Könnte Impfung gegen Tuberkulose auch vor Covid-19 schützen?

Auch in Südafrika findet eine Studie statt, bei der ein Tuberkulose-Impfstoff (Bild) gegen Coronaviren getestet wird.
Noch ist es eine Hypothese, aber Studien dazu werden bereits durchgeführt. Allerdings gibt es auch Risiken.

Warum ist der Osten Deutschlands vom Coronavirus weniger betroffen als der Westen? Weil weniger Skiurlauber von dort stammten oder die Bevölkerungsdichte geringer ist? Es gibt noch eine andere Hypothese: In der DDR war die BCG-Impfung gegen die Tuberkulose verpflichtend. Und sie könnte auch einen gewissen Schutz vor dem Coronavirus bieten. In Österreich wurde sie bis 1990 bei Neugeborenen durchgeführt.

„Man weiß, dass dieser Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Erregern des Bazillus Calmette-Guérin die zelluläre Immunantwort – also die Abwehrzellen – sehr stark anregt“, sagt der Infektiologe und Impfspezialist Herwig Kollaritsch. Und damit könnte es möglicherweise nicht nur einen Schutz gegen Tuberkulose, sondern auch ganz allgemein einen gewissen unspezifischen Schutz gegen andere Krankheitserreger geben. So konnte in Guinea-Bissau die allgemeine Kindersterblichkeit durch diese Impfung um 38 Prozent gesenkt werden – sie reduzierte auch die Todesfälle durch Lungenentzündung und Sepsis, heißt es in einer aktuellen Studie, die im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde.

Noch kein Beleg

Mehrere Studien sind bereits angelaufen, die zeigen sollen, ob bei Geimpften Coronavirus-Infektionen seltener sind. Einen Beleg dafür gibt es bisher nicht. Kollaritsch: „Ein solcher unspezifischer Schutz hält im Gegensatz zur Wirkung gegen die Tuberkulose nicht lange an. Man müsste also auch alle, die als Kind diese Impfung erhielten, nochmals impfen. Sind aber noch Teile der Erstimpfung vorhanden, kann das zu einer heftigen Abwehrreaktion mit einer massiven Ausschüttung von Zytokinen führen.“ Dabei könnten schwere Nebenwirkungen provoziert werden. Auch sei die Produktion dieses Impfstoffes aufwendig. „Wahrscheinlich wird es früher Ergebnisse zu einem neuen Impfstoff geben, der gezielt gegen SARS-CoV-2 wirkt.“

In der Lancet-Studie, zu deren Autoren auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Ghebreyesus, gehört, werden auch vier Gründe genannt, warum der Impfstoff derzeit - was Covid-19  betrifft - nur in kontrollierten Studien eingesetzt werden sollte:

  • Schon jetzt gibt es Engpässe bei der Versorgung von Kindern mit dem Impfstoff, die in Tuberkulose-Hochrisikogebieten leben.
  • Über die Wirksamkeit gibt es noch keinerlei Daten.
  • Solange es aber keinen Nachweis einer Wirksamkeit gibt, könnte eine BCG-Impfung ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln.
  • Es muss erst durch Studiendaten ausgeschlossen werden, dass durch die Impfung das Immunsystem so hoch reguliert wird, dass in der Folge eine Covid-19-Erkrankung mit schwereren Symptomen verläuft.

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