Kinderwunsch und Corona-Impfung: Was Frauen jetzt beachten müssen

Kinderwunsch und Corona-Impfung: Was Frauen jetzt beachten müssen
Das Impfservice der Stadt Wien und das Nationale Impfgremium sind sich nicht einig - Letzteres ist in bestimmten Fällen sogar für die Impfung Schwangerer.

Sollen Frauen mit Kinderwunsch, die sich gegen SARS-CoV-2 impfen ließen, anschließend drei Monate verhüten? Darüber ist jetzt eine Diskussion entbrannt. Der Grund dafür sind unterschiedliche Empfehlungen öffentlicher Einrichtungen.

So heißt es bei den Fragen und Antworten des Impfservice der Stadt Wien (https://impfservice.wien/) unter der Frage: "Ich bin im gebärfähigen Alter, muss ich Sorgen haben?": "Schwangere wurden in den Studien mit dem Impfstoff nicht untersucht. Aus diesem Grund können und sollen Schwangere nicht geimpft werden. Bei einer Impfung soll deshalb auch für 3 Monate nach der zweiten Impfung effektiv verhütet werden."

"Diese Regelung, drei Monate Kontrazeptiva zu verwenden, können wir nicht nachvollziehen", erklärte die Impfstoffspezialistin und Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt von der MedUni Wien, Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz zum "Österreichischen Impftag",  einer Fortbildungsveranstaltung für Gesundheitsberufe. "Denn die mRNA-Impfstoffe verhalten sich wie ein Totimpfstoff und nicht wie ein Lebendimpfstoff." Da sie nur die Baueinleitung für einen Teil des Virus enthalten (gegen den sich dann das Immunsystem richtet) kann es zu keiner, auch keiner leichten, Erkrankung durch den Impfstoff kommen.

Es gebe, was die Impfstoffe betreffe, noch keine Daten für Schwangere, daher seien sie auch nicht proaktiv während der Schwangerschaft zu empfehlen, sagte Wiedermann-Schmidt. "Wir haben als Impfgremium aber auch gesagt, dass die Datenlage keinen Hinweis geboten hat, dass es gefährlich ist."  Deshalb sei es ganz wichtig zu sagen, sollte dennoch eine Schwangerschaft nach einer Impfung eingetreten sein, bestehe überhaupt kein Grund anzunehmen, dass es erstens eine Risikoschwangerschaft sei und zweitens ein Abbruch in Betracht gezogen werde, betonte Wiedermann-Schmidt.

Diskussion auch zum Stillen

Für Diskussionen sorgt auch eine zweite Antwort auf der Homepage des Impfservice der Stadt Wien, diesmal zum Thema Stillen. Wörtlich heißt es: "Eine Impfung wird derzeit erst nach dem Abstillen empfohlen. Stillende wurden in den Zulassungsstudien nicht untersucht und können deshalb nicht geimpft werden."

"Wir haben keine speziellen Informationen während der Stillzeit, aber es ist äußerst unwahrscheinlich, dass es zur Aufnahme von Boten-RNA in Muttermilch kommt", betont Wiedermann-Schmidt. Deshalb sei man dafür, dass stillende Mütter sich impfen lassen. "Es gibt keinen Hinweis, dass eine schädigende Wirkung vorhanden ist."

Was genau in den Empfehlungen steht

In den auf der Homepage des Sozialministeriums veröffentlichten "Anwendungsempfehlungen des Nationalen Impfgremiums" (als PDF zu finden unter den Fachinformationen) zu den Covid-19-Impfungen gibt es einen Punkt zum Thema "Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit".

Darin heißt es, "tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen in Bezug auf die Reproduktion schließen. mRNA-Impfstoffe verändern nicht das Erbgut und haben keine Auswirkung auf die Fertilität."

  • Zum Thema Schwangerschaft hält das Impfgremium fest: "Die Verabreichung von mRNA-Impfstoffen in der Schwangerschaft sollte in Betracht gezogen werden, wenn der potenzielle Nutzen die möglichen Risiken für Mutter und Fötus überwiegt." Ein routinemäßiger Schwangerschaftstest vor einer Impfung sei nicht notwendig.
  • Und zum Thema Stillzeit wird in den Empfehlungen explizit festgehalten, "es ist nicht zu erwarten, dass der Impfstoff oder Bestandteile desselben in die Muttermilch übertreten und sich daraus irgendein theoretisches Risiko ableiten ließe." Im zeitlichen Kontext mit der Impfung sollte daher nicht abgestillt werden.

Bei der Pressekonferenz wurde auch appelliert, angesichts der jetzt dominierenden Diskussion um Covid-19 auf die anderen Impfungen nicht zu verzichten. "Gerade in der Zeit wo es sehr viele Lockdowns gegeben hat, haben wir gesehen, dass man auf die anderen Impfungen vergessen und hintenangestellt hat", sagt Wiedermann-Schmidt. Die WHO habe bereits gewarnt, dass man auf die anderen Impfungen vergessen habe. So habe sich gezeigt, dass die Kinderimpfungen total zurückgegangen sind: "Es ist aber genauso wichtig, die Sechsfach-Impfung oder die Masern-Mumps-Röteln-Impfung zeitgerecht durchzuführen." Wenn nach den den Öffnungen Impflücken entstanden seien "bei Groß und Klein, wird es eine Revanche der Erreger geben."

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