Was Schlaf, Energie und Stimmung über bevorstehende Migräne-Attacken aussagen
An der Studie nahmen 477 Personen im Alter von sieben bis 84 Jahren teil, darunter 291 Teilnehmerinnen. Über eine mobile App wurden die Teilnehmenden gebeten, zwei Wochen lang viermal täglich ihre Stimmung, Energie, Stress und Kopfschmerzen zu bewerten. Außerdem machten sie einmal täglich Angaben zu ihrer Schlafqualität und trugen zudem auch Schlaf- und Aktivitätsmessgeräte. Fast die Hälfte der Teilnehmenden litt in der Vergangenheit an Migräne, und 59 Prozent hatten während der Studie mindestens eine morgendliche Kopfschmerz-Attacke.
In der Untersuchung, die im Fachblatt Neurology publiziert wurde, zeigte sich einerseits, dass als unerholsam wahrgenommene Nächte mit einem erhöhten Risiko für Migräne am nächsten Morgen verbunden waren (Risiko im Schnitt um 22 Prozent erhöht). Ein niedrigeres Energieniveau wurde ebenfalls mit Kopfschmerzen am folgenden Morgen in Verbindung gebracht (16 Prozent höheres Risiko). Schlechte Schlafqualität und geringes Energielevel führten aber nicht zu einem erhöhten Migräne-Risiko am folgenden Nachmittag oder Abend.
Vorhersageparameter für Kopfschmerzen am folgenden Nachmittag oder Abend waren hingehen ein erhöhtes Stressniveau oder ein überdurchschnittlich hohes Energieniveau am Vortag. Zwischen ängstlichen oder depressiven Stimmungslagen und Kopfschmerzattacken konnte kein Zusammenhang ermittelt werden.
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"Einblick in die Prozesse, die der Migräne zugrunde liegen"
"Diese unterschiedlichen Muster von Prädiktoren (Vorhersageparameter, Anm.) für morgendliche und spätere Kopfschmerzen unterstreichen die Rolle der inneren Uhr und des Schlaf-Wach-Rhythmus bei Kopfschmerzen", wird Kathleen R. Merikangas, Studienautorin und Spezialistin für genetische Epidemiologie am US-amerikanischen National Institute of Mental Health, in einer Aussendung zur Studie zitiert. "Die Ergebnisse könnten uns einen Einblick in die Prozesse geben, die der Migräne zugrunde liegen, und uns helfen, die Behandlung und Prävention zu verbessern."
"Überraschenderweise fanden wir keinen Zusammenhang zwischen den Angst- und Depressionssymptomen und der Wahrscheinlichkeit einer Migräne-Attacke am nächsten Tag", so Merikangas. "Am interessantesten ist vielleicht, dass die Kopfschmerzen eher mit der selbst eingeschätzten Schlafqualität als mit den tatsächlich gemessenen Schlafmustern zusammenhingen." Das unterstreiche die Bedeutung des individuell von Betroffenen wahrgenommenen körperlichen und emotionalen Zustands als Auslöser der Migräne.
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Die Aussagekraft der Ergebnisse wird unter anderem durch den kurzen Beobachtungszeitraum geschmälert. Aus den Erkenntnissen leiten die Expertinnen und Experten dennoch ab, dass die Überwachung von Schlafveränderungen "als Prädiktor für Kopfschmerz-Attacken wesentlich ist", heißt es. Apps, die den Schlaf und andere gesundheitliche, verhaltensbezogene und emotionale Zustände in Echtzeit verfolgen, könnten wertvolle Informationen liefern, "die uns bei der Bewältigung von Migräne helfen können".
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