Krebs der Bauchspeicheldrüse: Hoffnung auf frühere Erkennung

Krebs der Bauchspeicheldrüse: Hoffnung auf frühere Erkennung
Flüssigbiopsie erkennt zirkulierende DNA anhand eines Bluttropfens. Experten an Med Uni Graz bei europäischen Projekten vorne mit dabei.

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird allzu oft erst in späten Stadien diagnostiziert. Forschende der Med Uni Graz beteiligen sich an der Entwicklung eines Bluttests, um die Früherkennung zu erleichtern. Dabei spielen im Blut zirkulierende Nukleinsäuren (CNAPS) eine wichtige Rolle. In Graz ist das Diagnostik- und Forschungsinstitut für Humangenetik unter der Leitung von Ellen Heitzer mit an Bord. Vom 4. bis 6. März lädt sie internationale Experten zum CNAPS-Symposium nach Graz.

Ellen Heitzer setzt sich in Graz seit mehr als 20 Jahren intensiv mit Liquid Biopsy auseinander. Das Verfahren, das im deutschen Sprachraum auch als Flüssigbiopsie bekannt ist, ist eine auf Blutproben beruhende Diagnosetechnik auf genetischer Ebene. Dabei wird auch nach zirkulierenden Tumorzellen (ct-DNA) und von Tumorzellen freigesetztem genetischen Material im Blut eines Patienten gesucht und zur Erkennung von wiederkehrendem Krebs (Krebsrezidiv) oder zum Therapieansprechen der Krebsbehandlung herangezogen.

Die Liquid Biopsy gilt aber auch als vielversprechender Ansatz in der Krebsfrüherkennung. "So wie die Entdeckung der zellfreien DNA von Föten bei Schwangeren den Bereich der nicht-invasiven pränatalen Tests revolutioniert hat, sind mittlerweile viele Anwendungen in der Onkologie geeignet, die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten wesentlich zu verbessern, und sogar Krebs frühzeitig mit einer einfachen Blutuntersuchung zu erkennen", erklärt Heitzer das Potenzial der Methode. Sie leitet in Graz auch ein entsprechendes Christian Doppler Labor. Vor zwei Jahren wurde sie zudem in Graz als Professorin für Liquid Biopsy berufen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist beispielsweise im Frühstadium oft schwer zu erkennen, da er bis zum fortgeschrittenen Stadium minimale oder gar keine Symptome zeigt. Die erschwerte Diagnose und späte Behandlung trägt schließlich zu einer schlechten Prognose bei. In dem von der EU mit knapp zehn Millionen Euro bis 2027 geförderten Projekt PANCAID ("PANcreatic CAncer Initial Detection via Liquid Biopsy") wollen Heitzer und ihre europäischen Kollegen von Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie von gesunden Personen und solchen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko sammeln und auswerten.

Mit Hilfe von Computeranalysen und Künstlicher Intelligenz (AI) sollen die wesentlichen zellulären Bio-Marker identifiziert werden, die eine Früherkennung ermöglichen. "Es geht um ct-DNA, aber auch um andere zirkulierende Marker", wie Heitzer im Gespräch mit der APA schilderte. Am Ende des Prozesses soll der daraus hervorgehende Bio-Marker-Bluttest zeitgleich in mehreren europäischen Behandlungszentren auf seine Wirksamkeit überprüft werden. Koordiniert wird das Projekt vom Institut für Tumorbiologie am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.

Ein weiteres EU-Projekt mit Beteiligung von Heitzer und ihrem Grazer Team beschäftigt sich mit dem Monitoring von Krebspatienten, die im frühen Stadium operiert werden. Auch in dieser Patientengruppe kann der Krebs nach der Operation zurückkehren. Mithilfe der Liquid Biopsy will man hier anhand von ct-DNA möglichst früh erkennen, bei wem präventiv zusätzliche Chemotherapie eingesetzt werden soll. Aktuelle Bildgebungen sind dazu nicht empfindlich genug. In dem kurz vor der klinischen Anwendung stehenden Projekt (GUIDE.MRD) leitet Heitzer die technische Validierung der zurzeit verfügbaren Liquid Biopsy Tests. Im Mittelpunkt des Projekts stehen Patienten mit Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebs.

Vom 4. bis 6. März treffen sich die Experten für zirkulierende Nukleinsäuren in Plasma und Serums am Internationalen Symposium für CNAPS (Circulating Nucleic Acids in Olasma and Serum) im Grazer Congress, um die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse im Bereich der Liquid Biopsy zu vorzustellen und zu diskutieren. Eingeladen wurden Referenten von u. a. dem Institute of Cancer Research London, Cambridge University, Stanford University, Memorial Sloan Kettering Cancer Center New York, Weill Cornell University, Johns Hopkins University und der Chinese University of Hong Kong.

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