Antikörper und T-Zellen der Körper produziert. Neben den kursierenden Varianten spielt zudem das eigene Verhalten eine Rolle sowie die Virusmenge, mit der man konfrontiert wird.
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