Warum ein gesundes Herz mit 40 Jahren das Gehirn mit 60 Jahren schützt
Die Gesundheit von Herz und Hirn ist enger miteinander verbunden, als vielen bewusst ist. Das zeigte in den vergangenen Jahren eine zunehmende Anzahl an Untersuchungen. Wobei sich die Gesundheit des Herzens bereits im mittleren Lebensalter stark auf die Gesundheit des Gehirns im höheren Lebensalter auszuwirken scheint. Doch woran liegt das?
"Wir wissen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein geistiger Abbau viele Risikofaktoren gemeinsam haben", sagt der Epidemiologe Jingkai Wei, Assistenzprofessor an der Arnold School of Public Health der University of South Carolina in Columbia. Er ist einer der Autoren einer im Vorjahr erschienenen Studie, die gezeigt hat: Je höher das Risiko einer Person war, in den kommenden zehn Jahren ihres Lebens an einem Herzleiden zu erkranken, desto schlechter schnitt sie bei Tests zur geistigen Leistungsfähigkeit ab. Dieses erhöhte Risiko für eine Herzerkrankung wird ermittelt aus Faktoren wie dem Blutdruck, dem Cholesterinwert, dem Gewicht, aus Begleiterkrankungen wie Diabetes sowie aus Lebensstilfaktoren wie etwa dem Rauch- und dem Bewegungsverhalten.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass jeder fünfprozentige Anstieg des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einer schlechteren kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden sein könnte.
Auch eine ganz aktuelle Studie bestätigt diese Erkenntnisse: Eine bessere Herzgesundheit bei Frauen im mittleren Alter (in ihren 40er-Jahren) zeigte in den darauffolgenden 20 Jahren einen langsameren Rückgang geistiger Funktionen wie der Geschwindigkeit bei der Verarbeitung von Informationen oder auch Gedächtnisleistungen. Dass sich in dieser Studie - im Gegensatz zu vielen anderen - dieser Effekt nur bei bei Frauen mit afro-amerikanischer Herkunft gezeigt hat, dürfte am Studiendesign liegen. Denn mit der Testung der kognitiven Leistungsfähigkeit wurde bereits Mitte der 40er-Jahre der betroffenen Frauen begonnen, in den meisten anderen Studien meistens erst zumindest zehn Jahre später. Das könnte die statistische Signifikanz in der Subgruppe der Frauen mit weißer Hautfarbe beeinflusst haben. Auch dass die Frauen alle nur an einem Studienzentrum rekrutiert wurden und viele Angaben auf Selbsteinschätzungen beruhten, könnte die Ergebnisse beeinflusst haben.
Deshalb betont die Hauptautorin der Studie auch im Hinblick auf alle Frauen: "Schauen Sie auf Ihr Herz, und Ihr Gehirn wird davon profitieren", sag Imke Janssen, Professorin für Familien- und Präventivmedizin am Rush University Medical Center in Chicago. "Eine bessere kardiovaskuläre Gesundheit bei Frauen in ihren 40ern ist wichtig, um einer späteren Alzheimer-Krankheit und Demenz vorzubeugen und ein unabhängiges Leben zu führen."
Einer der Gründe für den Zusammenhang: Sowohl Herz- als auch Hirngefäße können sich durch krankhafte Ablagerungen verengen und verhärten. Dadurch werden nicht nur Herzinfarkte und Hirninfarkte (Schlaganfall) begünstigt, die Gesundheit der Blutgefäße im Gehirn beeinflusst auch die geistige Leistungsfähigkeit.
"Was gut für das Herz ist, ist auch gut für das Gehirn", betont Kristine Yaffe, Professorin am Weill Institute for Neurosciences an der University of California, Sich um die Herz-Gesundheit zu kümmern sei nicht nur wichtig für Herz, sondern eben auch für das Gehirn.
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