Long Covid: Was Betroffene anderen Erkrankten empfehlen
Konzentrationsstörungen, unerträgliche Erschöpfungszustände, Atemprobleme – die Liste möglicher Symptome bei Long Covid ist mittlerweile lang. Bis zu 20 Prozent leiden laut internationalen Studien unter langanhaltenden Beschwerden nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Sie können oft tagelang nicht aufstehen, müssen nach kurzen Wegen Pausen einlegen, weil ihnen die Luft fehlt und sind oft nicht in der Lage, einem Job nachzugehen oder den Haushalt zu bewältigen.
Eine einheitliche Therapie gibt es bisher nicht. Behandelt werden die Symptome, also etwa medikamentös bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Die meisten Therapieoptionen erfolgen Off-Label, also ohne Zulassung. Betroffene sind oft vom Engagement ihrer behandelnden Ärztinnen und Ärzte abhängig. Viele berichten davon, dass ihre Symptome als psychisch oder psychosomatisch abgestempelt werden und sind damit konfrontiert, das Gegenteil beweisen zu müssen.
Definition
Von Long Covid spricht man, wenn die Symptome vier bis zwölf Wochen nach überstandener Covid-Infektion auftreten. Am häufigsten kommt es zu körperlicher und kognitiver Erschöpfung, Problemen bei Konzentration und Merkfähigkeit, Kreislaufproblemen, Gelenksschmerzen, Atemnot und Verdauungsschwierigkeiten. Auch der Schlaf ist oft nicht erholsam.
Ursache
Long Covid beruht wahrscheinlich auf einer überschießenden Immunreaktion. Die Ursachen von Long Covid sind noch nicht ausreichend erforscht, es gibt aber unterschiedliche Hypothesen. Eine ist, dass noch Viruspartikel im Körper vorhanden sein können und wiederholt das Immunsystem aktivieren. Eine andere besagt, dass es zu einer Reaktivierung anderer, bereits im Körper vorhandener Viren kommt, was ebenfalls das Immunsystem aktivieren könnte. Möglich ist auch, dass beides gleichzeitig auftritt.
Tipps auf Twitter
Eine Allgemeinmedizinerin aus Ostfriesland in Deutschland startete nun einen Thread auf Twitter, in dem sie Long Covid Betroffene dazu aufruft, ihre Tipps für andere Erkrankte zu posten. "Was hat Euch geholfen? Was Eure Situation verbessert? Was hättet Ihr gerne schon zu Beginn von Euren Ärzten gehört?", schreibt die Medizinerin.
Die Antworten sind vielfältig. Oft genannt wird das häufig empfohlene Pacing, ein Herunterfahren von Anstrengung. Schon banale Alltagstätigkeiten wie Staubsaugen können den Zustand verschlechtern und die Symptome chronisch werden lassen. Anstrengungen sollen daher möglichst vermieden werden. Das fällt vielen schwer, wie der Neurologe Michael Stingl, der Long Covid Patientinnen und Patienten behandelt, mehrfach gegenüber dem KURIER betonte. Nicht allen ist zudem bekannt, dass ein Belasten die Symptome verschlechtern kann. "Geholfen hätte mir am Anfang eine Ärztin, die zugehört hätte und mir Pacing erklärt hätte", schreibt etwa eine Betroffene. Hingewiesen wird auch darauf, dass ein zu frühes Überfordern zu Rückschritten führen kann.
Einige berichten, dass es ihnen geholfen hat, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, etwa in Selbsthilfegruppen, und Hilfe anderer anzunehmen. Gleichzeitig beschreiben Long Covid Erkrankte in dem Thread, dass sie immer wieder mit Ärztinnen und Ärzten konfrontiert waren oder sind, die ihnen ihre Symptome nicht glauben, ebenso wie Vertreter der Krankenkassen.
Vielfach wird im Thread der Wunsch nach mehr Verständnis geäußert. „Mir hat geholfen, dass ich nach 7 Wochen abartigen Schmerzen in allen großen Gelenken endlich an eine Ärztin geraten bin, die mich ernst nahm und zugehört hat“, schreibt eine weitere Betroffene. „Unterstützung vom Partner, vom Arzt, Verständnis und keine Fremdbestimmung oder Stress durch Behörden oder Reha helfen“, antwortete eine weitere Betroffene.
Auch konkrete Medikamente und Therapien werden empfohlen. Diese sollten allerdings mit dem Arzt oder der Ärztin ebenso wie andere Therapieoptionen besprochen werden.
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