Studie: Forscher entdeckten mögliche Ursache für Migräne

Frau verzieht Gesicht und hält sich Schläfen
Die Ergebnisse der Forschenden mit Mäusen könnten eine Erklärung für Migräneattacken sein und die Entwicklung neuer Medikamente ermöglichen.

Allein in Österreich leidet mehr als eine Million Menschen unter Migräne, weltweit sind es mehr als eine Millarde. Auch wenn die Behandlungsmöglichkeiten immer besser werden - die Ursachen dieser wiederkehrenden Kopfschmerzen ist vielfach unbekannt. Forschende der Universität Kopenhagen haben nun im Rahmen einer Studie mit Mäusen einen neuen Mechanismus identifiziert, der die belastenden Schmerzen erklären könnte. Das könnte in Zukunft auch die Entwicklung neuer Mediamente ermöglichen.

Klassische Migränepatienten erleben eine sogenannte Aura, das heißt, dass  vorübergehend neurologische Defizite auftreten. Diese können bis zu einer Stunde vor den Kopfschmerzattacken auftreten und im Kortex des Gehirns Auswirkungen haben. Derzeit sei nicht klar, wie ein pathologisches Ereignis im Kortex periphere sensorische Neuronen beeinflussen könne, schreiben die Autorinnen und Autoren im Fachjournal Science.

Unbekannter Signalweg wurde entschlüsselt

In ihrer Untersuchung entdeckten sie einen bisher unbekannten Signalweg, mit dem das zentrale Nervensystem im Gehrin mit den Nervenzellen im Rest des Körpers miteinander kommunizieren. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass wir den primären Kommunikationskanal zwischen dem Gehirn und dem peripheren sensorischen Nervensystem identifiziert haben“, sagt Mitautorin Maiken Nedergaard in der FAZ. Das Interessante daran: Er verläuft über den sogenannten Ganglion trigeminale, einen Nervenstrang, der unterhalb des Gehirns sitzt und dieses mit den Gesichts- und Kopfnerven verbindet.  

Blut-Hirn-Achse ist durchlässig

Im Gegensatz zu den übrigen Hirnregionen ist die Blut-Hirn-Schranke an diesem Knotenpunkt durchlässig, wie Rasmussen und seine Kollegen nun erstmals feststellten. Dadurch ist es an dieser Stelle ausnahmsweise möglich, dass die peripheren Nervenzellen mit den Proteinen aus dem Hirnwasser in Kontakt kommen, weil der Protein-Mix dort ungehindert durch die Lücke fließen kann. Die Proteine aktivieren dann die Nerven in diesem Knotenpunkt, was wiederum zu Kopfschmerzen führt. Anders gesagt: Die Proteine reizen diesen Kontenpunkt am Gehirnrand.

Die Erkenntnisse über den neuen Signalweg könnten zudem erklären, warum Migränekopfschmerzen vor allem einseitig auftreten, betont Hauptautor Martin Kaag Rasmussen.

Viele Proteine sind bei Migräne aktiv 

Bei einem Migräne-Anfall können zwölf verschiedene Proteine ins Hirnwasser freigesetzt werden. Diese können dann an Schmerzrezeptoren im Ganglion trigeminale andocken. Darunter befindet sich auch das sogenannte CGRP-Protein. Über dieses ist schon länger ein Zusammenhang mit Migräne bekannt.

Die Ergebnisse legen daher insgesamt nahe, dass diese Proteine die Aura-Beschwerden und Schmerzen bei Migränepatienten verursachen. Das könnte nun den Weg für neue Migräne-Medikamente ebnen, die an diesem Signalweg ansetzen. In Folgestudien suchen Forschende beispielsweise bereits nach neuen Wirkstoffen, die das CGRP-Protein hemmen.

Weitere Studien werden angedacht

Weitere Studien würden die nunmehrigen Erkenntnisse vertiefen. Neben Migräne könnte der neu entdeckte Signalweg auch an anderen Krankheiten beteiligt sein, vermuten die Forschenden „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir den primären Kommunikationskanal zwischen dem Gehirn und dem peripheren sensorischen Nervensystem identifiziert haben. Es handelt sich um einen bisher unbekannten Signalweg, der für die Entstehung von Migränekopfschmerzen wichtig ist und auch mit anderen Kopfschmerzerkrankungen in Verbindung gebracht werden kann“, sagt Maiken Nedergaard.

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