Misophonie: Wenn Geräusche Gewaltfantasien auslösen

Frau hat Misophonie und hält sich deswegen die Ohren zu.
Wenn bestimmte Geräusche für Menschen unerträglich sind, spricht man von Misophonie. Wo liegen die Ursachen – und welche Behandlungsoptionen gibt es?

"Als wir frisch verliebt waren, konnte mein Partner so viele Chips neben mir essen, wie er wollte", erinnert sich Isabell Brandenberger. "Mittlerweile muss ich in grundentspannter Stimmung sein, um ihm abends auf der Couch etwas zum Knabbern anzubieten", erzählt die 42-Jährige nachdenklich – und schmunzelt dann etwas.

Brandenberger geht es nicht etwa um gesundheitliche Bedenken. Sondern um das kruspelnde Geräusch, das ihr Partner beim Essen der frittierten Kartoffelscheiben von sich gibt. 

Bei den knisternden, knackenden, krachenden Lauten "stellen sich bei mir die Nackenhaare auf, innerlich macht sich Unbehagen breit", beschreibt sie. Zustände, in die die gebürtige Weinviertlerin auch gerät, wenn sie andere laut schmatzen, heftig auf einer Tastatur tippen oder mit dem Kugelschreiber klicken hört. Lange wusste die Wahlwienerin diese Empfindungen nicht einzuordnen.

Der Kampf mit dem "Hass auf Geräusche"

Heute weiß sie: "Ich bin Misophonikerin. Die meisten Menschen finden es ungustiös, wenn jemand neben ihnen schmatzt, und denken sich 'So ein Ungustl'. Bei mir kommen arge Emotionen und körperliche Reaktionen hinzu", sagt sie und spricht von intensiven Wutgefühlen, Gänsehaut und Herzflattern. "Manche Geräusche lassen mich zusammenzucken oder verursachen richtige Ohrenschmerzen."

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