Zwei Kreuzbänder und zwei Seitenbänder geben dem Kniegelenk halt. Wird das Knie zu sehr verdreht oder belastet, können die Bänder überdehnt werden, einreißen oder ganz reißen. Manchmal werden dabei auch die Kapsel und Knochen des Kniegelenks verletzt. Das vordere Kreuzband ist das am häufigsten verletzte Band des Kniegelenks.
Das sind die häufigsten Ursachen eines Kreuzbandrisses
Chirurg Christoph Resinger, Arzt des ÖFB-Unter-21-Teams, erklärt eine Verletzung wie bei Alaba im KURIER mit einer "neuromuskulären Dysfunktion, einer Fehlfunktion im Bewegungsablauf". Beim Skifahren passiert es vielfach gar nicht beim Fahren auf der Piste, sondern zum Beispiel beim Abschwingen oder Stehen vor der Liftstation oder vor der Hütte, betont Martin Gruber. Er ist Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie und ärztlicher Leiter des „Medizinzentrums Alserstraße (MZA)“ in Wien. "Man ist unachtsam, müde, kippt um oder macht einfach nur eine ruckartige Bewegung."
Was dann passiert, erklärt der Experte so: "Ein Fuß wird verdreht, das Band reißt, Sie fallen hin." In der Regel sei übrigens der selbst verschuldete Sturz und nicht die Kollision mit einem anderen Fahrer die Ursache eines Kreuzbandrisses.
➤ Lesen Sie hier mehr: Verletzter ÖFB-Star: Warum das Kreuzband bei Frauen leichter reißt
Wie kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?
Essenziell ist, dass die Muskeln gut vorbereitet sind. "Am besten ist eine Kombination aus Ausdauer-, Koordinations- und Krafttraining", sagt Gruber. Allerdings sollte man bereits vor der Skisaison damit beginnen, eine Woche vor dem Skiurlaub erreicht man nicht mehr viel. Hier komme dann dem Aufwärmen eine große Bedeutung zu. "Bereits mit ein paar simplen Aufwärmübungen wie dem Schwingen der Beine, dem Kreisen der Arme oder der Hüfte verbessern Sie die Durchblutung der Muskulatur und geben ihr zu erkennen, dass sie jetzt arbeiten muss. Damit senken Sie nicht nur das Risiko einer mechanischen Zerrung und Dehnung."
Muss beim Riss des Kreuzbandes sofort operiert werden?
Beim sportlichen Patienten sollte die Kreuzbandoperation so rasch als möglich erfolgen, um die Rekonvaleszenzzeit möglichst kurz zu halten. Aber nicht immer, sagt Knie-Experte und Unfallchirurg Christoph Gäbler: "Ich sehe aber immer wieder Patienten, denen z.B. am Skiort mitgeteilt wurde, dass man einen Kreuzbandriss innerhalb von 24 Stunden operieren müsste, da es sonst zu massiven Problemen kommen könne, das Knie schlimmstenfalls steif werde. Das ist falsch. Aktuelle Studien zeigen klar, dass eine Kreuzband-OP innerhalb von 7-10 Tagen nach Verletzung sinnvoll ist. Sollten Sie sich zu einer akuten Operation gedrängt fühlen, empfehle ich Ihnen, rasch einen Termin bei Ihrem Vertrauensarzt zu Hause zu vereinbaren."
➤ Lesen Sie hier mehr: Kreuzband: Wie man einem Riss vorbeugen und ihn behandeln kann
Ähnlich argumentiert Gruber - eine sofortige Operation ist meist bei Spitzensportlern angebracht. "Sonst gibt es bei einer reinen Kreuzbandverletzung keinen zwingenden Grund, sofort zu operieren." Nötig sei ein sofortiger Eingriff aber bei Begleitverletzungen wie etwa ein Meniskusausriss, das betreffe maximal 15 bis 20 Prozent der Fälle. "Aus meiner Erfahrung ist es besser, das Knie mit einer Orthese, einer Schiene, ruhig zu stellen und die Verletzung abheilen zu lassen."
Welche Operationstechniken gibt es?
Die Operationstechnik richtet sich nach der Art der Kreuzband-Verletzung:
- Wenn das Kreuzband ganz oben in seiner Verankerung ausgerissen ist (ca. 10-20 % der Fälle, häufiger bei Kindern und Jugendlichen), kann es mit speziellen Dübelbolzen wieder refixiert werden. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie wesentlich schonender ist, weil das Kreuzband mit all seinen Rezeptoren erhalten bleibt und keine Sehnen im Körper entnommen werden müssen.
- Wenn das Kreuzband völlig zerrissen ist, muss es mit einer körpereigenen Sehne (meist von der Oberschenkelinnenseite) ersetzt werden. Die schonendste Methode hier ist die all-inside-Technik. Nach 7 bis 9 Monaten wird das implantierte Gewebe vom Körper in Sehnengewebe umgewandelt. Dann bekommt das Knie wieder die Stabilität, die es direkt nach der OP hatte.
- Sollten schon mehrmals Kreuzbandoperationen erforderlich gewesen sein, kann auch ein Fremdtransplantat eingesetzt werden. Von Kunststofftransplantaten raten die Fachgesellschaften generell ab.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es abseits der Operation?
Ein individuelles Therapiekonzept wird ausgearbeitet, so Gruber. Die anatomische Variationsbreite des Knies ist groß." Es wird besonders mit spezieller Physiotherapie gearbeitet, erklärt Gäbler. Wenn man kaum Sport betreibt, vor allem keinen kniebelastenden wie Fussball, Tennis oder Skifahren, kann man in den meisten Fällen das Knie durch Physiotherapie so gut stabilisieren, dass eine OP nicht erforderlich ist.
Auch die individuellen Bedürfnisse der Patienten spielen eine Rolle: Wenn jemand sagt, er war ohnehin nur ausnahmsweise Skifahren und geht eigentlich viel lieber Radfahren oder Schwimmen, dann ist eine Operation oft wirklich nicht notwendig.
➤ Lesen Sie hier mehr: Neues Kreuzband kommt vom Spender
Kommentare