Nach einer Inkubationszeit von acht bis zu 21 Tagen kommt es in der Regel zunächst zu Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Schnupfen, Lichtscheuheit und Bindehautentzündung sowie Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum. Nach drei bis vier Tagen lässt das Fieber nach und der typische Ausschlag mit rötlichen, juckenden Flecken am gesamten Körper beginnt. Bei etwa jedem zehnten Betroffenen kommt es zu Komplikationen.
Besonders gefürchtet wird die sogenannten „Subakute sklerosierende Panenzephalitis“, kurz SSPE. Diese spezielle Form der Gehirnhautentzündung kann sechs bis acht Jahre nach einer akuten Masernerkrankung auftreten. Anfangs sind intellektuelle und psychische Veränderungen zu beobachten, später kommt es zu neurologischen Störungen wie Zuckungen einzelner Glieder. SSPE verläuft fortschreitend und endet tödlich.
Zudem kann es nach einer Masernerkrankung zu einer über Jahre andauernden Schwächung des Immunsystems kommen. „Masern sind nicht harmlos. Es gibt sehr gute Daten, die zeigen, dass Masern das Immunologische Gedächtnis löschen können. Es ist nicht, wie manche Impfgegner behaupten, gut, wenn das Immunsystem damit beschäftigt wird, sondern vor allem Kinder werden durch eine Maserninfektion anfälliger für andere Krankheiten“, sagt Virologe Lukas Weseslindtner von der MedUni Wien.
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Wie viele Masernfälle gibt es jedes Jahr in Österreich?
Masern sind eine meldepflichtige Erkrankung, die im epidemiologischen Meldesystem (EMS) erfasst wird. Im heurigen Jahr wurden laut AGES bisher bereits 165 Fälle in Österreich verzeichnet (Stand 21.11.2023). Mit weiteren Fällen ist laut AGES zu rechnen. In den Jahren 2022 und 2021 gab es hingegen nur einen Fall in Österreich, 2020 waren es 25. Weseslindtner: „Wir haben wie bei anderen Infektionskrankheiten aufgrund der Maßnahmen, die im Rahmen der SARS-Cov2-Pandemie getroffen wurden, gesehen, dass weltweit die Masernfälle zurückgegangen sind. Dazu zählte etwa das Tragen von FFP2-Masken und das Minimieren von Kontakten.“
Im aktuellen Jahr nahm die Zahl jedoch wieder zu. Masernviren werden laut Weseslindtner über verschiedene Routen nach Österreich importiert. Der Großteil dieser eingeschleppten Viren konnte zwar entdeckt werden, dennoch kam es zu verhältnismäßig vielen Fällen. Laut einem aktuellen Bericht des Instituts für Virologie der MedUni Wien war in den vergangenen 12 Monaten in Europa die Masernfallzahl nur in Rumänien höher als in Österreich.
Die WHO geht weltweit von 136.000 Todesfällen im Jahr 2022 aus – das sind 43 Prozent mehr als im Jahr davor. Rund neun Millionen Menschen infizierten sich laut WHO im Jahr 2022, das sind um 18 Prozent mehr als im Jahr 2021.
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Warum gibt es immer wieder Masernausbrüche?
Masern sind hochansteckend. Im Schnitt steckt eine infizierte Person12 bis 18 Personen an, wenn es nicht zu einer rechtzeitigen Absonderung kommt. Zum Vergleich: Bei Grippe sind es zwischen zwei und vier Personen, an die das Virus durchschnittlich weitergegeben wird. Bei ungeschützten Personen führt eine Infektion mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent zu einer Erkrankung. Das Virus wird durch Tröpfchen übertragen, etwa wenn Infizierte husten oder niesen.
Einige Eltern lehnen es ab ihre Kinder impfen zu lassen. Häufiges Argument ist, dass die Masernimpfung Autismus auslöse. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut belegen jedoch zahlreiche wissenschaftliche Studien, dass es keinen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und autistischen Störungen gibt.
Zum Teil werden auch absichtlich Zusammentreffen ungeimpfter Kinder mit einem infizierten Kind organisiert. Von sogenannten „Masernpartys“ ist dringend abzuraten, betont Weseslindtner. „Mehr als 20 Prozent der Erkrankten entwickeln Komplikationen, von denen die meisten im Krankenhaus behandelt werden müssen. Je jünger, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen.“
Wie erfolgt die Impfung? Wie hoch ist die Durchimpfungsrate?
Masern sind in der Dreifach-Kombinationsimpfung Masern, Mumps und Röteln (MMR) enthalten. Sie ist für alle Menschen in Österreich kostenlos und wird ab dem vollendeten neunten Lebensmonat empfohlen. Die Impfung kann in jedem Alter verabreicht werden und wird in zwei Impfdosen verabreicht.
Um eine Verbreitung von Masern zu verringern, bräuchte es laut WHO eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent. Auch Österreich hat sich gegenüber der WHO dazu verpflichtet, dieses Ziel zu erreichen. Derzeit zeigt sich allerdings laut Gesundheitsministerium ein gemischtes Bild. „Einerseits ist die Zahl der verabreichten Impfungen wieder gestiegen, sodass im Jahr 2022 vor allem die ganz kleinen Kinder wieder vermehrt geimpft wurden. Andererseits konnten Jahrgänge mit niedrigen Impfraten ihren Rückstand noch nicht ausreichend aufholen“, heißt es in einem Bericht. Nach wie vor würden zu wenige Kinder in Österreich rechtzeitig und konsequent mit den empfohlenen zwei Dosen geimpft. Idealerweise sollten möglichst viele bereits im ersten Lebensjahr beide Dosen. 82 Prozent der Einjährigen hatten 2022 die erste Teilimpfung erhalten, allerdings nur 45 Prozent auch die zweite Dosis. In der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen waren acht Prozent der Kinder komplett ungeimpft.
Vor allem die Kinder des 2019er und 2020er Jahrgangs weisen laut dem Bericht niedrige Durchimpfungsraten auf. Sie wurden zu Beginn der Pandemie geboren, wo viele Routineimpfungen aufgeschoben wurden. Diese müssten nun nachgeholt werden.
Weltweit haben rund 83 Prozent der Menschen laut WHO eine erste Masern-Impfdosis erhalten, 74 Prozent haben beide Teilimpfungen bekommen. Die Impfung hat eine hohe Wirksamkeit – sie verhindert bei 93 bis 99 Prozent der Geimpften den Ausbruch der Erkrankung und führt in der Regel zu lebenslanger Immunität.
Wer nicht weiß, ob er gegen Masern geimpft ist, kann dies über einen einfachen Antikörpertest (Titerbestimmung) im Labor feststellen lassen.
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