Kinderimpfung: Woran man eine Herzmuskelentzündung erkennt

Konzentrieren ist nicht immer leicht.
Wie häufig es zu der Komplikation nach einer Covid-19-Impfung kommt und worauf Eltern achten müssen.

Eines vorneweg: Die Covid-19-Impfstoffe werden von den meisten Kindern und Jugendlichen sehr gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
 

Eine seltene aber durchaus ernstzunehmende Komplikation, die beobachtet wurde, ist die Herzmuskelentzündung (Myokarditis), die nach einer Covid-Impfung auftreten kann. Sie wurde sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. In amerikanischen und israelischen Studien wurde erstmals berichtet, dass es nach Impfung mit einem mRNA-Impfstoff zu Herzmuskelentzündungen kam. Insgesamt trat sie 1,3 Mal pro 100.000 Zweit-Impfungen auf, vergleichsweise häufig aber bei jungen Männern zwischen 16 und 19 Jahren (13,7 Fälle pro 100.000 Zweit-Impfungen). Herzmuskelentzündungen traten laut Studien meist innerhalb von wenigen Tagen bis 14 Tage nach der Impfung auf, häufiger nach der zweiten Impfdosis.

Ernst nehmen

Es kommt dabei zu einer Entzündung des Herzmuskels, wodurch die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt wird. Mögliche Folge sind lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Die Herzmuskelentzündung ist das größte Risiko, das bisher bei Kindern und Jugendlichen als Folge der Covid-Impfung beobachtet wurde. „Herzmuskelentzündungen muss man zwar sehr ernst nehmen, allerdings waren die bisherigen Verläufe mild, es gab keinen Todesfall oder bleibende Herzschäden", sagt Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde.

Typische Symptome sollten von einem Arzt abgeklärt werden. Dazu zählen:

  • Abgeschlagenheit
  • Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit
  • Atemnot
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen
  • Schmerzen hinter dem Brustbein

Die meisten Kinder spüren selbst ein „Herzstolpern“, also einen beschleunigten Puls obwohl keine anstrengenden Bewegungen stattgefunden haben. Sie greifen sich meist selbst zur Brust und weisen darauf hin, dass sich etwas anders anfühlt als sonst. Laut deutscher Herzstiftung haben drei von vier Patientinnen und Patienten mit Herzmuskelentzündung Luftnot, jeder und jede Dritte Brustschmerzen und jede bzw. jeder Fünfte Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern). Jüngere Kinder klagen eher über Abgeschlagenheit, Schwindel, Bauch- oder Muskelschmerzen.

Kinder beobachten

Da die Symptome großteils unspezifisch sind und es auch ohne Herzmuskelentzündung nach einer Impfung zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit kommen kann, ist es wichtig, dass Eltern genau darauf achten, wie ihre Kinder nach der Impfung reagieren. Kommt es in den Tagen nach der Covid-Impfung zu den genannten Symptomen, insbesondere in Bezug auf Herzklopfen, Schwindel oder Schmerzen im Brustbereich, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

Behandelt wird die Herzmuskelentzündung mit entzündungshemmenden Medikamenten sowie körperlicher Schonung. In den allermeisten Fällen heilt sie ohne bleibende Schäden aus. Bisher beobachtete Kinder und Jugendliche mit Herzmuskelentzündungen wurden im Krankenhaus aufgenommen, hatten aber nach medizinischer Versorgung einen unkomplizierten Verlauf.

Insgesamt überwiege laut Kinderarzt Kerbl der Nutzen der Impfung das Risiko. „Dadurch dass nicht ausreichend Erwachsene geimpft sind, gibt es in der Phase der Hochinzidenz, in der wir uns gerade befinden, auch kranke und schwerkranke Kinder. Die Nutzen-Risiko-Abwägung der Impfung fällt daher mehr zugunsten des Nutzens aus", so Kerbl.

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