Wie man Worte fürs Weltgeschehen findet
Davon, zu kindlichen Fragen über Krieg und Krisen zu schweigen, rät Krauland ab. "Das sorgt für noch mehr Verunsicherung." Im Gespräch gelte es, sich an den Fragen und Gedanken des Nachwuchses zu orientieren, betont die Expertin. Das sei wichtiger, "als alle Fakten zu erklären".
Welche Worte man dabei wählt, hängt stark vom Alter des Kindes ab. "Am besten man hält die Erklärungen so einfach wie möglich." Wichtig sei, neben der inhaltlichen auch die emotionale Ebene abzudecken: "Man sollte sich fragen: ’Was genau belastet und verwirrt mein Kind gerade?’"
Gefühle hinter den Fragen sehen
Oft drehen sich die Sorgen um das Wohlergehen der engsten Bezugspersonen und die eigene Sicherheit. "Hier sollte man die Angst als Gefühl im Gespräch benennen, gleichzeitig Sicherheit vermitteln und erklären, dass bei uns alles in Ordnung ist. Natürlich kann man Kindern niemals garantieren, dass Mama und Papa nie etwas zustoßen wird, man muss aber auch nicht alle Eventualitäten nennen." Wer sich beim Formulieren kindgerechter Antworten auf komplexe Fragen schwertut, kann die Kinder-Suchmaschinen Blinde Kuh (www.blinde-kuh.de) und fragFINN (www.fragfinn.de) nutzen – gerne auch gemeinsam mit dem Nachwuchs.
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Zur eigenen Traurigkeit oder Bestürzung zu stehen, ist für Kinder ein gutes Vorbild im Umgang mit Emotionen. Extreme Angst- oder Panikreaktionen der Eltern können Heranwachsende allerdings verstören. In solchen Fällen sind Erwachsene gut beraten, sich selbst professionelle Hilfe zu holen. "Das gilt auch für Kinder, die überschießende Angstreaktionen, schlimme Albträume oder körperlichen Symptome etwa, zeigen."
Und wenn das Kind gar nicht auf die aktuelle Situation reagiert? "Dann ist das auch vollkommen okay und zeugt keinesfalls von mangelnder Empathie."
Vor dem Krieg im Handy schützen
Über das Smartphone gelangt der Krieg buchstäblich in Kinderhände. Dann nämlich, wenn Kinder und Jugendliche in soziale Medien einsteigen, die von teils unzensierten und oft entsetzlichen Bildern der Gewalt aus den betroffenen Gebieten geflutet werden. Je jünger das Kind, desto mehr Verantwortung kommt Eltern zu, entsprechende Schutzmaßnahmen am Gerät des Kindes zu treffen. "Man kann nicht zu 100 Prozent vermeiden, dass bedrohliche Inhalte gesehen werden. Auch dann gilt: besprechen und einordnen."
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Klassischen Medien kommt in Krisenzeiten eine wichtige Rolle zu: Die Information, die sie laufend liefern, kann aber schnell überwältigend sein – für Erwachsene genauso wie für Kinder. Nicht alle Kinder verarbeiten Angst gleich. "Wenn ich weiß, dass mein Kind anfällig ist, kann es sinnvoll sein den Medienkonsum zu reduzieren oder zu begleiten."
Frühstück, Schule, Fußballtraining: Läuft der Alltag wie gewohnt weiter, gibt das ebenfalls Stabilität. Um Gefühlen der Ohnmacht zu entkommen, kann man auch praktisch etwas tun: Etwa eine Spendenaktion unterstützen, eine Kerze anzünden oder mit einem Ritual gute Gedanken an die vom Krieg betroffenen Menschen schicken. "Jedes Kind braucht etwas anderes. Es liegt an den Eltern, zu erkennen, was angebracht ist."
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