Hepatitis bei Kindern: Lebertransplantationen komplex aber sicher

Hepatitis bei Kindern: Lebertransplantationen komplex aber sicher
In Österreich werden Lebendspenden für Kinder nur in Innsbruck durchgeführt. In den USA war in 14 Prozent der mysteriösen Hepatitis-Fälle eine Transplantation nötig.

Für den Worst-Case-Fall einer Lebertransplantation wegen der neuartigen Hepatitis-Erkrankung bei Kindern, kann aus Innsbruck Positives berichtet werden. "In den vergangenen zehn Jahren haben wir kein einziges Kind bei der Operation oder unmittelbar danach verloren", sagte Stefan Schneeberger, Transplantchirugie-Leiter an der Innsbrucker Uniklinik, im APA-Interview. In Österreich werden nur in Innsbruck Transplantationen mit Lebendspenden durchgeführt.

Teil der Leber spenden

Eltern oder Großeltern beispielsweise können nämlich - insofern einige Parameter wie Blutgruppe oder Gesundheitszustand stimmen - einen Teil ihrer Leber spenden. Die Vorgehensweise ist inzwischen zur Norm geworden, "denn die Leber des Spenders regeneriert sich und wächst wieder nach", erklärte Schneeberger. Die dazugehörige Operation ist jedoch ein "komplexes, chirurgisches Verfahren", hat "eigene Gesetze" und ist "vielleicht die schwierigste Operation, die es in der Chirurgie gibt", meinte er.

Man müsse zuerst den Leberteil beim Spender freilösen und im "Empfängerkind rekonstruieren". Dabei operiere man an Gefäßen, die nur ein bis zwei Millimeter groß sind, verdeutlichte er die enorme Herausforderung. Doch der Aufwand lohnt sich offenbar: "Das Sterblichkeitsrisiko für das Kind ist sehr, sehr gering und auch allen Spendern geht es gut", berichtete Schneeberger. Jährlich werden in Innsbruck zwischen sieben und 15 Kinderlebertransplantationen durchgeführt, dies entspreche auch "dem Bedarf des Landes", sagte er.

Wie viele Kinder im Zuge der neuen Lebererkrankung tatsächlich auf eine Lebertransplantation angewiesen sind, ist jedoch nach wie vor nicht eindeutig. Angesichts der bisher bekannten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wurden zehn Prozent der Kinder einer solchen Operation unterzogen. Sollte man allerdings herausfinden, worauf die Hepatitis-Erkrankung zurückzuführen ist, könne dieser Anteil nach unten korrigiert werden.

Autoimmunreaktion als Ursache

Thomas Müller, Leiter der Universitätsklinik für Kinderheilkunde in Innsbruck, verdächtigt nämlich eine Autoimmunreaktion hinter den noch mysteriösen Leberentzündungen. Er vermutet eine Alltagsinfektion dahinter, wobei Virusreste in der Leber zurückbleiben - "die wir aber nicht leicht nachweisen können". Wochen oder Monate nach der Infektion könne es schließlich zu einer überschießenden Entzündungsreaktion in der Leber kommen, die durch sogenannte "T-Zellen" vermittelt wird. Dass es sich um eine "simple Infektion" - wie beispielsweise eine "akute Adenovirus-Hepatitis", wie derzeit von einigen Wissenschaftern vermutet - handelt, glaubte er nicht.

Bei Adenoviren handelt es sich um weit verbreitete Viren, die normalerweise nur leichte Erkrankungen auslösen. Es gibt mehr als 50 Typen dieser Viren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Die meisten dieser Erreger verursachen Erkältungen, manche lösen aber andere Beschwerden aus. Das Adenovirus 41 ist als Erreger von Magen-Darm-Entzündungen bei Kindern bekannt.

Todesfälle in den USA

Nicht nur die EU-Gesundheitsbehörde ECDC prüft als "Arbeitshypothese" aktuell einen möglichen Zusammenhang mit Adenoviren, auch für die US-Gesundheitsbehörde CDC steht das Adenosvirus "an der Spitze der Liste der Viren von Interesse", wie CDC-Vertreter Jay Butler am Freitag erklärte. Man wisse jedoch nicht, "ob es das Adenovirus selbst ist, das die Fälle verursacht, oder ob es eine Immunreaktion auf diesen bestimmten Virusstamm ist."

In mehr als der Hälfte der 109 Fälle der mysteriösen Hepatitis-Erkrankung bei Kindern in den USA sei das Adenovirus 41 nachgewiesen worden. "Ermittler hier und im Ausland und weltweit arbeiten hart daran, die Ursache herauszufinden", sagte Butler.

Die US-Behörden gehen aber auch anderen möglichen Ursachen nach. Untersucht wird unter anderem, ob Haustiere in den Haushalten der betroffenen Kinder lebten, oder ob andere Viren wie das Coronavirus für die Erkrankungen verantwortlich sein könnten. Experten sehen keinen Zusammenhang der jüngsten Fälle mit Corona-Impfungen, da viele betroffene Kinder nicht geimpft waren.

Weiters erklärte die CDC am Freitag, dass 90 Prozent der jungen Hepatitis-Patienten im Spital behandelt werden hätten müssen und in 14 Prozent der Fälle eine Lebertransplantation nötig gewesen sei. Die meisten Kinder hätten sich wieder vollständig erholt, fünf Todesfälle im Zusammenhang mit der Hepatitis-Erkrankung seien zu beklagen.

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