Kleine Corona-Welle: Was man jetzt zum Testen und Impfen wissen sollte
Noch ist es kein viraler Herbststurm, aber die Virenbelastung im Abwasser ist in den vergangenen Wochen kontinuierlich angestiegen: „Wir haben eine sanfte Covid-Welle“, sagt die Wiener Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied. Das zeigt sich vielfach auch im persönlichen Umfeld durch eine steigende Zahl an Menschen mit positiven Testergebnissen. Das Thema Corona ist zurück – mit vielen Fragen, etwa zum Impfen und Testen.
Wem wird eine Auffrischungsimpfung empfohlen?
Ganz besonders Menschen ab 60 Jahren, Risikopersonen (z. B. mit Krebserkrankungen, chronischen Herzerkrankungen, Immunschwäche) sowie medizinischem Gesundheitspersonal. Grundsätzlich empfiehlt das Impfgremium die Auffrischung allen Menschen ab 12 Jahren. In Deutschland wird Gesunden, die drei gesicherte Antigenkontakte (Impfungen, Infektionen) hatten, keine Auffrischung mehr empfohlen. Impfexperte Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums: „Wir wissen bei den derzeitigen XBB-Varianten wie EG.5 aber nicht, wie lange mit der bisherigen Immunität ein Schutz vor schweren Erkrankungen besteht. Auch gegen andere virale Infektionen ist schließlich eine regelmäßige Auffrischung sinnvoll.“ Und damit werden – in den ersten Monaten danach – auch symptomatische Infektionen reduziert und so auch das Long-Covid-Risiko gesenkt - weil es einfach weniger Infektionen gibt.
Wie lang soll der Abstand zur letzten Impfung bzw. Infektion sein?
„Bei Gesunden wird ein Mindestabstand von sechs, idealerweise von zwölf Monaten empfohlen“, sagt Kollaritsch. „Hier hat man einen Spielraum von einem halben Jahr. Idealerweise sollte man die Auffrischung dann aber vor einer größeren Welle durchführen. Risikopersonen können schon vier Monate nach der letzten Impfung/Infektion geimpft werden – „die sollten aber auf keinen Fall unterschritten werden“.
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Kann man gleichzeitig gegen Covid und Influenza impfen?
"Grundsätzlich geht das, man weiß dann aber bei Impfreaktionen nicht, welche Impfung sie verursacht hat“, sagt Kollaritsch. Und der Schutz der Influenza-Impfung sinkt nach drei Monaten deutlich ab: „Die Saisonalität ist bei der Influenza viel ausgeprägter als bei Covid. Vor Mitte/Ende Oktober ist die Influenza-Impfung deshalb nicht sinnvoll. Bei Covid hängt es davon ab, wann sich die nächste große Welle ankündigt. Derzeit haben wir noch keine starke Welle.“ Menschen ab 60 wird auch ein neuer RSV-Impfstoff empfohlen – der ist selbst zu zahlen und kostet mehr als 200 Euro. „RSV-Infektionen starten üblicherweise im September.“ Sich gleichzeitig alle drei Impfungen verabreichen zu lassen - Covid-Auffrischung, Influenza und RSV - davon rät Kollaritsch ab: "Das kann zu heftigeren Impfreaktionen führen, das muss nicht sein."
Leichter Anstieg
Noch sind die Daten auf dem SARI-Dashboard für den Zeitraum ab Mitte August unvollständig: Doch schon die bis jetzt verfügbaren Zahlen zeigen, dass die Woche vom 14. 8. bis 20. 8. seit Ende Mai jene mit den meisten Covid-Patienten im Spital war: Nämlich 103 auf Normal- und drei auf Intensivstationen. Vom 21. 8. bis 27. 8. waren es 91 Patienten auf Normalstationen und ein Intensivpatient.
Guter Schutz
Derzeit werden praktisch alle Infektionen von Omikron-Subvarianten der XBB-Familie verursacht. Dazu gehört auch der Subtyp EG.5. Die an Omikron-XBB.1.5 angepassten Impfstoffe, die ab dieser Woche zur Verfügung stehen, dürften auch gut vor EG.5. schützen: Labordaten zeigen, dass neutralisierende Antikörper gebildet werden.
Wo wird geimpft?
Covid-19 ist jetzt Teil der Regelversorgung, deshalb gibt es keine Impfzentren mehr, heißt es im Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. „Geimpft wird von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.“ KURIER-Tipp: Nachfragen, ob es sich um den an die Omikron-Linie XBB.1.5 angepassten Impfstoff handelt. Teilweise gibt es auch noch an die frühere Subvarianten BA. 4/5 angepasste Restbestände.
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Viel ist derzeit von einer neuen Corona-Variante die Rede, BA. 2.86. Weiß man schon, wie gut die derzeitige Auffrischungsimpfung gegen diese Variante schützen wird?
"Weil sie genetisch doch recht weit von der XBB-Variantenfamilie entfernt ist, muss man damit rechnen, dass die Wirkung deutlich reduziert ist, besonders gegen symptomatische Erkrankungen", sagt Kollaritsch. Man könne aber davon ausgehen, dass durch diese Auffrischungsimpfung die T-Zell-Antwort geboostert wird und damit der Schutz vor schweren Erkrankungen auch bei BA 2.86 erhöht werde.
Wer kann sich wo kostenlos testen lassen?
„Es wird nur mehr beim Vorliegen von Symptomen getestet, Personen ohne Symptome werden nicht mehr getestet“, sagt Wolfgang Pendl vom Gesundheitsministerium. Auch getestet wird in Arztpraxen. „Im niedergelassenen Bereich stehen bei Vorliegen von Symptomen kostenlose Antigen-Tests zur Verfügung. Es gibt keinen Anspruch auf PCR-Tests.“ Aber jeder fünfte positive Antigen-Test werde mittels PCR nachgetestet, dies habe eine Kontrollfunktion: „Hintergrund ist eine genetische Analyse dieser Proben, „um einen Überblick über aktuell kursierende Virusvarianten zu haben.“ Für die Patienten bedeutet das keinen Mehraufwand, betont Kamaleyan-Schmied: „Der PCR-Test läuft in der Praxis parallel zu den Antigen-Tests ab.“
Kann ich mich bei jedem Arzt testen lassen?
„Nicht jeder Arzt ist verpflichtet, Tests anzubieten“, sagt Kamaleyan-Schmied, die auch Obfrau-Stellvertreterin der Bundeskurie niedergelassene Ärzte ist. Denn nicht jeder habe getrennte Räumlichkeiten und genügend geschultes Personal zur Verfügung. „Bei Symptomen beim Aufsuchen einer Ordination eine Maske aufsetzen – aus Eigen- und aus Fremdschutz“.
Was kosten Antigen- bzw. PCR-Tests in Apotheken?
Ein Antigentest im Schnitt 5 Euro. Covid-Antigentests kombiniert mit Influenza und RSV kosten zirka 7 Euro. Testkits sind in praktisch allen Apotheken erhältlich. Ein PCR-Test kostet etwa 30 Euro und wird in Wien von 75 der 330 Apotheken angeboten. Eine Apothekenliste finden Sie hier.
Sind die Antigen-Tests aussagekräftig genug?
Die jüngste Generation der Antigen-Tests hat eine hohe Sensitivität, sagt Kamaleyan-Schmied. Infizierte werden also sehr zuverlässig als infiziert erkannt – ganz besonders bei Symptomen.
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