Hepatitis-Fallbericht einer Dreijährigen zeigt Corona-Zusammenhang

Hepatitis-Fallbericht einer Dreijährigen zeigt Corona-Zusammenhang
Mitten in der Debatte um SARS-CoV-2 als mögliche Ursache der mysteriösen Hepatitis-Erkrankungen von Kindern wurde ein Fallbericht aus den USA veröffentlicht.

Bekanntlich untersuchen die Europäische Union, die WHO und zahlreiche Staaten wie Großbritannien, ob Adenoviren oder Coronaviren für die mysteriösen Hepatitis-Erkrankungen von Kindern verantwortlich sein könnten.

Wie die WHO am Dienstag bekannt gab, sind inzwischen 348 Fälle der Erkrankung mit unbekannter Herkunft in zwanzig Ländern gemeldet worden. Erstmals gab es eine Abkehr in der Argumentation zur Ursachenforschung: Laut WHO sollen jetzt mithilfe neuer Daten aus Großbritannien geklärt werden, ob es sich bei den Adenoviren nur um eine zufällig entdeckte Infektion handelt oder ob es einen kausalen Zusammenhang gibt.

Bisherige Untersuchungen zeigten nämlich keine der typischen Merkmale, die bei einer Leberentzündung durch Adenoviren erwartet würden, was zu einem internationalen Experten-Streit um die Ursache führte. Denn bei Adenoviren handelt es sich um weit verbreitete Viren, die normalerweise nur leichte Erkrankungen auslösen.

Zeitgleich mit dem WHO-Update wurde auch eine aktuelle Fallstudie rund um ein Leberversagen bei einem Kleinkind nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 veröffentlicht.

Der Fall stellt einen Zusammenhang zwischen einer SARS-CoV-2-Infektion und der anschließenden Entwicklung einer autoimmunen Lebererkrankung mit akutem Leberversagen her: Das zuvor gesunde dreijährige Mädchen hatte ein akutes Leberversagen als Folge einer Autoimmunhepatitis vom Typ 2 entwickelt. (Hier können Sie die Studie auf Englisch nachlesen.)

Dabei werden Leberzellen vom eigenen Immunsystem angegriffen, was zu einer Entzündung der Leber (Hepatitis) führt. Im schlimmsten Fall, wie bei der kleinen Amerikanerin, kann die Entzündung zu einem Leberversagen führen.

Dem Leberversagen ging eine leichte, symptomatische Infektion (Husten und Fieber) mit SARS-CoV-2 drei Wochen zuvor voraus. Das nicht übergwichtige Kind musste nicht im Krankenhaus behandelt werden - die Symptome hielten fünf Tage an. Zwei Wochen später litt die kleine Patientin unter Müdigkeit sowie Gelbsucht und vermindertem Harndrang.

Sie erfüllte nicht die Diagnosekriterien für Pims, eine schwere Entzündungsreaktion nach einer Coronavirus-Erkrankung, auch ein Test auf Hepatitis-Viren war negativ. Eine Leberbiopsie ergab keinen Hinweis auf eine Fibrose oder chronische Lebererkrankung.

Die Behandlung mit Methylprednisolon, das entzündungshemmend und immunsuppressiv wirkt, sowie mit Azathioprin, das zur Unterdrückung der körpereigenen Immunabwehr eingesetzt wird, führte zu einer Besserung des Zustands. Eine Lebertransplantation konnte damit vermieden werden.

Eine Beteiligung der Leber ist bei einer Infektion SARS-CoV-2 häufig, wobei bei 15 bis 65 Prozent der erwachsenen Patienten und bei 6 bis 27 Prozent der jungen Patienten abnormale Leberwerte auftreten. Schwere Schäden oder Leberfunktionsstörungen sind jedoch selten, insbesondere bei Patienten ohne zugrunde liegende Lebererkrankung oder ohne schwere systemische Erkrankung, so die Studienautoren.

"Obwohl es nicht möglich ist, direkt zu beweisen, dass die SARS-CoV-2-Infektion bei dieser Patientin eine Autoimmunhepatitis verursacht hat, kann der zeitliche Zusammenhang zwischen der Infektion und dem nachfolgenden Leberversagen nicht ignoriert werden", so die Wissenschafter.

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