Warum Kindheitstraumata auch das Herz schädigen könnten

Traumata können nicht nur die psychische Gesundheit schädigen, sondern sich auch direkt auf den Körper und das Gehirn auswirken.
Traumatische Erfahrungen in der Kindheit können viele Folgen haben. Vor allem auf psychischer Ebene können frühkindliche Traumatisierungen Spuren hinterlassen.
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Eine bisher weniger beachtete Auswirkung früher Erschütterungen könnte die Schädigung des Herzens sein. Das legen zumindest erste Daten einer US-Studie nahe, die in Kürze bei der einer Tagung der American Heart Association in Philadelphia vorgestellt werden soll.
Der negative Effekt der Traumata auf das Herz könnte über die Schiene des Schlafes laufen, heißt es vonseiten der Forschenden.
Gesundheitsdaten von über 100.000 Kindern ausgewertet
Bei der Analyse von Gesundheitsdaten von über 100.000 Kindern in den USA zeigte sich zum einen, dass mehr als ein Drittel nicht die von Expertinnen und Experten empfohlene Menge an täglichem Schlaf erhält (Empfehlungen siehe Infobox weiter unten). Unzureichender oder übermäßiger Schlaf gilt grundsätzlich als Risikofaktor für die Herzgesundheit.
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Schon in früheren Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass negative Kindheitserfahrungen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und/oder Schlaganfälle im späteren Leben verbunden sind.
Für die neue Erhebung untersuchte man nun den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und negativen Kindheitserfahrungen.
Es zeigte sich, dass
- mehr als ein Drittel der über 100.000 Kinder, wie bereits erwähnt, die empfohlenen Schlafnormen nicht einhielt – sie bekamen also entweder nicht genug oder zu viel Schlaf.
- bei Kindern mit mehr negativen Kindheitserfahrungen die Wahrscheinlichkeit größer war, dass sie zu viel oder zu wenig schliefen.
- jedes zusätzliche traumatische Ereignis die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind ein bis zwei Stunden weniger oder über als eine Stunde mehr als empfohlen schlief, deutlich erhöhte.
Laut Empfehlung der American Heart Association sollten Kinder bis zum Alter von fünf Jahren zwischen zehn und 16 Stunden – vor allem in jüngerem Alter einschließlich eines Mittagsschlafes – täglich schlafen. Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren sollten neun bis zwölf Stunden schlummern, Kinder zwischen 13 und 18 Jahren acht bis zehn Stunden.
Negativen Auswirkungen von schlechtem Schlaf verstärkt
"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass traumatische Erlebnisse in der Kindheit die negativen Auswirkungen von unzureichendem oder übermäßigem Schlaf auf die Herzgesundheit verstärken können", wird Hauptautorin MinKyoung Song von der Oregon Health & Sciences University School of Nursing in einer Aussendung dazu zitiert.
Kinder, die zu wenig oder zu viel Schlaf bekommen, würden wahrscheinlich auch im Erwachsenenalter nicht die richtige Menge an Schlaf bekommen. Mitarbeitende im Gesundheitswesen wie auch Eltern und Betreuungspersonen sollten sich "bewusst sein, dass unzureichender Schlaf mit negativen Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit verbunden ist". Song plädiert für ein "frühzeitiges Eingreifen, um die fortschreitenden negativen Auswirkungen zu bekämpfen, die suboptimaler Schlaf auf kardiovaskuläre Prozesse und Stoffwechselprozesse haben kann".
Ungünstig prägende Kindheitserfahrungen sind potenziell traumatische Ereignisse, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken können. In der aktuellen Studie wurden zu traumatischen Ereignissen unter anderem die Scheidung der Eltern, der Tod oder die Inhaftierung eines Elternteils, das Erleben von Gewalt, das Zusammenleben mit einer alkohol- oder drogenabhängigen oder psychisch kranken Person sowie körperlicher, emotionaler oder sexueller Missbrauch gezäht.
Allerdings, auch das betont das Team um Song, sind die Ergebnisse in ihrer Aussagekraft teilweise beschränkt. So stützt sich die Erhebung etwa auf Fragebögen, die von Eltern bzw. Erziehungsberechtigten ausgefüllt wurden. Hier könnten fehlerhafte Angaben Verzerrungseffekte begünstigt haben.
Die vorliegenden Daten können außerdem nur einen Zusammenhang nahelegen. Dass Kindheitstraumata wirklich für Herzprobleme in höherem Alter verantwortlich sind, konnte nicht bewiesen werden.
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