Intensivstation: Warum die Bauchlage so wichtig ist
Dass Intensivpatientinnen und -patienten auf dem Bauch liegend behandelt werden, kennen viele erst durch Bilder aus dem Krankenhaus, die im Laufe der Pandemie gezeigt wurden.
Tatsächlich ist die Bauchlagerung nicht neu in der Versorgung von schwerkranken Patientinnen und Patienten, sondern kommt allgemein bei akutem Lungenversagen zum Einsatz. Die Lunge ist dabei so massiv geschädigt, dass sich ihre Funktion deutlich verschlechtert und immer eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich ist. Dies passiert nicht nur bei schweren Covid-19-Verläufen, sondern auch als Folge anderer Erkrankungen und betrifft jeden zehnten Intensivpatienten bzw. -patientin.
"Schwerkranke Patientinnen und Patienten benötigen hochkomplexe Pflegeprozesse. Das war schon immer so, ist aber erst durch die SARS-CoV-2-Pandemie in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten", sagt Jenny Tropmann, Krankenpflegerin am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen, Deutschland.
Tropmann konnte anhand einer systematischen Untersuchung der vorhandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen nachweisen, dass eine Bauchlagerung das Sterblichkeitsrisiko insgesamt im Vergleich zur Rückenlage prozentual verringern kann.
Höhere Überlebenschancen
Fast die Hälfte der Betroffenen verstirbt aufgrund eines akuten Lungenversagens. Durch die Bauchlagerung kann das Sterblichkeitsrisiko allerdings um bis zu 15 Prozent gesenkt werden. Die Methode ist umso wirksamer, je früher sie angewandt wird. "Zudem sollten die Patienten möglichst lange auf dem Bauch gelagert werden, die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften empfehlen sogar 16 Stunden", schildert Tropmann,
Einen Patienten oder eine Patientin auf der Intensivstation in die Bauchlage zu bringen, ist allerdings nicht einfach. Im Schnitt braucht es dazu fünf Personen, ein perfekt geschultes Team, eine gute Vorbereitung der erforderlichen Lagerungsmaterialien, um ein Wundliegen zu verhindern, – einschließlich der Sicherung der verschiedensten Gerätschaften. Auch auf Körpergröße und Gewicht der Patientinnen und Patienten muss bei der Umlagerung geachtet werden. "Dieses Prozedere routinemäßig ohne Komplikationen zu beherrschen ist eine äußerst anspruchsvolle Pflegeintervention."
Lunge wird entlastet
Durch die Bauchlagerung verteilt sich der über die Beatmungsgeräte zugeführte Sauerstoff besser und gleichmäßiger in der Lunge. "Die Lunge wird entlastet, Belüftung und Durchblutung bessern sich auf diese Weise", erklärt Tropmann.
Die Bauchlagerung ist nur eine von vielen Schritten, die auf Intensivstationen gesetzt werden. Die Krankenpflegerin und ihre Kolleginnen und Kollegen betreuen Intensivpatientinnen und -patienten, sie überwachen Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung, sind mit der aufwändigen Medizintechnik, darunter extrakorporale Lungenunterstützungssysteme, bekannt als ECMO, vertraut. Sie bedienen Beatmungs- und Infusionsgeräte und setzen bei Nieren- oder Leberversagen entsprechende Ersatzverfahren ein.
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