Impfung in der Schwangerschaft: "Aus Verantwortung fürs Kind"
Die US-Seuchenschutzbehörde (CDC) forderte am Mittwoch alle schwangeren Frauen explizit dazu auf, sich impfen zu lassen. Die Expertinnen und Experten der CDC zeigten sich ob der steigenden Zahl werdender Mütter, die schwer an dem Virus erkranken, besorgt.
Für den Gynäkologen Andreas Obruca ist eine Impfung bei Schwangeren aus zwei Gründen zu empfehlen: "Einerseits gibt es bei Schwangeren überproportional viele schwere Verläufe. Durch eine Impfung lässt sich dieses Risiko wunderbar minimieren."
Solide Datenlage
Mittlerweile häufen sich Daten, die belegen, dass Infektionen bei Schwangeren häufiger schwere Verläufe bedingen. Studien zeigen, dass schwere Erkrankungsverläufe bei rund 15 Prozent der erkrankten Schwangeren auftreten, bei nicht-schwangeren Frauen sind es nur 5,8 Prozent.
Für eine Impfung spreche andererseits, dass "man dadurch das ungeborene Kind mitschützt". Die gebildeten Antikörper gehen auf das Baby über und bieten in den ersten Lebensmonaten nach der Geburt einen sogenannten Nestschutz. "Man sollte sich also auch aus Verantwortung dem Kind gegenüber impfen lassen."
Aufholbedarf
Sowohl das Nationale Impfgremium als auch die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sprechen sich mittlerweile für eine Impfung Schwangerer aus – mit einem mRNA-Impfstoff und nach Absprache mit dem Facharzt.
In den USA sind rund 23 Prozent der derzeit Schwangeren immunisiert. Im Gesundheitsministerium verfügt man derzeit über keine Daten dazu, wie viele Schwangere in Österreich einen Impfstich erhalten haben.
Eltern-Sorgen
"Viele fragen mich, ob eine Impfung dem Kind schaden oder eine Fehlgeburt auslösen könnte. Das kann ich beides verneinen", berichtet Obruca aus dem Praxisalltag. Aktuell sehe man bei einer bestätigten Schwangerschaft von einer Impfung während der ersten zwölf Wochen ab: "In dieser Zeit ist das Risiko für eine Fehlgeburt noch deutlich erhöht. Wenn ein solcher Vorfall – der ganz unterschiedliche Ursachen haben kann – zufällig mit der Impfung zusammenfallen würde, wäre die Verunsicherung riesig. Das wollen wir vermeiden."
Frauen mit Kinderwunsch, die bezüglich ihrer Fruchtbarkeit Impf-Bedenken haben, kann Obruca beruhigen: "Es gibt keinen medizinisch begründbaren Mechanismus, der eine Schädigung der Eierstöcke oder der allgemeinen Fruchtbarkeit herbeiführen könnte."
Impfreaktionen mildern
Die OEGGG rät derzeit, den zweiten Impf-Stich vorsichtshalber einen Monat vor einer geplanten Schwangerschaft durchführen zu lassen. "Allerdings befanden sich in Studien im Rahmen der Impfstoffentwicklung auch Frauen, die schwanger wurden und bis dato sind hier keine negativen Auswirkungen bekannt", heißt es. Treten nach der Erstimpfung stärkere Impfreaktionen auf, rät Obruca dazu, mit der Kinderplanung zuzuwarten, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Impfreaktionen nach dem Stich, etwa Fieber, können bei Schwangeren bedenkenlos mit Paracetamol gemildert werden.
Wie sich eine Corona-Infektion auf die Schwangerschaft und das ungeborene Baby auswirkt, hängt laut Obruca vom Verlauf ab: "Bei milden Verläufen beobachten wir keine erhöhte Fehlgeburten- und Missbildungsrate. Allerdings steigt im Falle einer Ansteckung in der Spätschwangerschaft die Frühgeburtenrate etwas an, hier dürfte es einen Zusammenhang geben." Anders sieht es bei schweren Verläufen aus: "Hier muss man sich ab der 35. oder 36. Schwangerschaftswoche durchaus fragen, ob es nicht besser für Mutter und Kind ist, die Schwangerschaft frühzeitig per Kaiserschnitt zu beenden."
Baby schützen
Ansteckungen bei Neugeborenen verlaufen meist mild. Ist man als Elternteil nicht immunisiert, "lässt sich eine Infektion nicht vollständig verhindern", sagt Obruca. "Man kann Menschenansammlungen meiden und sich testen." Allerdings sei auch in der Spätschwangerschaft der Stich noch problemlos möglich.
Während der Stillzeit spricht ebenfalls nichts gegen eine Corona-Impfung, heißt es vonseiten der OEGGG und dem Verband der Still- und Laktationsberaterinnen Österreichs (VSLÖ). "Auch über die Muttermilch werden schützende Antikörper an das Neugeborene weitergegeben", sagt Obruca, "und es existieren keinerlei Hinweise für potenziell negative Auswirkungen".
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