Übergewicht und Ängste durch Kokosöl: Die Schattenseiten des gehypten Fetts

Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Kokosöl in besonderem Maß gesund ist.
In Mausexperimenten beobachteten brasilianische Forschende besorgniserregende Veränderungen, die mit der Gabe des Pflanzenfetts in Verbindung standen.

Leicht verdaulich, antibakteriell, appetitmindernd, entzündungshemmend: Kokosöl wird seit Jahren als ernährungstechnischer Wunderwuzzi gepriesen. Immer wieder wird aber auch Kritik an dem Pflanzenfett laut: So seien etwa die beworbenen Wirkungen wissenschaftlich gar nicht nachweisbar, das Öl zudem teuer und wegen langer Transportwege nach Europa ökologisch bedenklich.

Auch in einer neuen Studie, veröffentlicht im Journal of Functional Foodsgibt das Öl ganz und gar kein gutes Bild ab.

An der Universidade Estadual de Campinas, einer staatlichen Universität im Bundesstaat São Paulo im Südosten Brasiliens, fütterte man Mäuse mit nativem Kokosöl. Und zwar täglich über einen Zeitraum von acht Wochen. Natives Kokosöl erhält man dann, wenn Öl nur mittels mechanischer Verfahren aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gepresst wird.

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Zurück zum Experiment und seinen Effekten: Die Nager nahmen durch das Kokosfett nicht nur zu, sie zeigten sich auch ängstlicher. Außerdem wurden Negativeffekte auf Nervensystem, Fettgewebe und Leber beobachtet: Während wichtige Stoffwechselhormone, die Sättigung und Blutzucker mitsteuern, behindert wurden, wurde die Fettproduktion angekurbelt.

"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Konsum von Kokosnussöl über einen längeren Zeitraum zu erheblichen Stoffwechselveränderungen führen kann", wird Marcio Alberto Torsoni, Spezialist für Stoffwechselstörungen und Mitautor der Studie, in einer Aussendung zitiert. Das könne wiederum Fettleibigkeit und damit verbundene Erkrankungen begünstigen. "Auch wenn dieser Prozess langsam und still verläuft."

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Dafür verantwortlich könnten gesättigte Fettsäuren sein. Sie erhöhen die Menge an schädlichem Cholesterin im Blut stärker als andere Fette – und gelten in größeren Mengen als schädlich für Herz und Kreislauf. Zwar kommen gesättigte Fettsäuren hauptsächlich in Tierprodukten wie Käse, Butter und rotem Fleisch vor. Zu finden sind sie aber auch in festen Pflanzenölen – wie Kokosöl.

Die wachsende Popularität der Fett-Alternative sehen Torsoni und sein Team insgesamt kritisch. Das Fazit seines Teams: Kokosöl sollte nicht leichtfertig konsumiert werden. Als Faustregel gilt: Das Öl nur in kleinen Mengen zum Würzen oder als Saucen-Zutat verwenden. Wer größere Mengen konsumieren mag, sollte sich ernährungswissenschaftlich beraten lassen.

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